83Einleitung und Zielstellung Freiwilliges Engagement von Jugendlichen im Sport 5 1 Eine pragmatische Generation in der zivilgesellschaftlichen Infrastruktur Spätestens seit Beginn der 2000er Jahre werden auch in der Jugendforschung zuneh mend wieder strukturell bedingte Konsequen zen des gesellschaftlichen Wandels für die Ju gendlichen in Deutschland diskutiert Diese Konsequenzen resultieren aus vielfältigen und miteinander verwobenen gesellschaftlichen Dynamiken die vom Strukturwandel des Wohl fahrtsstaats und dem demographischen Wandel über den Wandel von Arbeits und Wissensfor men bis hin zur Verschärfung wirtschaftlicher Konkurrenz im globalen Maßstab reichen In diesem Sinne zeigt die neuere Jugendforschung deutlich und an vielen Stellen dass von allen Problemen am meisten die Probleme der Ar beitswelt die Jugend beschäftigen und nicht die klassischen Lehrbuchprobleme der Identitäts findung Partnerwahl und Verselbständigung konstatiert Münchmeier 2008 S 18 in seinem kritischen Review zur subjektiven Wende in der Jugendforschung seit den 1980er Jahren in Deutschland Im Hinblick auf den konkreten Umgang mit den ausgesprochen dynamischen Prozessen gesellschaftlichen Wandels haben die Shell Ju gendstudien seit den 2000er Jahren wiederholt eine pragmatische Grundorientierung der Ju gendlichen identifiziert die von den Herausge bern der jüngsten Shell Jugendstudie von 2010 wie folgt charakterisiert wird Leistungsori entierung und das Suchen nach individuellen Aufstiegsmöglichkeiten im Verbund mit einem ausgeprägten Sinn für soziale Beziehungen im persönlichen Nahbereich prägen diese Genera tion Eine pragmatische Generation behauptet sich Shell Deutschland Holding 2011 S 15 denn sie habe u a so Gensicke 2011 eine prak tische Kreativität um mit den gesellschaftli chen Widersprüchen zurechtzukommen und für den eigenen Lebensweg eine tragbare und moralisch vertretbare Lösung zu finden S 187 Wie die zahlreichen Jugendsurveys zu er kennen geben vgl zuletzt Schneekloth 2011 im Überblick Nobis 2012 scheint für die Jugend lichen in diesem Kontext die Zivilgesellschaft als dem selbst organisierten dynamischen spannungsreichen öffentlichen Raum der Ver eine Netzwerke Bewegungen und Organisa tionen zwischen Staat Wirtschaft und Privat sphäre Kocka 2003 S 33 eine bedeutsame Rolle zu spielen In diesem öffentlichen Raum engagieren sich Jugendliche als Bürgerinnen und Bürger auf freiwilliger Basis und unent geltlich in einer Vielfalt von selbstorganisier ten Wahl Gemeinschaften Strob 1999 die primär in ihrer unmittelbaren Lebenswelt auf lokaler Ebene angesiedelt sind vgl Picot 2012 Die Engagementformate reichen dabei von der aktiven Mitarbeit in Initiativen Projekten und Gruppierungen über die regelmäßige Mitwir kung und die Wahrnehmung von Ehren Äm tern in Vereinen bis hin zu verschiedenen gesell schaftspolitischen Beteiligungsformen etwa in sozialen Bewegungen oder sozialen Netzwerken vgl Braun 2002a Enquete Kommission 2002 Marg Geiges Butzlaff Walter 2013 Roth 2000 Zimmer 2007 In allen diesen Formaten freiwilligen En gagements in zivilgesellschaftlichen Kontexten sind Jugendliche Bestandteil einer handlungs und artikulationsfähigen Gesellschaft Aus die sem Grund gilt die zivilgesellschaftliche Infra struktur von Jugendlichen und für Jugendliche auch als zentrale Institution der Vergemein schaftung und Vergesellschaftung im Jugendal ter da sie einen Nexus zwischen Mitgliedschafts und Staatsbürgerrolle herstelle und insofern den kompetenten Bürger Münkler 1997 mit den Zumutungen der Demokratie Buchstein 1996 konfrontiere Vor diesem Hintergrund

Vorschau Ehrenamtliches und freiwilliges Engagement im Sport Seite 83
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