84 Freiwilliges Engagement von Jugendlichen im Sport Einleitung und Zielstellung überrascht es nicht wenn in fachwissenschaftli chen und politischen Debatten Mitgliedschafts Aktivitäts und Engagementquoten von Ju gendlichen in zivilgesellschaftlichen Strukturen weitgehend unkritisch als Indikatoren für eine demokratische politische Kultur interpretiert werden vgl dazu bereits Almond Verba 1963 zudem Braun 2001 Offe Fuchs 2001 Putnam 1995 2000 Walter 2013 Zimmer 2007 5 2 Die Sportvereine als zivilgesellschaftliche Akteure im gesellschaft lichen Wandel In diesem Kontext spielen die mehr als 91 000 Sportvereine in Deutschland unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB alleine schon unter quantitativen Ge sichtspunkten eine herausgehobene Rolle vgl Braun 2013b So variieren die bundesweiten Mit gliedschaftsquoten bei den 16 bis 24 Jährigen je nach Studie zwischen rund einem Drittel und knapp 40 der Jugendlichen Kein anderer freier Träger von Jugendarbeit kann nur ansatzweise so viele Jugendliche an sich binden wie die Sport vereine Zum Vergleich Die Mitgliedschaftsquo ten der Jugendlichen z B in kulturellen Vereini gungen kirchlichen Gruppen oder freiwilligen Hilfsorganisationen variieren um die 6 und erst weit danach folgen traditionelle intermediäre Organisationen wie Parteien oder Gewerkschaf ten vgl dazu Nobis 2012 S 101 102 Zugleich jedoch stehen die Sportvereine im Zuge der Expansion und Pluralisierung der Sportkultur die sich in den letzten Jahrzehnten sukzessive vollzogen hat in Konkurrenz zu Al ternativen vgl dazu im Überblick z B Baur Braun 2001a Nagel 2003 So ist einerseits eine quantitativ nicht genau zu erfassende Zahl von Jugendlichen jenseits der Sportvereine in Grup pen oder auch alleine informell sportlich aktiv andererseits haben kommerzielle Sportanbie ter sich auf dem Markt der Sportangebote fest etabliert und unterbreiten ihren jugendlichen Kundinnen bzw Kunden ein vielseitiges An gebot 7 In diesem Modernisierungsprozess der Sportkultur scheinen sich auch die Sportverei ne so lässt sich die mittlerweile gängige Argu mentationsfigur zusammenfassen in grund legender Form zu wandeln von der vielfach als traditional bezeichneten solidargemeinschaft lichen Wertgemeinschaft in der die jugendli chen Mitglieder ihr Handeln an den Werten Normen und strukturellen Besonderheiten des Vereins lebens ausrichten zu einer modernen Dienstleistungsorganisation auf Quasi Märk ten auf denen zielgruppenspezifische Angebote für jugendliche Sportkonsumenten und konsu mentinnen offeriert werden Auch wenn solche Szenarien vielfach ei nen Sachverhalt überbetonen und gegenläufige Entwicklungen ausblenden so erscheinen die Thesen vom Aussterben der Stammkunden die Streeck 1999 schon vor rund 25 Jahren als Zukunftsszenario für intermediäre Großorga nisationen und ihr lebensnahes Unterfutter in Gestalt der Vereine vor Ort entwarf durchaus Plausibilität beanspruchen zu können vgl dazu Braun 2012b Aufgrund gesellschaftlicher Mo dernisierungsprozesse lösten sich zunehmend so lässt sich die grundsätzliche Argumentati onsfigur bündeln einerseits traditionale und wertrationale zugunsten zweckrationaler sozi aler Beziehungen auf Andererseits setzten sich gegenüber den ehemals dauerhaften festen 7 Vgl dazu bereits aus unterschiedlichen Perspektiven und mit diversen Schwerpunktsetzungen z B Baur Braun 2001a Baur Koch Telschow 1995 Braun Nagel 2005 Emrich Pitsch Papathanassiou 2001 Heinemann Horch 1988 Heinemann Schubert 1994 Jütting 1994 Nagel 2003 Nagel 2006 Strob 1999 Zimmer 2007 Zimmer Basic Hallmann 2011

Vorschau Ehrenamtliches und freiwilliges Engagement im Sport Seite 84
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