PSV WIEN GESUNDHEIT ERNÄHRUNG Brigitte Mramor Saison der Wurst So betitelte der österreichische Schriftsteller Friedrich Schlögl Ende des 19 Jahrhunderts den Trend zur Wurst als Bratenersatz Taucht die Frage auf ob sich die Geschichte demnächst auch in dieser Beziehung wiederholt Aus der Geschichte Bereits die antiken Griechen und Römer kannten die Herstellung von Wurst Meist nach der Schlachtung von Schweinen aber auch von Schafen oder Ziegen wurden die schnell verderblichen Innereien des Tieres klein gehackt gekocht scharf gewürzt und in einen Magen oder Darm als geeignete Hülle gefüllt Bereits Homer griechi scher Dichter erwähnt im 18 Gesang sei ner Odyssee ca 700 v Chr eine Art von Blutwurst deren Genuss der Legende nach erfolgreichen Kriegern zustand Die Römer vermischten bei der Wurstherstellung Inne reien vorzugsweise Hirn mit Eiern Pinien kernen Pfeffer und Wolfsmilch Apicius ein römischer Kochbuchautor beschreibt die nach der süditalienischen Region Luka nien heute Basilicata benannte dünne ge räucherte Wurst Lucanicae die reichlich mit Kräutern und Gewürzen vermischtes Fleisch enthielt und von römischen Sol daten aus Süditalien nach Rom gebracht worden sein soll Auch in China fand man die Erwähnung einer Wurst aus dem ersten Jahrhundert vor Christus Nachdem im antiken Rom Würste unter dem Sammelbegriff farcimina geführt wurden tauchte erst im 11 Jahrhundert das Wort Wurst auf das so viel wie dre hen vermengen rollen bedeutete Bis ins Mittelalter wurde die Wurstherstellung immer wieder verbessert Im 16 Jahr hundert veranstalteten die Metzger zum Frühlingsbeginn der Wurst zu Ehren Um züge bei denen als Höhepunkt eine Riesen wurst herumgetragen wurde Auch in den Kochbüchern findet man verschiedene Zu bereitungen für Würste aus dem Fleisch Blut und Innereien aller Tierarten die am Rost oder im Fett gegart wurden Was im bäuer lichen Leben bei den Hausschlachtungen längst Tradition war wurde ab dem 18 Jahrhundert im städtischen Bereich für die ärmeren Bürger zum Fleischersatz wie es der österreichische Schriftsteller Fried rich Schlögl 1821 1892 in seiner Saison der Wurst 1881 treffend beschreibt Die Wurst wurde von dem Augenblick an ein Be dürfnis als die Menschheit ein billiges Sur rogat für Braten zu suchen genötigt war und sie sei die drittletzte Etappe auf dem Passionsweg zur Schlusskatastrophe Dann kommt nur mehr die Erdäpfel in der Mon tur dann trockenes Brot Die Innovation dieses Jahrhunderts stell te jedoch das Lahner Würstel dar das der Handwerksbursche Johann Georg Lahner aus dem deutschen Bamberg kommend er funden hat Vorerst nannte er die Würstel aus Schweine und Rindfleisch seinem Frankfurter Lehrmeister zu Ehren Wiener Frankfurter hängte sie erstmals im Mai 1805 in die Auslage seines Geschäftes in Wien 7 Am Schottenfeld heute Neustift gasse und wurde damit schlagartig populär Der Lanner für s Herz der Lahner für n Magen so hieß es im Biedermeier Als der gute Ruf der bei uns bis heute beliebten Würstel Deutschland erreichte entwickelte sich die Bezeichnung Wiener Würstel was mit unserem Wurstelprater und unseren Würstelständen begründet wird Bei uns hat sich der Begriff Frankfurter durchgesetzt wie sie Lahner zur Erinnerung an seine Lehr zeit nannte Allmählich entwickelten sich diese zur Delikatesse Lahner konnte sie an den Kaiserhof liefern und sie wurden zum Gabelfrühstück von Johann Nestroy Franz Schubert Johann Strauss und Adalbert Stif ter der sie sich sogar nach Linz liefern ließ In den dreißiger Jahren des 19 Jahr hunderts wurden Selchwürstel und 44 RUNDSCHAU POLIZEI SPORT 10 12 2022

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