145Ausblick Freiwilliges Engagement von Jugendlichen im Sport Vor diesem Hintergrund lässt sich selbst verständlich nicht abschätzen wie sich das frei willige Engagement von Jugendlichen im Sport bereich und speziell in Sportvereinen in den nächsten Jahren entwickeln und ausdifferen zieren wird Zumindest aber erscheint die An nahme plausibel dass traditionelle intermediäre Großorganisationen von Parteien und Gewerk schaften über Wohlfahrtsverbände und Kirchen bis hin zu den Sportverbänden auch weiterhin mit strukturellen Problemen beim Rückgriff auf vororganisatorische Mobilisierungsmecha nismen in den sozial moralischen Milieus kon frontiert sein werden um jugendliche Mitglieder und vor allem freiwillig engagierte Jugendliche zu gewinnen und zu binden vgl dazu u a Braun 2012b Heinemann Schubert 1994 Streeck 1999 Zimmer 1997 Zimmer et al 2011 Darüber hinaus scheinen diese Probleme auch den Humus für vielfältige neue und wenig formalisierte Beteiligungs und Engagement formate zu bilden Diese Formate sind so lässt sich mit Streeck 1999 S 229 argumentieren nicht nur einen Reflex auf die geschwächte Moral und Ideologiefähigkeit des vorhande nen Institutionensystems sie setzen an die Stelle affektiv aufgeladener Mitgliedschaften und der damit verbundenen generalisierten und unspezifischen Loyalitätsverpflichtung ge genüber organisierten Gemeinschaftsstruktu ren vor allem auch institutionell ungebundene Moralsubstitute in eher spontaneren temporär inszenierten und wenig formalisierten Grup pierungen und Netzwerken Folgt man dieser Argumentation dann könnte damit auch das für die Bundesrepublik Deutschland charak teristische Modell der neo korporatistischen Interessenvermittlung an seinem unteren Ende der bürgerschaftlichen Graswurzeln im lebens weltlich gebundenen Vereinswesen zunehmend austrocknen Nicht nur soziale Bewegungen im poli tischen Raum die ihre wachsende Mobilisie rungskraft aus neuen Kommunikationsmedien und virtuellen Netzwerken moderner Medien vielfalt zu ziehen scheinen kann man als Re aktion darauf verstehen dass quer durch die gesellschaftlichen Großgruppen die Loyalität gegenüber verbandlich organisierten interme diären Großorganisationen abgenommen hat während das Selbstorganisationspotenzial von Bürgerinnen und Bürgern an Effektivität und Effizienz sowie an gesellschaftspolitischem Ein fluss gewinnt und weiterhin gewinnen dürfte Denn Stuttgart 21 ist bestenfalls das medial inszenierte Großereignis das diese Entwicklung exemplifiziert längst lassen sich auch in ver meintlich unpolitischeren Handlungsfeldern wie der Sport und Bewegungskultur ähnliche Entwicklungen beobachten So expandierte die Sport und Bewegungs kultur jenseits des einst zutiefst milieugebun denen verbands und vereinsorganisierten Sports in den letzten Jahrzehnten so dynamisch dass eine Vielfalt von Sportformen in loseren spontaneren flexibleren und kurzlebigeren As soziationsformen ausgeübt und von freiwillig Engagierten organisiert wird vgl Kapitel 1 In sofern scheinen sich auch immer mehr Sport verbände und vertikal eingebundene Sport vereine zunehmend dazu gezwungen zu sehen Leistungen an Nichtmitglieder im Einzelhandel abzugeben und um der Erhaltung ihrer Wettbe werbsfähigkeit willen auf das Zustandekommen formalisierter unspezifischer Dauerbindungen Mitgliedschaft als Voraussetzung der Nutzung von Vereinsleistungen zu verzichten Streeck 1999 S 232 Dieser seit langem und sukzessive ablaufende Struktur und Funktionswandel von Sportverbänden als intermediäre Großorganisa tionen in der Gesellschaft könnte sich perspek tivisch zu einer demokratie und sozialpoliti schen Herausforderung zuspitzen die auch als strukturelle Herausforderung für eine sich nach und nach entfaltende Engagementpolitik in Deutschland verstanden werden kann vgl Braun 2012b Deutscher Bundestag 2012 Denn

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