49Regenerationsfördernde Maßnahmen Regenerationsmanagement im Spitzensport 4 3 1 Anwendungsmethoden Kälteapplikationen erfreuen sich wachsender Popularität im Leistungssport Neben dem Be treten einer Kältekammer und dem Anlegen von Kühlwesten hat sich insbesondere die An wendung einer Kaltwasserimmersion KWI als Regenerationsmaßnahme etabliert Die verwen deten Protokolle sind dabei uneinheitlich so dass sowohl Dauer als auch Wassertemperatur sehr unterschiedlich ausfallen können Nach dem derzeitigen Kenntnisstand scheint eine Ganzkörperimmersion im direkten Anschluss an körperliche Belastungen für 10 min bei 12 15 C am ehesten erfolgversprechend zu sein Da eine KWI mit relativ geringen Kosten ver bunden ist Anschaffung einer Regentonne und gleichzeitig keiner größeren räumlichen Vor aussetzungen bedarf Wasseranschluss kommt sie generell für eine Vielzahl an Sportarten in Frage Insbesondere im Fußball scheint die KWI beinahe flächendeckend etabliert zu sein und wird oft im direkten Anschluss an Trainingsein heiten und Spiele durchgeführt 4 3 2 Physiologischer Hintergrund Derzeit gibt es keine eindeutig belegten Wirk mechanismen von Kälteapplikationen als Re generationsmaßnahme Es wird spekuliert dass die Effekte weitgehend auf einer Reduktion der Muskel und Körperkerntemperatur und da mit einhergehend reduzierten lokalen Entzün dungsprozessen beruhen Weiterhin geht man davon aus dass kühlungsbedingte schmerz hemmende Effekte zu einem verbesserten Erho lungsbefinden beitragen und dass der hydrosta tische Druck des Wassers kompressionsähnliche Wirkungen hervorruft Poppendieck et al 2013 4 3 3 Studienlage Angesichts der aktuellen Studienlage lässt sich kein eindeutiges sportartübergreifendes Fazit zur Wirksamkeit von Kälteapplikationen als Re generationsmaßnahme ziehen Generell scheint jedoch eine KWI größere Effekte zu erzielen als das Tragen von Kühlwesten oder der Aufenthalt in Kältekammern Poppendieck et al 2013 wobei die Studienlage insbesondere für Kälte kammern nach wie vor unzureichend ist Bei Anwendung einer Ganzkörper KWI gibt es Hin weise auf eine verbesserte Leistungsfähigkeit im Bereich von sprint und schnellkraftdominier ten Sportarten während sich die Effekte im Be reich von Ausdauer und Maximalkraftdiszipli nen eher marginal darstellen Leeder et al 2012 Poppendieck et al 2013 Positiv scheinen sich Kaltwasseranwendungen auf das subjektive Er holungsempfinden auszuwirken wobei dies auf den Placebo Effekt zurückzuführen sein könnte Broatch et al 2014 da eine Blindung bei Kälte studien kaum möglich ist Es bestehen Hinweise darauf dass sich eine dauerhafte Anwendung von KWI negativ auf Anpassungsmechanismen im Bereich des Krafttrainings auswirken könnte Fröhlich et al 2014 Roberts et al 2015 4 3 4 REGman Befunde Die Anwendung von Ganzkörper KWI 10 min bei 12 15 C im direkten Anschluss an insge samt fünf intensive Trainingseinheiten in einer dreitägigen Trainingsphase der deutschen Ge wichtheber Nationalmannschaft hatte folgende Effekte Die sportartspezifische Leistungsfähigkeit simuliert durch einen Langhantel Zug test wurde durch die KWI im Gruppen mittel nicht beeinflusst Ebenso wenig gab es signifikante Verände rungen in den erhobenen Blutparametern Creatinkinase Harnstoff Cortisol und Testosteron Das subjektive Erholungs bzw Beanspru chungsempfinden der Athleten veränderte sich im Gruppenmittel ebenfalls nicht signifikant Einzelfallanalysen zeigen dass einige Athleten durchaus positiv auf die KWI reagieren was sich sowohl in der Leis tungsfähigkeit als auch in Parametern des subjektiven Empfindens nachweisen lässt während andere Athleten tendenziell negativ reagieren

Vorschau Handreichung Regmann / Regenerationsmanagement im Spitzensport Seite 50
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