PSV WIEN GESUNDHEIT ERNÄHRUNG Brigitte Mramor Süßsaure Exoten Der gute Duft von Zitronen und Orangen lässt uns an den Süden denken Aber woher kommen sie wirklich Aus der Geschichte Nach den Persienfeldzügen von Alexander dem Großen 356 336 v Chr im Zuge dessen er auch Kleinasien eroberte er fassten griechische Gelehrte aus seinem Ge folge unter anderem auch die dort wach senden Pflanzen Sie beschrieben u a den medischen Apfel aus dem damaligen ira nisch irakischen Grenzgebiet Die Auf zeichnungen blieben jedoch in den Archi ven von Babylon heutiger Irak und wur den erst um 310 v Chr vom altgriechischen Naturforscher Theophrast in seiner Natur geschichte der Gewächse aufgrund von Er zählungen erwähnt Erst im 2 Jahrhundert nach Christus war die Zitrusfrucht im Mittelmeergebiet be kannt obwohl sie 70 n Chr von jüdischen Migranten eingeführt wurde die sich nach der Eroberung Jerusalems in Griechenland Spanien und in Italien vor allem in Kalab rien angesiedelt hatten Der römische Ge lehrte Plinius 23 79 n Chr berichtet eben falls über citrus jedoch galt sie in dieser Zeit als exotischer Import was vermuten lässt dass es eher bei Versuchen blieb Kul turen dieser Frucht anzulegen Dennoch tragen jüdische Münzen zwischen 66 und 70 n Chr bereits ein Abbild der Zitrone Das aus dem 3 oder 4 Jahrhundert stammen de älteste erhaltene Kochbuch der römi schen Antike De re coquinaria Über die Kochkunst enthält auch ein Saucenrezept mit Zitrone Aber erst in dem 977 von Ibn Haugal einem arabischen Geographen und Schriftsteller verfassten Buch vom Bild der Erde erfährt man von den umfangreichen Gärten in Sizilien in denen mit Hilfe neuer Bewässerungsmethoden auch Orangen und Zitronenbäume wuchsen Im Zuge der islamischen Expansion bei der die Araber auch Teile des oströmischen Reiches sowie von Nordafrika und der Iberischen Halbinsel eroberten begann ab dem 9 Jahrhundert in europäischen Regio nen der Anbau von Zitronen und Bitter orangen Pomeranzen Die süßen Orangen kamen im 15 Jahrhundert aus China in die Mittelmeerländer Im 16 Jahrhundert er freuten sich Adelige in ihren Gärten gern am Anblick der duftend weißen Blüten kleiner Orangenbäume Damit die frost empfindlichen Pflanzen gut über den Win ter kommen entstanden in der Barock und Renaissancezeit die Orangerien Viele Zitrussorten keine Systematik Der Jesuit und Botaniker Giovanni Baptista Ferrari nahm Mitte des 17 Jahrhunderts eine Bestandsaufnahme der Zitruspflanzen an hand einer Befragung der italienischen Obst bauern vor und unterteilte sie betitelt als Hesperides oder die Kultivierung und Nut zung der goldenen Äpfel in die Kategorien Zitronatzitronen Zitronen und Orangen Nachdem der schwedische Naturforscher Carl von Linné bereits Mitte des 18 Jahr hunderts versucht hat die Gattung Citrus mit den fünf Vertretern Zitronatzitrone Zitrone Bitterorange süße Orange und Pampelmuse festzulegen ist man heute noch immer eher uneinig dabei Ordnung in die Gattung innerhalb der Familie dieser Rautengewächse zu bringen Zitruspflanzen können mit der Mutterpflanze identische Zellen oder doppelte Chromosomensätze bilden Mutationen weitergeben und auch ansonsten sterile Hybriden vermehren sich Die dadurch entstehenden Variationen ma chen die Abgrenzung einzelner Arten inner halb der Zitruspflanzen kompliziert Ende des 19 Jahrhunderts erforschte der amerikanische Botaniker Walter Tenny son Swingle 1871 1952 am United States Department of Agriculture die Genetik und Hybridisierung bei Zitruspflanzen und erstellte eine sich an den Früchten orien tierende Aufstellung die zwar nicht mehr neuzeitlichen Genanalysen entspricht aber üblich geblieben ist Mandarinen Clemen tine Satsuma Orangen Bitterorange Ber gamotte Pampelmusen Grapefruit Pome lo Limetten Echte und Gewöhnliche Li mette Zitrone Zitronatzitrone Kumquats Der Name Zitronatzitrone geht auf das lateinische Wort citrus zurück das für unter schiedliche aromatisch duftende Pflanzen wie zum Beispiel das Zedernholz oder die Gliederzypresse aber auch für die ursprüng liche Zitrone verwendet wurde Pflanzen wie diese wurden seit jeher als Duftstofflieferant und Mottenabwehrmittel verwendet Erste Erwähnungen der Pomeranze der Bitterorange fand man in arabischen Schrif ten des 10 Jahrhunderts Vorerst wurde das arabische nārandsch übernommen aus dem Orange entstand im Mittelalter wurde mit Bezug auf die Fruchtfarbe aurum für Gold also der Goldapfel dazu genommen Erst Carl von Linné wählte den wissenschaft lichen Namen citrus aurantium Man ver mutet dass es sich um eine Hybride aus Pampelmuse Pomelo und Mandarine han delt die in Südchina entstanden ist Noch heute wird die Bitterorange kultiviert Frucht schalen und Saft werden zur Herstellung von Marmeladen Likören und Limonaden ver wendet Blätter Zweige und unreife Früchte als Duftbausteine in der Parfümerie sowie Ex traktionen und getrocknete Blüten für phar mazeutische Zubereitungen eingesetzt Die Bergamotte könnte eine Mutation der Bitter orange oder eine Hybride aus Kreuzung von Bitterorange mit Zitronatzitrone sein Be sonders gut für die Produktion des begehrten Bergamotte Öls gedeiht sie in Kalabrien Die süßen Orangen die seit ungefähr 4000 Jahren in China kultiviert werden 38 RUNDSCHAU POLIZEI SPORT 01 03 2022

Vorschau Rundschau Polizei Sport 01-03/2022 Seite 38
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.