18 Zwangssymptome kommen nicht nur bei der Zwangs störung sondern auch bei anderen psychiatrischen Erkrankungen wie Depression Angststörung Suchter krankungen und Psychosen vor Manchmal und insbe sondere bei depressiven Erkrankungen ist es schwer zu unterscheiden ob die Zwangssymptomatik Teil der Depression ist oder die Depression Folge der Zwangs störung mit schweren Einbußen des Selbstwertes der familiären und anderen sozialen Beziehungen beruf lichen und sonstigen Leistungen und der gesamten Lebensqualität Auch die Abgrenzung der Zwangsstörung zur zwanghaften Persönlichkeitsstörung Hauptmerk male Perfektionismus und selbst gesetzte übermäßig strenge und unerreichbare Normen ist gelegentlich schwierig aber für eine zielführende Behandlung notwendig Gerade bei einem späten Beginn der Zwangsstörung muss eine organische Ursache d h eine körperliche Erkrankung ausgeschlossen werden Hierzu gehören unter anderem Gehirnentzündungen Intoxikationen Gehirntumore Schlaganfälle oder Schädel Hirn Verletzungen Die Diagnosestellung der Zwangsstörung kann schwierig sein Dies liegt zum einen daran dass Patienten häufig ihre Symptome verkennen verharmlosen oder verheimlichen und zum anderen daran dass eine klinische psychiatri sche Untersuchung allein nicht ausreicht die Dia gnose genau zu stellen Daher kann zusätzlich die An wendung von strukturierten und standardisierten Inter views sinnvoll sein Zahlreiche standardisierte diagnostische Verfahren zur Selbst und Fremdeinschät zung Beurteilung des Verlaufs Schweregrads Pro gnose und Auswirkungen der Zwangssymptome auf den Alltag Beruf und Lebensqualität stehen zur Verfügung Obwohl die ersten psychotherapeutischen Behand lungsversuche der Zwangsstörung auf Sigmund Freud und die Psychoanalyse zurückgehen haben sich in den letzten Jahren die verhaltenstherapeutischen Verfahren in der Behandlung durchgesetzt und einen Durchbruch in der Psychotherapie der Zwangsstörungen erzielt Laut o g S3 Leitlinie ist die störungsspezifische Kog nitive Verhaltenstherapie KVT die Psychotherapie der ersten Wahl bei einer Zwangsstörung wobei sich auch andere verhaltenstherapeutische Verfahren sowohl in Einzel als auch in Gruppentherapie als wirksam erwie sen Während der kognitiven Verhaltenstherapie lernt man die Zwangshandlungen zu reduzieren und erfährt mit Hilfe engmaschiger therapeutischer Begleitung dass Ängste und Anspannung nachlassen Die Einbe ziehung von engen Bezugspersonen bei der Durchfüh rung einer Kognitiven Verhaltenstherapie KVT wird ebenfalls empfohlen Insbesondere bei begrenztem Behandlungsangebot kommen medienbasierte Inter net Telefon kognitivverhaltenstherapeutische Behand lungsangebote zur Überbrückung von Wartezeiten oder zur Nachbetreuung in Betracht Eine medikamentöse Behandlung kann die Psycho therapie unterstützen und ergänzen aber auf keinen Fall ersetzen und darf allein nur dann durchgeführt werden wenn der Patient Verhaltenstherapie ablehnt diese wegen der Schwere der Symptomatik nicht durchgeführt werden kann oder wegen langer Warte zeiten oder mangelnder Ressourcen nicht zur Verfügung steht oder dadurch die Bereitschaft des Patienten für Verhaltenstherapie erhöht werden kann Wenn eine medikamentöse Therapie indiziert ist dann kommen Antidepressiva und vor allem Serotonin Wiederauf nahmehemmer SSRI und als 2 Wahl auch Clomipra min in Frage Bei ausbleibendem oder unzureichendem Ansprechen auf diese Präparate kann eine Kombina tion aber nicht allein mit Antipsychotika versucht werden Bleibt eine Besserung der Symptomatik nach 6 Wochen aus soll die Behandlung mit Antipsychoti ka beendet werden INFO Mit den nach aktuellem Forschungsstand zur Ver fügung stehenden Thera piekonzepten ist eine Zwangsstörung gut behan delbar Voraussetzung dafür ist dass Patient innen mögliche Hemmschwellen überwinden können und einen Zugang zur Behand lung finden
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