Während immer mehr Unternehmen mit der New Work Bewegung und Agilität versuchen Abteilungsdenken zu durchbrechen verharren Schulen unnötig in ihren Fächersilos Ganz gleich ob die Schüler sich zu Tode langweilen oder gerade begeistert ein neues Wissensgebiet erschließen Verlässlich nach 45 oder 90 Minuten wird der Unterricht ohne Bezug zur Folgestunde abgeklingelt MEHR SILO GEHT NICHT Wer dann das Abi in der Tasche hat kann seine Ausbildung zum sagen wir es ruhig etwas überspitzt Fachidioten ohne Blick über den Tellerrand nahtlos fortsetzen 20 000 verschiedene Studiengänge stehen dabei in Deutschland mittlerweile zur Verfügung Vom Bachelor in Gamedesign bis zum Master in angewandten Freizeitwissenschaften gibt es für jede noch so kleinteilige Interessenslage einen ganzen Studiengang DOCH WER SCHON IM BACHELOR HOCHSPEZIALISIERT IST VERLIERT SCHNELL DEN BLICK DAFÜR WIE MAN UNTERSCHIEDLICHE WISSENSGEBIETE MITEINANDER ZU WIRKLICH NEUEN ERKENNTNISSEN VERKNÜPFEN KÖNNTE Zumal die Halbwertzeiten so manches Modehype Studiengangs wohl kaum als gesundes Fundament bezeichnet werden kann um sich einige Male im Berufsleben ganz neuen und veränderten Anforderungen und Aufgaben zu stellen Doch statt die Verschulung des Studiums zurückzunehmen expandiert diese Fehlentwicklung der letzten 20 Jahre leider auch in die bisher verschonte klassische Berufsausbildung Kein Witz Der Handwerksmeister oder Techniker soll ab kommendem Jahr Bachelor Professional heißen Wer hingegen große Reformen erreichen will strandet schnell in einem Zuständigkeitsstreit zwischen Bund Ländern und Kommunen Dabei sollten wir alle wissen DIE WAHRE GESTALTUNGSKRAFT VON BILDUNG SITZT WEDER IM RATHAUS NOCH IM LANDTAG ODER BUNDESTAG SONDERN IM KLASSENZIMMER So recht die Befürworter von Bildungsföderalismus haben wenn sie Wettbewerb im Bildungswesen einfordern so wenig gibt es diesen Wettbewerb doch aktuell Schlechte Lehrer Dozenten und Professoren verlieren in Deutschland leider nicht ihren Job und gute erhalten leider auch keine höheren Gehälter Vielmehr schränken immer engere Lehrpläne Vergleichstests und Elternerwartungen die besten Lehrer in ihrem Wirken ein Beispiele dafür kennt wohl jeder Als mein Mathelehrer in einer Stunde aus seinem Lieblings roman vorlas lernte ich wohl mehr für das Leben als in unzähligen lehrplan konformen Stunden Doch im Ergebnis erntete er Beschwerden besorgter Eltern man würde so den Stoff für das Zentralabitur nicht schaffen IN EINEM SOLCHEN SYSTEM GEWINNEN LEHRER ROBOTER GEGEN ECHTE LEHRER TYPEN An letztere können wir uns aber meist besser erinnern als an den Stoff der Abschlussprüfungen Das Ergebnis nach 13 Jahren Schule einer Berufsausbildung oder eines Studiums ist deswegen vor allem eines VIELE VON UNS HABEN ABSOLUT KEINE LUST MEHR AUF BILDUNG zumindest auf diese Form von Bildung Wir meiden alles was wieder nach Auswendiglernen ohne Erkenntnisgewinn aussieht Und während in Schulen und Hochschulen eigentlich längst alle Konzepte und Erkenntnisse vorliegen um eine grundlegende Verbesserung unserer Bildung zu erreichen ist das Feld der Weiterbildung erstaunlich zurückhaltend mit einem eigenen Reformeifer bestellt Fo to gr afi e A do be S to ck H on gz hi L uo p ri va t STADTGLANZ DEZEMBER 19  UNSER THEMA20

Vorschau Stadtglanz Dezember 2019 Seite 20
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