55Aktivität und Engagement im Sportbereich 14 empirische Befunde Ehrenamtliches und freiwilliges Engagement im Sport Vor diesem Hintergrund ist zwar davon auszugehen dass sich die Engagierten im Sport bereich stets auch für die Realisierung ihrer persönlichen Interessen und Vorstellungen en gagieren Individuelle Nutzenkalküle werden aber vermutlich zugunsten gemeinsamer Ziele begrenzt so dass sie als unmittelbare Engage mentmotive in den Hintergrund treten In die ser Argumentationsrichtung engagiert sich der Einzelne also nicht nur deshalb weil er Vorteile oder die Vermeidung von Nachteilen für sich er warten kann aufgrund der Entscheidungen die in diesem Kollektiv getroffen und in die Tat um gesetzt werden sondern weil das Kollektiv und oder Teile jener die es konstituieren so sind wie sie sind d h weil ihnen eine eigene Qualität und Würde zugeschrieben wird Kirsch 1983 S 111 Ergebnis 10 Akademisierung Das Bildungsniveau der Akti ven und der Engagierten steigt kontinuierlich Das Thema der sozialen Ungleichheit beim Zugang zum Sporttreiben und speziell zu Sportvereinen spielt in sportpolitischen Dis kussionen seit Jahrzehnten u a vor dem Hin tergrund der Sport für alle Inklusionspolitik des DOSB eine wichtige Rolle vgl u a Braun Nobis 2011 So suggerieren zwar Slogans wie Sport verbindet oder Sport spricht alle Spra chen dass sportliche Aktivitäten per se für alle Bevölkerungsgruppen sozial offen seien Dass die soziale Integration z B von bildungsferne ren sozialen Milieus in den vereinsorganisierten Sport aber kein Automatismus ist lassen empi rische Untersuchungen seit längerem deutlich erkennen vgl z B Cachay Hartmann Tews 1998 Braun Finke 2010 Die Ergebnisse der Freiwilligensurveys zeigen sogar dass die Bildungsselektion beim Zugang zu Sportsettings und speziell auch zum freiwilligen Engagement im Sportbereich von 1999 bis 2009 sehr deutlich zugenommen hat Betrachtet man zunächst die Aktiven im Sportbereich dann erkennt man dass das Bil dungsniveau4 im Zehnjahresvergleich erheblich gestiegen ist Während der Anteil der Hochqua lifizierten um rund 10 Prozentpunkte von knapp 40 auf rund die Hälfte der Aktiven gestiegen ist ist der Anteil der niedrig Qualifizierten auf unter ein Fünftel der Aktiven bzw um mehr als 6 Prozentpunkte gesunken Dieser Trend der Akademisierung im Sportbereich setzt sich fort wenn man das freiwillige und ehrenamtliche Engagement im Sportbereich betrachtet allerdings ähnelt die soziale Zusammensetzung der Engagierten im Großen und Ganzen der sozialen Zusammen setzung der Aktiven Im Jahr 2009 war über die Hälfte der Engagierten der Gruppe der Hoch qualifizierten zuzuordnen 54 im Jahr 1999 betrug dieser Anteil noch knapp 40 Parallel dazu sank der Anteil bildungsfernerer Grup pen die sich freiwillig engagierten um mehr als 8 Prozentpunkte auf 14 2 Kaum anders ver hält es sich wenn man die soziale Zusammen setzung der Engagierten mit Leitungs und Vor standsfunktionen im Sportbereich betrachtet In dieser Gruppe war der Anteil der Hochqua lifizierten im Jahr 2009 mit 55 5 ebenfalls weit überdurchschnittlich und stieg im Zehnjahres zeitraum um mehr als 10 Prozentpunkte 4 Das Bildungsniveau der Befragten wurde auf Ba sis der Variable höchster Schulabschluss gebildet Befragte die keinen Abschluss oder den Volks bzw Hauptschulabschluss besitzen wurden der Gruppe mit einem niedrigen Bildungsniveau zugeordnet Befragte die die mittlere Reife erlangt haben wurden in die Kategorie mittleres Bildungsniveau eingrup piert In der Kategorie hohes Bildungsniveau wur den Befragte mit Fach bzw Hochschulabschluss zu sammengefasst Bei den Berechnungen wurden die Werte für die Kategorie noch Schüler im Datensatz des Freiwilligensurveys von 1999 als fehlend kodiert

Vorschau Ehrenamtliches und freiwilliges Engagement im Sport Seite 55
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