PSV WIEN GESUNDHEIT ERNÄHRUNG Vom Zuckerhut zum Zuckerwürfel Weil sich die Gattin des Direktors der Dat schitzer Zuckerfabrik Juliane Rad beim Zer kleinern des Zuckerhutes verletzt hatte kons truierte Jacob Christoph Rad eine einfache Maschine mit der Kristallzucker zu Wür feln gepresst werden konnte Dafür erhielt er 1843 ein fünfjähriges Privileg Rohzucker in Würfelform herzustellen das er bald an seinen Arbeitgeber Franz von Grebner abtrat Grebner besaß auch Niederlassungen in Iglau und in der Wiener Wallnerstraße wo der Würfelzucker 1845 rasch als Wiener Thee zucker Bekanntheit erlangte Damit dieser Würfelzucker europaweit verkauft werden konnte musste Jakob Christoph Rad vorerst einmal in Deutschland und England Klinken putzen und es dauerte bis Ende des 19 Jahr hunderts bis Österreich fast fünfzig Prozent des Weltbedarfs an Würfelzucker abdeckte Als im Jahr 1851 die Zuckerproduzenten von der Erwerbssteuer befreit wurden be gann auch eine Epoche der Modernisie rung und Rationalisierung die langfristig betrachtet den Preisverfall des Zuckers ein leitete sodass sich auch die einfachen Bür ger Rübenzucker leisten konnten In den Jahren um 1860 entwickelte Julius Robert 1826 1888 Sohn eines Zuckerfabrikanten und Chemiker das Diffusionsverfahren mit dem die bisher nur geschnittenen und ge pressten Rüben ausgelaugt und der Saft ge wonnen werden konnte Bis heute wird das in der mährischen Zuckerfabrik Seelowitz erstmals eingesetzte Verfahren in weiter entwickelter Form weltweit angewendet 1863 waren es 136 Fabriken die erst mals den gesamten Inlandsbedarf abdecken konnten Nur knapp zehn Jahre später ver doppelten rund 200 Fabriken den Zuckeraus stoß Am Beginn des 20 Jahrhunderts war es dank besserer Produktionstechniken schließ lich die zehnfache Menge Überall in Europa stieg der Zuckerverbrauch 1870 lag der pro Kopf Verbrauch in der Habsburger Monar chie über 3 5 kg 1910 bereits bei 18 kg Bald auch in kristalliner Form angeboten wurde Zucker aufgrund seiner geschmackgebenden und konservierenden Wirkung zu einem täg lich verwendeten Grundnahrungsmittel Zum Vergleich Von 1994 bis 2017 ist der jährliche Pro Kopf Verbrauch von 41 auf rund 34 Kilogramm konstant zurückgegangen laut WHO aber immer noch zu hoch Die Zuckerbarone und die Zuckerwirtschaft Kaiser Franz Joseph I 1830 1916 zeichnete tüchtige Unternehmer gern mit allerdings eher niedrigen Adelstiteln aus und auch unter den Zuckerfabrikanten befanden sich etliche die mit viel Geschick dazu beitrugen dass in der Donaumonarchie zu Ende des 19 Jahrhunderts rund ein Fünftel des Welt zuckerbedarfes hergestellt wurde Der dadurch entstandene Begriff Zuckerbarone wurde aber auch für die nicht geadelten reichen Zuckerfabrikanten verwendet Bis heute blei bend in Erinnerung sind die Namen der Grün der der Leipniker Rübenzuckerfabriks Actien gesellschaft die die Familien Skene und Scho eller im mährischen Lundenburg und später in Dürnkrut und in Leopoldsdorf errichteten Auch die von der Industriellenfamilie Stra kosch gegründete Hohenauer Zuckerfabrik spielte bis 2005 eine wichtige Rolle Doch es kam der Börsenkrach und nach dem Ersten Weltkrieg rächte sich die ehe mals getroffene Entscheidung den Großteil der Zuckerversorgung in den Kronländern zu belassen Die Fabriken Dürnkrut Hohe nau Leopoldsdorf und Bruck an der Leitha konnten den Bedarf nur zu knapp einem Drittel decken Die Zuckerindustriellen ent schlossen sich daher zur Zusammenarbeit und versorgten ab 1922 bis zum Hitler Ein marsch 1938 in Form einer Verkaufsver einigung das geschrumpfte Staatsgebiet Dies war mit zusätzlichen Zuckerfabriken im burgenländischen Siegendorf und Hirm sowie in Enns und dem vermehrten Rüben anbau gut zu bewältigen Aufgrund der Weltwirtschaftskrise der drei ßiger Jahre schränkten die Österreicher ihren Zuckerkonsum ein und die Rübenbauern for derten für ihren Ernteüberschuss eine neue Zuckerfabrik die schließlich 1938 in Tulln mit der ersten Kampagne öffnete Nach den mit vielen Entbehrungen beendeten Kriegsjahren konnte erst 1949 50 wieder eine Zucker Kam pagne durchgeführt werden In dieser Nachkriegszeit wurde bald klar dass die Zuckerwirtschaft effizienter orga nisiert werden muss Daher fusionierten ab 1975 die Zuckerfabriken von Leopoldsdorf Dürnkrut Hohenau und Enns zur Sugana Zucker GesmbH In weiterer Folge entstand die Tullner Zuckerfabrik AG gemeinsam mit der Siegendorfer und Brucker Zuckerfabrik 1988 verschmolzen die beiden zur Sugana Zu cker GesmbH und 1994 unter dem Dach der AGRANA Beteiligungs AG zur heuti gen AGRANA Zucker GesmbH die mit der neu geschaffenen Marke Wiener Zucker und in der Folge mit der größten Produkt palette weltweit aus der Rübe dabei auch ein Zuckerhut und aus dem Zuckerrohr eine Erfolgsgeschichte startete Und weil sich in der Geschichte immer etwas wiederholt Das Unternehmen besitzt heute Zuckerfabriken in Österreich Tschechien Ungarn in der Slowa kei in Rumänien und Bosnien Herzegowina Bilder CUT SUGARCANE Venezuelanisches Zuckerrohr geerntet für die Verarbeitung Fotograf Fotografin Rufino Uribe ZUCKERRÜBENMIETE https creativecommons org licenses by sa 3 0 de legalcode Fotograf Axel Hindemith ZUCKERRÜBE IM HERBST Quelle Creative Commons Attribution Share Alike 2 5 Generic license Fotograf Markus Hagenlocher CUBE SUGAR STATUE DACICE Quelle Creative Commons Attribution 3 0 Unported license Fotograf Vít Luštinec RUNDSCHAU POLIZEI SPORT 11 12 2019 47

Vorschau Rundschau Polizei Sport 11-12/2019 Seite 47
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.