27Einleitung und Problemstellung Ehrenamtliches und freiwilliges Engagement im Sport 1 1 Eine engagierte Engagementforschung Die Diskussion über das ehrenamtliche freiwillige oder bürgerschaftliche Engagement schlägt in Deutschland seit rund 15 Jahren höhe re und mitunter auch hohe Wellen in Politik und Wissenschaft Mit den Debatten über die Krise des Wohlfahrtsstaats der Arbeitsgesellschaft und der Demokratie rückte das frei gewählte Engage ment der Bürgerinnen und Bürger zusehends in den Mittelpunkt von drei zentralen Integrati onsinstanzen der Gesellschaft Dabei sollen bür gerschaftlich Engagierte durch ihre Bereitschaft und Fähigkeit zu Selbstorganisation Partizipati on gemeinwohlorientiertem Handeln und Zivil courage einen maßgeblichen Beitrag zur Lösung zentraler Gegenwartsprobleme leisten 1 In den gesellschaftlichen Zeitdiagnosen die die öffentliche Diskussion der letzten Jahr zehnte immer wieder aufs Neue beherrschen wird allerdings ein ganz anderes Bild gezeichnet Sie beschreiben den fernsehglotzenden Kon summonaden Szczypiorski der in der moder nen in ihre individualmenschlichen Einzela tome Klages zerfallenden Passivgesellschaft Leif jegliche Form von Solidarität und Gemein sinn verloren habe Fürchteten schon die Klassi ker der Soziologie beim Übergang von traditio nalen zu modernen Gesellschaften den Verlust des sozialen Zusammenhalts in egalitär indivi dualistischen Gesellschaften so kulminierte die aktuelle Diskussion in der Frage ob die indivi dualisierte multi kulturelle deutsche Gesell schaft unter den Bedingungen des demografi schen Wandels überhaupt noch integrierbar sei vgl im Überblick z B Braun 2002b Friedrichs Jagodzinski 1999 Schimank 2000 1 Zu den verschiedenen Krisenszenarien vgl u a die ausführlicheren Darstellungen in Braun 2001 2011b Ein solches Szenario dynamisierte auch die Diskussionen über das freiwillige und eh renamtliche Engagement als wie es in dem einschlägigen Bericht der Enquete Kommission Zukunft des Bürgerschaftliche Engagements des Deutschen Bundestages einleitend heißt unverzichtbare Bedingung für den Zusammen halt der Gesellschaft Enquete Kommission 2002 S 7 Steht mit den postulierten Desinte grationsprozessen nicht speziell auch das frei willige und ehrenamtliche Engagement das vie len als Paradebeispiel für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und gelebte Solidarität gilt auf dem Spiel Die Antwort auf diese fundamentale Frage schien zunächst die Eurovol Studie zum neuen bürgerschaftlichen Europa zu liefern deren Ergebnisse Mitte der 1990er Jahre Sorge über Zustand und Zukunft des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Politik und Medien hervor riefen Nur 18 der erwachsenen Bevölkerung engagierte sich in Deutschland das damit in den unteren Regionen der europäischen Vergleichs tabelle rangierte vgl Gaskin Smith Paulwitz 1996 Der vermeintliche Prüfstein für die innere Konsistenz des Gemeinwesens schien auch hier zulande zu erodieren und die Skeptikerinnen bzw Skeptiker fühlten sich bestätigt dass die postulierten Schattenseiten des gesellschaft lichen Individualisierungsschubs von bislang unerkannter Reichweite Beck 1986 S 116 das soziale Zusammenleben längst durchdrungen hätten Das alles änderte sich in den Folgejahren rapide Neue Untersuchungsdesigns Definitio nen und differenziertere Erhebungskategorien also Frageformulierungen und Bewertungen was als Engagement gilt führten dazu dass Deutschland in der Engagement Tabelle deut lich aufstieg 34 freiwillig Engagierte wies z B der vom Bundesministerium für Familie Senio ren Frauen und Jugend BMFSFJ in Auftrag ge gebene Freiwilligensurvey aus bei dem im Jahr

Vorschau Ehrenamtliches und freiwilliges Engagement im Sport Seite 27
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