48 BISp Jahrbuch Forschungsförderung 2015 16 Leistungsverbesserung durch sensomotorisches Training wie der Explosivkraft führen kann Gruber and Gollhofer 2004 Taube et al 2007a Darüber hinaus zeigen Studien dass durch ein Gleichge wichtstraining auch die Verletzungsgefahr vor allem von Sprung und Kniegelenksverletzun gen sinkt also das Training einen hohen verlet zungspräventiven Charakter besitzt Verhagen et al 2004 Sugimoto et al 2015 An der Kontrolle des Gleichgewichts sind meh rere körpereigene Sensorsysteme beteiligt Informationen von diesen Sensorsystemen wer den an das zentrale Nervensystem geleitet um dort in bestehende Prozesse zur Bewegungs kontrolle integriert zu werden Für die Gleichge wichtskontrolle wichtige sensorische Informa tionen erhält das zentrale Nervensystem vom propriozeptiven System Tiefensensibilität und taktile Sensoren z B Fitzpatrick et al 1992 dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr Vesti bularorgan z B Allum Pfaltz 1985 und dem visuellen System z B Nashner et al 1982 Taube et al 2008a Die Informationen die diese Sen sorsysteme bereitstellen werden beim gesun den Menschen in optimaler Weise aufgrund ihres Gehalts gewichtet Ernst Banks 2002 und ermöglichen so die präzise Identifikation der Lage des Körpers relativ zum umgebenden Raum Buchanan Horak 1999 Verschlech terungen der Informationsqualität einzelner Sensorsysteme werden bis zu einem gewissen Grad durch andere Sensorsysteme kompensiert Taube et al 2008b Bei einem Totalausfall eines dieser Systeme ergibt sich jedoch eine signifi kante Verschlechterung der Gleichgewichtskon trolle Duarte Zatsiorsky 2002 Bei sehbehinderten Langläuferinnen und Lang läufern fällt das für die Gleichgewichtsfähigkeit sehr wichtige visuelle System entweder teil weise oder komplett aus Die hohe Anpassungs fähigkeit des Nervensystems sich bei chronisch fehlenden visuellen Informationen verstärkt auf Informationen von verbleibenden intakten Sen sorsystemen zu verlassen ermöglicht Sehbehin derten einen vermeintlich normalen aufrechten Stand Jedoch zeigen Studien dass teilweise und ganz erblindete Personen in der Regel deutlich messbare Defizite in der Gleichgewichtskont rolle aufweisen Stones Kozma 1987 Navarro et al 2004 Ray et al 2008 Gerade die Eigenschaft des Nervensystems hoch anpassungsfähig zu sein hat die vorliegende Studie motiviert mit sehbehinderten Langläu ferinnen und Langläufern ein sensomotorisches Training durchzuführen und dessen Auswir kungen auf die Standstabilität wie auch auf die sportartspezifische Leistung zu erfassen Anders als bei gesunden Athletinnen und Athleten bei denen die Wirksamkeit eines sensomotorischen Trainings auf die körperliche Leistungsfähigkeit bereits dokumentiert ist Taube et al 2007b existiert keine uns bekannte Studie zu Effekten bei sehbehinderten Athletinnen und Athleten 3 Methodik 3 1 Studienaufbau Insgesamt nahmen 14 sehbehinderte Langläufe rinnen und Langläufer teil Sechs der 14 Proban den waren nationale Kaderathleten zwischen 11 und 25 Jahre alt die acht weiteren Teilneh merinnen und Teilnehmer waren zwischen 10 und 15 Jahre alt und wurden über eine Schule für Sehbehinderte rekrutiert Die Hälfte der Testpersonen welche in rando misierter Form ausgewählt wurde absolvierte ein sensomotorisches Training über 4 Wochen mit 2 Trainingseinheiten pro Woche Bei der von uns angewandten Form des von einem die Stu die betreuenden Wissenschaftler überwachten Trainings standen die teilnehmenden Personen auf verschiedenen instabilen Unterstützungsflä chen wie beispielsweise Airexâ Matten Wackel brettern und Therapiekreiseln Die Intervention beinhaltete eine progressive Steigerung des Schwierigkeitsgrades um einen möglichst gro ßen Trainingseffekt zu erzielen Der optimale Schwierigkeitsgrad wurde so definiert dass während der Übungen das Gleichgewicht von den Testpersonen gerade noch gehalten werden konnte Sie bekamen die Instruktion die Kör perschwankungen bei den Übungen so stark wie möglich zu reduzieren Eine Trainingseinheit begann mit einem 5 minütigen Aufwärmpro gramm beidbeiniges Hüpfen Lockerungsübun gen danach wurden 12 Übungen mit einer jeweiligen Dauer von 30 Sekunden und einer darauffolgenden Pause von 2 Minuten durchge führt

Vorschau BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2015/16 Seite 50
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