139Zusammenfassung Freiwilliges Engagement von Jugendlichen im Sport Befragten im Jahr 1999 auf über vier Fünftel im Jahr 2009 Die Annahme erscheint nicht unbe gründet dass es einen Zusammenhang zwischen den Erwartungen der engagierten Jugendlichen im Sportbereich an einen persönlichen Kompe tenz und Erfahrungsgewinn durch das eigene Engagement einerseits und den komplexen zu gleich aber erfolgreich zu bewältigenden Anfor derungen im Rahmen des Engagements ande rerseits gibt Diese Selbsteinschätzungen der befragten Jugendlichen scheinen durchaus mit Ergebnis sen verschiedener Studien zu korrespondieren wonach bürgerschaftliches Engagement eine Institution bilden kann in deren Kontext en gagierte Jugendliche auf unterschiedliche Wei se lernen und Kompetenzen weiterentwickeln können vgl z B Braun Hansen Ritter 2007 Braun Hansen 2010 Gensicke Geiss 2010 Gensicke et al 2006 Hansen 2008 Düx 2006 Düx Sass 2005 Neuber 2010 Diese Studien stehen u a im Kontext engagementpolitischer Debatten in denen Fragen des individuellen Kompetenz und Erfahrungsgewinns im Rah men eines freiwilligen Engagements gerade auch von Jugendlichen zunehmend intensiver diskutiert werden Als besonders bedeutsam werden dabei weniger formelle Lernprozesse im Rahmen verbandlicher Qualifizierungs und Weiterbildungsmaßnahmen als vielmehr non formale und vor allem auch inzidentelle Lern prozesse von freiwillig engagierten Jugendlichen außerhalb arrangierter Lernkontexte hervorge hoben vgl Braun Hansen Nobis Reymann 2013 Deutscher Bundestag 2012 Hansen 2013 Hartnuß Heuberger 2010 Hartnuß Olk 2011 In diesen engagement und auch bil dungspolitisch inspirierten Diskussionen über freiwilliges Engagement werden auch dezidiert Fragen der Re Produktion sozialer Ungleich heiten im Kontext eines solchen Engagements thematisiert Dabei wird der schon vielfach kon statierte Mittelschichtbias freiwilligen Enga gements hervorgehoben und offensiv gefragt ob Engagement nur etwas für die Bildungseli te sei Hartnuß Heuberger 2010 S 465 Diese Frage erscheint auch für die Interpretation der analysierten drei Freiwilligensurveys mit Blick auf die 14 bis 24 Jährigen bedeutsam So wei sen im Jahr 2009 rund zwei Drittel der freiwillig engagierten Jugendlichen im Sportbereich ein hohes Bildungsniveau auf bzw streben hohe Bildungsabschlüsse an während gerade ein mal 5 7 von ihnen niedrige Bildungsqualifi kationen erworben haben oder voraussichtlich erwerben werden Die Chance für Jugendliche die ein hohes Bildungskapital Bourdieu 1983 aufweisen sich im Sportbereich freiwillig zu en gagieren lag im Jahr 2009 um das 2 2fache hö her als für Jugendliche mit niedrigem Bildungs kapital Diese Ergebnisse lassen sich so interpre tieren dass die bildungsaffinen Jugendlichen ihr Engagement als Bestandteil eines bildungsori entierten Lebensstils und kulturelle Praxis im öffentlichen Raum betrachten der individuelle Erfahrungs und Perspektiverweiterungen wie auch Selbstverwirklichungspotenziale in der zivilgesellschaftlichen Wirklichkeit eröffnet Denn analog zur bevorzugten Literatur oder Musik lässt sich ein freiwilliges Engagement im Sportbereich immer auch als Ausdruck eines bestimmten Lebensstils mit den entsprechen den Praktiken und Objekten der symbolischen Lebensführung deuten Und in diesem Kontext scheint ein solches Engagement im Sportbe reich vor allem solche Jugendlichen anzuspre chen die einen im Habitus Bourdieu 1976 inkorporierten Lebensstil bevorzugen der in der sozialen Praxis bildungsorientierter Ge sellschaftsgruppen sozialisiert wird vgl Braun 2007 In dieser Argumentationsrichtung kann das hohe Bildungskapital der im Sportbereich engagierten Jugendlichen nicht losgelöst von

Vorschau Ehrenamtliches und freiwilliges Engagement im Sport Seite 139
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