Aber man stellt auch fest dass wir beim Lernen neuen Speicherspatz geschenkt bekommen da parallel zum Ler nereignis auch neue Synapsen wachsen die wir hochauf lösenden Mikroskopen bei uns im Labor sichtbar machen können Im Hippocampus wird über das Lernen auch die Integration komplett neuer Nervenzellen gefördert unge wöhnlich für das Gehirn in dem nur der Hippocampus und eine mit dem Riechsystem befasste Gehirnregion neue Ner venzellen bilden kann Heißt im Umkehrschluss auch dass wir im Großen und Ganzen mit den Nervenzellen ein Leben lang auskommen müssen mit denen wir geboren werden sicher bedenkenswert wenn man ein Trinkgelage plant Umgekehrt gilt aber dass man auch Neurone dazugewinnen kann z B wenn man sich zutraut Neues zu lernen und Gleiches gilt im übrigen auch für physische Aktivität die ebenfalls den Hippocampus veranlasst mehr neue Neurone in seine neuronalen Speichertürme einzubauen Vor allem interessiert uns aber wie das Immunsystem des Gehirns nach Infektionen Speicher und Abrufprozesse im Hippocampus stören kann Hierbei arbeiten wir mit dem Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung in Stöckheim zusammen einem der weltweit führenden Institution auf dem Gebiet der Infektionsforschung an dem nicht nur die spätere Nobelpreisträgerin Emmanuelle Charpentier für eine Zeit tätig war sondern auch die beiden Mitglieder des Corona Expertenrates Michael Meyer Herrmann und Melanie Brink mann letztere mittlerweile eine geschätzte Kollegin an der TU Was wir versuchen in verschiedenen Kooperationsprojekten herauszufinden ist ob es sein kann das entzündliche Pro zesse im Gehirn den Verlauf der Alzheimer Erkrankung welche vor allem unsere Gedächtnisprozesse zum Erliegen bringt beschleunigen eventuell sogar mit verursachen Und tatsächlich haben wir gefunden dass zumindest im Mäuse gehirn eine schwere Grippeinfektion zu einem Synapsenver lust im Gehirn führt und auch bei älteren Mäusen noch drei Monate nach überstandener Infektion das Lernvermögen stark einschränkt Vor allem scheinen die Immunzellen des Gehirns die Mikrogliazellen aktiviert zu werden und zwar umso länger je älter wir werden Mikrogliazellen sind so eine Art zelluläre gehirneigene Feuerwehr des Gehirns die sich normalerweise auch nicht zu schade sind Hausmeisterauf gaben zu übernehmen und zelluläre Abfallprodukte wegzu räumen und kleinere Reparaturen vorzunehmen Aber sie haben auch ein zweites Gesicht wenn sie Gefahr durch pathogene Viren oder Bakterien ahnen werden sie im über tragenden Sinne zu feuerspuckenden Vulkanen und können wenn sie nicht rechtzeitig wieder abgestellt werden oder auf falsche körpereigene Signale reagieren auch Neurone massiv schädigen Vor allem konnten wir zeigen dass diese Immunwächter des Gehirns nicht nur aktiviert werden können wenn ein Befall mit Pathogenen im Gehirn selbst vorliegt sondern auch wenn Organe wie die Lunge betroffen sind gelangen die Nachrichten über Entzündungen wohl über Botenstoffe des Immunsystems ins Gehirn Aktuell untersuchen wir hierbei inwiefern eine Impfung gegen bestimmte Viren auch das Gehirn nachhaltig schützen kann Zukünftig werden wir auch untersuchen ob vergleichbar immunologische Überreaktionen im Gehirn auch zu den Symptomen von Long Covid beitragen die auch bei jün geren Menschen nach milden akutem Infektionsverlauf Fo to gr afi e a do be St oc k ch an el S hr in H os se in i M ar ti n K or te t U B ra un sc hw ei g auftreten und häufig Gedächtnisprozesse beinträchtigen und das Lernen noch für Monate erschweren Bei all dem arbeiten nicht nur Institutionen in der Region zusammen sondern Menschen vor allem begeisterte und hartarbeitende Jungforscher aller Nationen in meinem Labor aus Indien China Iran Italien Jordanien und natürlich aus verschiedenen Regionen Deutschlands sowie mit Koopera tionspartnern in Israel den Niederlanden Luxemburg und Ita lien Erst durch die Vernetztung der forschenden Menschen in unserer Region untereinander und mit der Welt kommt die Forschungsküche der Region so richtig ins Rotieren und neben der guten technischen Ausstattung des HZI und meiner Uni versität machen diese Menschen den Erfolg einer kleinen aber feinen Arbeitsgruppe über die zellulären Grundlagen des Gedächtnisses aus Prof Dr Martin Korte Leiter der Abteilung Zelluläre Neurobiologie an der TU Braunschweig und der Arbeitsgruppe Neuroinflammation und Neurodegeneration am HZI  proF dr mArtin Korte Stadtglanz Sommer 22  forSchung  neURoBIoloGIe 67

Vorschau Stadtglanz 23 Sommer_V02 Seite 67
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