27SERVICE SEITEN Gesundheit BS WOB 2022F A C H I N F O R M AT I O N STEPHANIE BRACH Apotheke am Botanischen Garten Braunschweig APOTHEKERIN Stephanie Brach studierte Pharmazie an der Technischen Uni versität sowie Betriebswirtschaftslehre an der Verwaltungs und Wirtschaftsakademie Braunschweig Nachdem sie als stellver tretende Geschäftsführung und Leiterin für den Pflegedienst und Heimversorgung eines Apothekenverbundes tätig war ist sie seit 2020 Inhaberin der Apotheke am Botanischen Garten in Braunschweig Für folgende Indikationen haben sich THC reiche cannabisbasierte Medikamente etabliert neuropathische und chronische Schmerzen Übelkeit und Erbrechen bei Chemo oder Strahlen therapie in der Krebstherapie Appetitlosigkeit und Kachexie extremer Gewichts verlust bei Krebs oder HIV Patienten Spastik bei Multipler Sklerose Das zweithäufigste Cannabinoid das Cannabidiol CBD welches keine THC typischen psychischen Wirkungen verursacht kommt u a für folgende Erkrankungen in Frage Epilepsie v a genetisch bedingt Angststörungen und Depressionen Schizophrenie Entzündungen chronische Schmerzen Abhängigkeit von THC Nikotin Opiaten Nur für wenige dieser Indikationen gibt es einen ausrei chenden Wirksamkeitsnachweis auf Basis randomisier ter kontrollierter klinischer Studien Meist fehlt auch eine aussagekräftige Menge an Studienteilnehmern Zum Teil profitieren Patienten in beeindruckender Wei se von einer cannabisbasierten Therapie häufig ist die Wirksamkeit im Vergleich zu bestehenden Therapieop tionen aber nicht überragend Weitere klinische Studien nach aktuellem Stand der Wissenschaft sind demnach notwendig um genauere Daten zu erhalten und Can nabis als Therapieoption zu stärken Cannabis als Lifestyledroge Die Zahl der Cannabiskonsumenten wird weltweit auf bis zu 227 Millionen geschätzt Cannabis gilt als die am häufigsten konsumierte illegale Droge Der größte Teil der Cannabisverwender entwickelt keine Störungen doch von Ungefährlichkeit kann keine Rede sein Die Risiken für Cannabiskonsumstörungen können weder der sozialen Lebenssituation noch der Menge und Häufigkeit des Konsums zugeordnet werden Die Can nabiskonsumierenden kommen aus allen Altersgruppen sozialen Schichten und Berufen Das menschliche Endocannabinoidsystem reguliert im Gehirn ein System zur Stressbewältigung Wird es durch den Konsum von Cannabis aktiviert zeigt sich beim ge sunden Anwender eine als angenehm empfundene psychische Wirkung Im Allgemeinen wird der Cannabis rausch als entspannend beschrieben verbunden mit gesteigertem Wohlbefinden und einem leicht euphorischem Hochgefühl Veränderungen in der Zeitwahrnehmung traumähnliche Zustände die Intensivierung sinnlicher Eindrücke aber auch Störungen des Kurzzeitgedächtnis ses können auftreten Unangenehme Wirkungen wie Angst und Unruhe oder auch Panikattacken zeigen sich vor allem bei höheren THC Dosen Körperliche Auswir kungen wie die Zunahme der Herzfrequenz oder Verän derungen des Blutdrucks können vor allem bei Personen mit Herz Kreislauferkrankungen gefährlich sein Problematisch ist der Cannabiskonsum grundsätzlich in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter Es gibt deutliche Hinweise darauf dass sich bei veranlagten Personen eine Schizophrenie bzw Psychose mit einer doppelten oder dreifachen Wahrscheinlichkeit entwickeln kann Verglichen mit Personen die niemals Cannabis verwendet haben zeigte sich ein um 41 erhöhtes Risiko einer Entwicklung von psychotischen Symptomen Anhand einer Langzeitstudie wurde zudem gezeigt dass sich starker Konsum während der Jugendzeit ungünstig auf die Persönlichkeitsentwicklung und das Denken verminderte Intelligenz und Konzentrations fähigkeit auswirkt da die Hirnreifung in diesem Alter noch nicht abgeschlossen ist Da Cannabis das Belohnungssystem des Gehirns beein flusst kann es letztlich eine physische wie auch psychi sche Abhängigkeit verursachen Dies ist bei 9 der Cannabis Konsumenten der Fall bei Einstieg des Konsums in der Jugend sind es sogar 17 Obwohl Cannabis eine Einstiegsdroge auch für anderweitigen Drogenkonsum darstellt wird sie oft verharmlost Häufig wird vergessen Durch professionelle Züchtungen der Hanfpflanze hat sich der THC Gehalt in den letzten Jahrzehnten extrem erhöht und kann damit nicht mehr mit den Joints aus den 1970er Jahren verglichen werden FAZIT Ob Legalisierung oder nicht Es braucht zu diesem Thema Fingerspitzengefühl der Zu ständigen der Politik sowie wesentlich mehr Anstrengungen zur Aufklärung und Prävention der Droge Cannabis Im medi zinischen Sektor ist auf eine zunehmende Sicherheit und Relevanz durch aussagekräf tige Studien zu hoffen damit das therapeutische Potenzial das Cannabis besitzt bewiesen und auch genutzt werden kann Literatur Franjo Grotenhermen Klaus Häußermann Cannabis Verordnungshilfe für Ärzte 3 Auflage 2019 Jürgen Schlieckau Imke Geest Cannabispolitik quo vadis 2020 Christian Ude Mario Wurglics Cannabis in der Apotheke 3 Auflage 2020
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