Kinderkrebsforschung weniger Spätfolgen durch individuellere Therapien Hirntumore sind nach Leukämien die zweithäufigste Krebsart im Kindesalter Die jungen Patientinnen und Patienten müssen oft stark belastende Therapien durchmachen bei denen das Risiko besteht dass auch gesunde Bereiche des Gehirns geschädigt werden oder durch den Hirntumor bereits geschädigt sind Moderne Krebstherapien zielen darauf ab solche Spätfolgen bei Kindern zu mi nimieren Was genau versteht man unter Hirn tumoren und wie viele Kinder in der Schweiz sind davon betroffen Hirntumore sind nach den Leukämien die zweithäufigste Krebsart im Kindesalter Davon sind in der Schweiz jährlich circa 70 Kinder betroffen was fast einen Vier tel aller Kinderkrebsdiagnosen ausmacht Kinder erkranken an vielen verschiedenen Hirntumoren wobei die Heilungschancen ab hängig von der spezifischen Krebsart sind Hirntumore medizinisch Tumore des zentralen Nervensystems genannt kön nen sowohl im Gehirn als auch im Rücken mark auftreten Die Ursachen für einen Hirntumor sind zumeist unbekannt aber genetische Erkrankungen wie zum Bei spiel eine Neurofibromatose können eine Rolle spielen Wie hoch ist das Risiko bei jungen Hirntumor Patienten an Spätfolgen zu leiden Das Risiko an Spätfolgen zu erkranken hängt von vielen unterschiedlichen Fak toren ab Dazu gehören die Lokalisation des Tumors das Alter bei der Diagnose und die durchgeführten Therapien Bei Hirntumoren ist das Risiko dass die be troffenen Kinder und Jugendlichen an Spätfolgen leiden im Vergleich zu den anderen kindlichen Tumorarten gesamt haft am höchsten So können sämtliche Organsysteme betroffen sein unter ande rem auch die Intelligenz Bei der Behand lung von Hirntumoren besteht deshalb ein wichtiges Ziel darin Spätfolgen zu redu zieren Das kann nur gelingen wenn in dividuellere Therapien entwickelt und er forscht werden und dazu braucht es kli nische Forschung Welche Fortschritte bei der Reduktion von Spätfolgen wurden bereits gemacht Bei der Behandlung von Hirntumoren ist die Berücksichtigung von Spätfolgen es senziell Ein Beispiel sind bessere Bestrah lungst herapien wie etwa die Protonen therapie welche die gesunden Hirnareale weniger belasten Oder die Möglichkeit eine Strahlentherapie nur bei älteren Kin dern durchzuführen bei denen das Gehirn schon reifer und weniger empfindlich ist als bei jüngeren Patienten Studien zei gen dass solche Massnahmen dazu füh ren dass die Spätfolgen bei Kindern mit Hirntumoren zurückgehen Welche Rolle spielt dabei die klinische Forschung Ohne sie würden viele Kinder mit einem Hirntumor ihre Erkrankung nicht überle ben Es ist der klinischen Forschung zu verdanken dass die grossen Fortschritte in der Behandlung und in der Prognose überhaupt erzielt werden konnten Kli nische Studien bedeuten oft Teil eines internationalen Forschernetzwerkes zu sein in dem sich Ärzte und Forscher un tereinander austauschen können Nur so ist es uns möglich klinische Daten auch von sehr seltenen Tumoren zu sammeln und auszuwerten Die daraus gewonne nen Erkenntnisse helfen uns Kinder mit einem Hirntumor individuell zu behandeln und damit das Risiko von Spätfolgen mög lichst klein zu halten Unser Ziel ist dass unsere Patienten nach der Therapie wie der voll ins Leben integriert werden und ein hohes Lebensalter erreichen Wie ist die klinische Kinderkrebs forschung in der Schweiz finanziert Da Kinderkrebs zu den seltenen Krank heiten gehört sind verhältnismässig viele Forschungsprojekte für eine kleine Pati entengruppe nötig In der Schweiz sind es fast ausschliesslich Kinderonkologen die an den spezialisierten Kinderspitälern in diesem Bereich forschen Weil die staat lichen Mittel aber nicht ausreichen ist die klinische Forschung stark auf Beiträge von Förderstiftungen und auf Privatspen den angewiesen Dies gilt auch für die Schweizerische Pädiatrische Onkologie Gruppe SPOG einen Zusammenschluss der neun kinderonkologischen Zentren der Schweiz mit dem Ziel die klinische Forschung zu fördern Circa 60 Prozent ihrer Kosten müssen aus anderen Quellen finanziert werden Um in Zukunft die Hei lungschancen zu verbessern und die Spätfolgen zu minimieren ist die klinische Forschung dringend auf finanzielle Unter stützung angewiesen Dr med Katrin Scheinemann Interview mit Dr med Katrin Scheine mann Abteilungsleiterin Kinderonkologie am Kantonsspital Aarau Präsidentin der SPOG und spezialisiert auf die Behandlung von Hirntumoren bei Kindern und Jugend lichen 29

Vorschau Jahresbericht 2019 Seite 29
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