Der Mittelstand. 5|2014 Seite 14

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Inhalt

Jahrzehntelang hat die Deutsche Bundesbank aus guten Gründen keine Empfehlungen für Lohnsteigerungen gegeben Die selbst aufer legte Zurückhaltung der Zentralbank in Fragen die nicht die Geldwertstabilität betreffen war allseits akzeptiert Davon scheinen die Wäh rungshüter nun abzurücken Eine Schwächung der Tarifautonomie ist jedoch kontraproduktiv wie Erfahrungen aus Ländern ohne dieses Inst rument belegen Die Bundesbank wäre deshalb gut beraten den bewährten Kurs der Nichtein mischung in Tarifverhandlungen beizubehalten Was steckt hinter dem Kurswechsel Jens Weidmann Bundesbank Präsident und zuvor enger Berater Angela Merkels beziffert den Spielraum für Lohnzuwächse in diesem Jahr auf rund drei Prozent Diese von ihm geldpoliti sche Einordnung genannte Äußerung wirft die Frage auf warum er entgegen bisheriger Praxis dieses Thema aufgegriffen hat Die Antwort Um der angeblich bestehenden Gefahr einer Deflation vorzubeugen müssten Löhne und Gehälter in Deutschland stärker steigen Bescheren deutsche Unternehmen ihren Mitarbeitern ein kräftiges Lohnplus so die Hoffnung springe die Binnenkonjunktur an Die Beschäftigten würden mehr konsumieren die Unternehmen mehr investieren Den viel fältigen Wechselwirkungen einer eng mit der Welt wirtschaft verflochtenen Exportnation wie Deutschland trägt diese Sichtweise jedoch nur unzureichend Rechnung Lohnpolitik für Deflationsbekämpfung ungeeignet Der Grund für die niedrige Inflationsrate liegt in der Niedrigzinspolitik der EZB Die Inflation über stärkere Lohnsteigerungen antreiben zu wollen ist daher verfehlt Der private Verbrauch wächst in Deutschland äußerst dynamisch trotz niedri ger Inflation Offenbar verhindert der intensive Wettbewerb im Handel die erwarteten Preisstei gerungen Auch in der Vergangenheit lässt sich kein Zusammenhang zwischen der Tariflohnent wicklung und der Inflationsrate erkennen In Jah ren mit hohen Lohnabschlüssen stieg die Infla tionsrate nicht signifikant in Jahren mit niedrigen Lohnabschlüssen war keine Deflationstendenz zu erkennen Exportsektor könnte Preisdruck nicht standhalten Deutliche Lohnsteigerungen beeinträchti gen über steigende Arbeitskosten die Wett bewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen Schließlich beruht der Erfolg der deutschen Wirtschaft in besonderem Maße auf ihrer Ex portstärke Die Folge des Preisdrucks Die Kunden kaufen bei der Konkurrenz aus dem Ausland Eine reine Betrachtung des deutschen Binnenmarktes greift für eine globalisierte Wirtschaft wie die deutsche mit einer Export quote von vierzig Prozent im vergangenen Jahr zu kurz Deutschland ist keine abgeschottete Insel die unabhängig von der Weltwirtschaft agieren kann Stark steigende Gehälter wür den besonders die exportorientierten heimi schen Betriebe im internationalen Wettbewerb schwächen und notwendige Investitionen blo ckieren Der Maßstab für Lohnsteigerungen muss auch weiterhin der Produktivitätsfort schritt bleiben Lohnabschlüsse jenseits die ser Orientierungsmarke verschlechtern die Investitions bedingungen und gefährden Ar beitsplätze Dr Hans Jürgen Völz Chefvolkswirt BVMW Bundesbank auf Abwegen Die Nicht Einmischung in Tarifverhandlungen hat sich bewährt Deutliche Lohnsteige rungen beeinträchtigen über steigende Arbeitskosten die Wett bewerbs fähigkeit deutscher Unternehmen Fo to fo to ge st oe be r F ot ol ia c om 14 POLITIK Der Mittelstand 5 2014


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