Die letzten Wochen hat Sol Gabetta täg lich acht Stunden Cello gespielt Tagsüber geprobt abends ein Konzert gegeben so ging das Tag für Tag Für ihr Solsberg Festival zu dem sie Freunde zu gemeinsa mer Kammermusik einlädt war sie zudem als Organisatorin gefragt Trotzdem wirkt die 34 jährige Argentinierin nicht gestresst als wir uns an diesem Hochsommertag in Basel im Café Teufelhof treffen Sie be stellt sich einen frisch gepressten Oran gensaft Und kommt gleich bei der ersten Frage ins Erzählen über den besonderen Ort an dem wir uns treffen Die Musik akademie liegt nur ein paar Schritte ent fernt Hier hat sie vor mehr als zwanzig Jahren ihr Cellostudium begonnen seit 2005 unterrichtet sie selbst als Professorin An der Basler Musikhochschule konnte ich die ersten Kontakte zu wichtigen Mu sikern knüpfen Einmal gab Gidon Kremer einen Meisterkurs und wollte ein Sextett spielen Für den noch fehlenden Cellopart wurde ich von meinem Lehrer vorgeschla gen das war natürlich für mich eine tolle Chance sagt Sol Gabetta Mittlerweile sind einige Schüler ins Café gekommen und machen ordentlich Lärm Aber die Cellistin lässt sich nicht aus der Ruhe bringen Überhaupt ist Sol Gabetta angenehm unkompliziert erinnert sich an das letzte Gespräch vor einigen Jahren ist ganz bei der Sache Und schaut einen mit ihren wachen dunklen Augen direkt und offen an Auch für die Teilnahme am Prix Credit Suisse Jeunes Solistes einem Wettbewerb des Lucerne Festivals für junge Schweizer Talente hatte die Musikhochschule Basel sie empfohlen Man muss diese Gelegen heiten aber auch für sich nutzen bemerkt die ehrgeizige Cellistin die den Preis im Jahr 2001 gleich gewann Seitdem sind viele andere Preise und Auszeichnungen dazugekommen Als Solistin und Kam mermusikerin ist sie weltweit gefragt Ihr Cellospiel besticht durch vollen Ton na türlichen Ausdruck und absolut klare Ar tikulation Mit ihrer Bühnenpräsenz und ihrem unwiderstehlichen Charme ist sie zum Publikumsliebling geworden Das Debüt mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle bei den Oster fest spielen in Baden Baden 2014 mit dem Elgar Cellokonzert war eine weitere wich tige Station auf ihrem erfolgreichen künst lerischen Weg Diese Mischung aus Leidenschaft Dis ziplin und Beharrlichkeit prägte Sol Ga betta schon als Kind Als das achtjährige Mädchen ein Konzert der Cellistin Chris tine Walevska hörte war sie hin und weg Sie hatte einen besonderen warmen Ton Und eine unglaubliche Ausstrahlung Eine so schöne Frau und eine echte Dame Das musste meine Lehrerin werden erinnert sie sich Das Problem war nur dass Fa milie Gabetta in der Nähe von Córdoba lebte und Christine Walevska in Buenos Aires etwa 800 Kilometer entfernt Und in die Schule musste Sol ja auch noch ge hen Also fuhr der Vater mit seiner jüngs ten Tochter nach einer anstrengenden Ar beitswoche freitags nachts quer durch die Pampa damit Sol am nächsten Tag ihren Cellounterricht bekam Am Sonntag ging es wieder zurück zur Mutter und den drei älteren Geschwistern Für Europäer klingt diese Geschichte außergewöhnlich Für uns Argentinier ist das völlig normal Die Distanzen sind groß in diesem Land Und DER AUTOR Musizieren und das Schreiben über Musik gehen bei Georg Rudiger zusammen In seiner Freizeit spielt der in Bühl geborene Musik journalist Cello im Streichquar tett und in der Camerata Academica Freiburg Er lebt als freier Musik journalist in Freiburg und schreibt für die Fachzeitschrift Opernwelt für die Tageszeitungen Badisches Tagblatt Badische Zeitung und Die Welt für das Lucerne Festival die Salzburger Festspiele die Berliner Philharmoniker und das Festspielhaus Baden Baden wenn man eine ausgezeichnete musikali sche Ausbildung möchte dann muss man eben etwas dafür tun Zwei Jahre später zog Sol mit ihrer Mutter und ihrem älte ren Bruder Andrés der Violine spielt des halb nach Madrid um dort an der Musik hochschule bei Ivan Monighetti ihre mu sikalische Ausbildung fortzusetzen 1994 wechselte sie mit ihrem Lehrer nach Ba sel Die Mutter und der Bruder gingen mit 2005 kam der Vater mit ihrer behin derten Schwester aus Buenos Aires nach Die wegen der Musik getrennte Familie war im Elsass wo sich die Mutter mit den Kindern aufgrund ihrer französischen Staatsbürgerschaft niedergelassen hatte nun wieder vereint Inzwischen lebt auch Sols zweiter Bruder in der Nähe Ich ver bringe so viel Zeit wie möglich mit mei ner Familie Wir waren lange genug ge trennt sagt die Cellistin die mit ihrem Lebensgefährten dem Musikmanager Christoph Müller in Olsberg im Kanton Aargau wohnt it Familie meint Sol Ga betta aber nicht nur ihre Verwandten Auch Mu sikerinnen und Musiker die ihr künstlerisch na hestehen oder mit ihr zusammenspielen sind für sie wie eine große Familie Mit der moldawischen Geigerin Patricia Ko patchinskaja ist sie eng befreundet Die beiden treffen sich auch ohne ihre Instru mente um mal zusammen ins Kino zu ge hen oder einfach nur zu tratschen Wir kennen uns schon seit über einem Jahr zehnt 2002 sollten wir gemeinsam mit Ich verbringe so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie 26 S o l G a b e tt a

Vorschau Festspielhaus-Magazin 2015 II Seite 26
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