einer gänzlich neuen Behandlung der Singstimmen Vor allem die exorbitanten Ansprüche an die beiden Hauptpartien zögerten die Uraufführung hinaus Erst das Sängerehepaar Ludwig und Mal wine Schnorr von Carolsfeld konnte sie 1865 in München einlö sen Beide waren zuvor in Karlsruhe engagiert gewesen hatten hier aber nur 1860 in einem Schlosskonzert das berühmte Duett aus dem zweiten Akt O sink hernieder Nacht der Liebe vor führen können So verlegte sich Wagner darauf in Konzerten un ter anderem in Leipzig Wien und St Petersburg mit Ausschnit ten aus seinen zwar schon gedruckten aber noch nicht auf die Bühne gekommenen Werken Tristan und Isolde Die Meis tersinger von Nürnberg Die Walküre und Siegfried für seine Sache zu werben und vor allem Geld zu verdienen was allerdings nur zum Teil gelang Dank seiner guten Beziehungen zum Hof in Karlsruhe wurde auch hier ein Konzert im Hoftheater ange setzt Zur Verstärkung der Hofkapelle zog man Musiker aus dem Orchester des Mannheimer Hof und Nationaltheaters und dem Kurorchester in Baden Baden heran In Mein Leben heißt es Hier in Karlsruhe versammelten sich sogleich ver schiedene Freunde um mich welche der Ruf des Vor habens hierhergezogen hatte Richard Pohl aus Baden der nie fehlte Mathilde Maier Frau Betty Schott meine Verlegerin fanden sich ein Für das erste am 14 November 1863 stattfindende Konzert hat te ich sofort mit den Sängern meine Not da der Bari ton Hauser für Wotans Abschied und Hans Sachs Schusterlied erkrankt war Von der Seite des Or chesters her hatte das Konzert einen sehr guten Verlauf so daß der Großherzog welcher mich in seiner Loge sehr wohlwollend empfangen hatte eine Wiederholung der Aufführung in acht Tagen wünsch te Besonders lästig war es mir die lange Zeit in meinem Karlsruher Gasthof allein zuzubringen als mir Marie Kalergis soeben verheiratete Muchanow welche sich zu meiner Freude ebenfalls eingefunden hatte mit einer Einladung nach Baden Baden wo sie jetzt residierte freundlich entgegenkam Dort emp fing mich meine Freundin sofort im Bahnhof und bot mir ihre Begleitung nach der Stadt an welche ich ab lehnen zu müssen glaubte da ich mich in meinem Räuberhute nicht anständig genug ausnehmen dürf te mit der Versicherung wir tragen hier alle solche Räuberhüte hing sie sich jedoch in meinen Arm und so gelangten wir in die Villa von Pauline Viardot wo wir das Diner einnehmen mußten da meine Freundin in ihrem eigenen Hause noch nicht genügend einge richtet war An der Seite meiner alten Bekannten lern te ich jetzt auch den russischen Dichter Turgenjew kennen Sie bemühte sich von ihrer welterfahre nen Umgebung unterstützt während unseres Zusam menseins eine erträgliche Unterhaltung ins Werk zu setzen Von der vortrefflichen Absicht meiner Freun din und Gönnerin sehr befriedigt verließ ich für dies mal Baden Wagner kannte und schätzte die berühmte Sängerin Pauline Viar dot Schwester der legendären früh verstorbenen Maria Malibran seit seinen Pariser Hungerjahren Nach ihrem Abschied von den großen Bühnen Europas lebte sie von 1863 bis 1870 in ihrer Villa in Baden Baden wo Marianne Brandt neben Therese Malten die erste Kundry in Wagners Parsifal 1882 in Bayreuth zu ihren Schülerinnen zählte Die direkten Beziehungen Wagners zu Baden Baden endeten mit dem Besuch zwischen den beiden Karlsruher Konzerten am 14 und 19 November 1863 aber es folgte noch ein etwas skurri les Nachspiel Der bereits erwähnte Richard Pohl ein gewandter Baden Badens Ober bürgermeister bot Wagner ein Grundstück für das geplante Festspielhaus an Kalte Schulter an lauwarmer Quelle In Baden Badens Trinkhalle traf Richard Wagner die preußische Prinzessin Augusta 41 B a d e n B a d e n IL LU S T R A T IO N M A R C O W A G N E R

Vorschau Festspielhaus-Magazin 2015 II Seite 41
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