Der Mittelstand. 3|2013 Seite 35

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Inhalt

3Fortschritt in der Baudokumentation SKILL SoftwareDieselbe Branche andere Zielgruppe Auch das Frankfurter Unternehmen SKILL Software GmbH entwickelt Apps nicht jedoch für den Alltag sondern um gezielt einen anderen mittelständischen Sektor durch Innovation effizienter und schneller zu machen das Baugewerbe Die Skillbau doc App organisiert alle Baudokumente Pläne Aufträge und Leistungen werden in der Cloud angelegt und sind auf PC Tablet und Smartphone jederzeit abrufbar Kor rekturen Mängelberichte und Planungs änderungen vor Ort werden direkt synchro nisiert Keine schweren Leitzordner mehr am Bau keine verdreckten Dokumente Zugleich können Bauabnahmen gleich vor Ort ausgedruckt und unterschrieben wer den denn dort wo Entscheidungen gefällt werden sind die Dokumente meistens nicht zur Hand weiß Edgar Reh geschäftsfüh render Gesellschafter der SKILL Software GmbH Seine App verringert den Aufwand für Berichte und Dokumentationen um bis zu 80 Prozent senkt die Fehlerquote dra matisch und beschleunigt Bauvorhaben um 40 bis 60 Tage Diese innovative mobile Dokumentationstechnologie brachte dem hessischen Mittelständler 2012 den Inno vationspreis Mittelstand der Telekom ein Skillbaudoc wurde ohne jede staatliche oder private Innovationsförderung ent wickelt Es war im Frankfurter BVMW Netzwerk wo Reh zufällig seinen künfti gen Partner traf Die beiden komplementär ausgerichteten Unternehmen taten sich zusammen die Kooperation war fruchtbar und traf einen akuten Marktbedarf Die Idee stand im Raum und konnte innerhalb von vier bis sechs Wochen entwickelt werden Einen ZIM Antrag zu stellen hät te das Projekt unnötig verschoben und so haben wir es aus Eigenmitteln finan ziert Mit Innovationsförderungen kennt sich Reh schon seit den 1980er Jahren aus und hat enttäuschende Erfahrung ge macht Bei der hessischen Beteiligungs gesellschaft etwa musste er aufwändige Businesspläne abgeben um erst nach Mo naten zu erfahren dass prinzipiell keine Softwareprojekte gefördert werden Reh sieht drei realistische Arten kost spielige Entwicklungsarbeit zu finanzie ren Hemmungslose Selbstausbeutung einen finanzstarken Geschäftspartner an der Seite der die Entwicklungsidee ver steht und die Zusammenarbeit mit Refe renzkunden Nun sind Referenzkunden für Produktneuheiten die noch gar nicht exis tieren naturgemäß schwer aufzutreiben aber Reh rät dennoch zur Akquise Er ver gleicht es mit einer Art Fundraising Un ternehmen müssen potenzielle Kunden überzeugen vorab zu investieren mit der Garantie auf Sonderpreise und bevorzugte Behandlung So kann durchaus ein Teil der Entwicklungskosten gedeckt werden Gleichwohl lehnt Reh staatliche Innova tionsförderung nicht ab sie muss nur zur Art der Innovation und zum Planungssta dium passen Das Zentrale Innovations programm Mittelstand ZIM etwa vergibt nur Förderungen wenn mit dem Projekt bei Antragstellung noch gar nicht begonnen wurde Für ein griffiges und gut definiertes Produkt wie Skillbaudoc wäre ZIM viel zu langwierig gewesen Für größere perso nalintensive Projekte im Planungsstadium kann ZIM durchaus die richtige Förderung sein Unternehmen müssen sich jedoch da rüber klar sein dass der bürokratische Auf wand für solche Förderungen hoch ist Wer in der Entwicklungsphase den geplanten Weg verlässt um auf Marktveränderungen zu reagieren muss darüber Rechenschaft ablegen Und schließlich helfen ZIM und Co nicht in der schwierigen Phase der Markteinführung aber dort fängt die Ar beit oft erst richtig an Rehs Ratschlag für innovationswillige Kleinunternehmen an die Kunden denken sich frühzeitig Refe renzkunden heranziehen ohne sich abhän gig zu machen immer das Gespräch mit den Anwendern suchen damit man nicht am Markt vorbeiplant ein wenig von dem deutschen Perfektionismus verlieren und lieber früher mit seiner Innovation auf den Markt drängen als zu spät und gelassen bleiben Nicht zu früh aufgeben sondern in Netzwerken Rat von innovationserfahre nen Unternehmen suchen Drei Möglichkeiten der Innovations finanzierung Hemmungslose Selbstausbeutung einen finanzstarken Geschäfts partner und die Zusammen arbeit mit Referenzkunden Fo to G er ha rd S ey be rt Fo to lia c om Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor SERVICE 35D e r M i t t e l s t a n d 3 2013


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