EI N  FR EU DG EW INN  F  reiheit ist nach John Stewart Mill On Liberty  1859 ein Handlungs  spielraum  den ein Jeder gegenüber der Gesellschaft hat    Mill versuchte  die Forderungen nach Freiheit und sozialer   Gerechtigkeit zu vereinbaren  Auch im 19  Jahrhundert war   der Konflikt zwischen der Freiheit des Individuums und den   allgemeinen Rechten der Gesellschaft klar  Mills Freiheitsprinzip  lautete   Dass der einzige Grund  aus dem die Menschheit  einzeln  oder vereint  sich in die Handlungsfreiheit eines ihrer Mitglieder  einzumengen befugt ist  der ist  sich selbst zu schützen    Dass der einzige Zweck  um dessentwillen man Zwang gegen   das Mitglied einer zivilisierten Gesellschaft rechtmäßig ausüben  darf  der ist  Die Schädigung anderer zu verhüten   Würde war   im Mill schen Wertebild nur entfaltbar  wenn das Individuum frei   ist   jedoch mit der Einschränkung des Schutzes  anderer   Mit einem modernen Begriff von Schutzgütern bedeutet dies   dass man Einschränkungen   Zwang   gegen das Mitglied einer  Gesellschaft rechtmäßig ausüben darf  wenn es gilt  die Schädi  gung von Schutzgütern zu verhüten    Würden Sie RUSSISCH ROULETTE   spielen  mit fünf Patronen in sechs Kammern    U  nsere Lebensweise  die Art  uns Freiheiten zu nehmen    zu konsumieren  Ressourcen abzubauen  schadet vielen   Naturgütern und produziert eben das Gegenteil von Zufriedenheit  bei heute lebenden Schwächeren  So betrachtet steht es   also durchaus in der Tradition des Freiheitsbegriffs    Einschränkungen im Rahmen nachhaltigen Entwicklung   zuzulassen  wenn damit Schädigungen  anderer  zu verhüten sind   wenn man den Begriff  anderer  weiter fasst  als Mill dies konnte  Mill definierte   Was keinem anderen schadet  ist erlaubt    wir  leben nach einer anderen Maxime  Was nützt  ist auch erlaubt   solange es sich im  sehr weiten  Ordnungsrahmen bewegt    I   n den 1960er Jahren baute John Rawls das Theorem auf    dass eine Systemordnung dann gerecht sein wird  wenn sie von  Menschen festgelegt wird  die in Unkenntnis Veil of Ignorance  darüber  sind  welche Position sie in der Welt bekleiden  deren Gerechtig  keitssystem sie vorher selber festlegen dürfen  Somit wende  ich mich an Sie mit einem Gedankenexperiment  Sie dürfen in   aller Kenntnis des Mangels in vielen Regionen  der Ausbeutung    des verminderten Zugangs zu Bildung und Ressourcen    die Weltordnung neu festlegen  Sie können alles so lassen  wie es   ist oder alles neu und anders  gerechter oder noch ungerechter  verteilen  Danach werden Sie einer beliebigen heutigen oder  zukünftigen Position auf dieser Welt zugelost  Meine Frage an Sie  Lassen Sie alles wie es ist  oder machen Sie  die Welt gerechter  gleichverteilter  wissend  dass die Chance  bestenfalls 1 6 ist  wieder als Bürger eines Industrielandes  geboren zu werden  Oder verteilen Sie gerechter  weil Sie  wissen  dass Sie dann auf jeden Fall einen auskömmlichen   fairen Platz auf der Welt bekommen werden  vielleicht auch nicht  mit so guten Konditionen wie wir sie als Deutsche heute haben    N  och spitzer  Würden Sie Russisch Roulette spielen  mit fünf   Patronen in sechs Kammern   erwischen Sie die leere    erhalten Sie unbegrenzt Geld  erwischen Sie eine der   fünf geladenen Kammern  sind Sie tot    Sei der gleiche Mann  aber FAMILIENVATER   dann sei es zulässig  ihm überbordenden   Alkoholkonsum zu untersagen    Ich behaupte  die meisten von uns würden die risikolosere   Variante einer größeren  gerechteren Umverteilung wählen   W  enn wir aber im Grundsatz eine gerechtere Welt wollen    warum schaffen wir sie dann nicht   Bei einer zu liberalen Rahmensetzung ist die Wahrnehmung   von Konsumfreiheiten so verlockend  dass Gesellschaften der  Versuchung unterliegen  eben nicht nachhaltig zu handeln    Dies ist unter anderem so  weil sich Schädigungen an Umwelt  und Lebensgrundlagen künftiger Generationen schwer   sehen lassen und damit während der schädlichen Handlung   auszublenden sind  Am konkreten Beispiel  Würde beim Kauf  eines neuen Mobiltelefons  obwohl das alte Modell noch funktio  niert  sofort schonungslos offensichtlich  dass zum gleichen  Zeitpunkt unter inhumanen Arbeitsbedingungen und unter  gewaltigen Umweltschädigungen im Kongo Konfliktmineralien  abgebaut werden  dann unterließen viele Menschen die Handlung   Die Entfaltungsfreiheit  die wir in Industriestaaten haben  ist  nicht gerecht  weil sie heute lebenden Schwächeren und auch  künftigen Generationen einen ähnlichen Ressourcenzugang   verwehrt  J S  Mill hatte die Zulässigkeit von Freiheitseinschrän  kungen sehr simpel erläutert  Wenn ein Mann zum Trinker wird   dann könne man ihn gewähren lassen  wenn er damit nur sich  selber schädigt  andere in Frieden lässt  Sei der gleiche Mann  aber Familienvater  dann sei es zulässig  ihm überbordenden  Alkoholkonsum zu untersagen   denn dieser nähme den Kindern  die Zukunftsperspektiven und würde sie schädigen  In dieser  Allegorie  Wir haben alle  Kinder   nämlich die künftigen   Generationen  für die wir eine kollektive Verantwortung tragen   Nachhaltiges Leben   WAHRNEHMUNG   VON   VERANTWORTUNG    Uns   aber eben nur uns    liegt die Welt zu Füßen   trotzdem sollten wir sie  nicht überlasten   Ill us tr ati on     J oe y  M er ti nk e    STADTGLANZ   DEZEMBER 18   WIRTSCHAFT   NACHHALTIGKEIT92  
        
        
        
        
        
          
          Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht. 
          Klicken Sie 
hier um zur Online-Version zu gelangen.