194 BISp Jahrbuch Forschungsförderung 2014 15 Pädagogische Qualität des Trainings in der Talentförderung auf die normative Begründungsquelle ein für das hier vorgestellte Projekt steht gleichwohl die Wirk samkeitsbegründung im Mittelpunkt Sportliches Training im Nachwuchsbereich beruht darauf dass Eltern ihre Kinder und Jugendlichen in die Obhut einer Lehrkraft geben Die Lehrkraft übernimmt damit ob wissentlich oder nicht ganz automatisch Verpflichtungen der Aufsicht der Fürsorge und der Erziehung Mittelbar trägt auch der Auftraggeber der Lehrkraft also meist ein Verein Verantwortung dafür dass diesen Verpflichtun gen genüge getan wird Welche Verhaltensweisen von der Lehrkraft erwartet werden um diese Pflich ten der Aufsicht Fürsorge und Erziehung angemessen auszufüllen wird historisch und kulturell sehr unterschiedlich beurteilt Um ein Beispiel aus dem Bereich der Schule zu zitieren Bis weit in die 1970er Jahre war es in Deutschland zulässig dass Lehrer ihre Schüler schlugen Heute wäre dies ein klarer Normverstoß der erhebliche Konsequenzen für den Täter nach sich zöge Welches pädagogische Han deln als gut als vertretbar oder als unzulässig gilt verändert sich also Die Frage Wie soll und wie darf man mit Kindern und Jugendlichen umgehen wird dabei durch ethische Abwägungen im normativen gesellschaftlichen Diskurs beantwortet Physische Gewalt in Erziehung Unterricht und Training ist heute verboten weil es gegen einen nun erreichten Wertekonsens verstößt nämlich den sozialen Konsens dass physische Gewalt die Würde und das Recht von Kindern auf körperliche Unver sehrtheit verletzt Eine solche Veränderung von pädagogischen Werten ist nicht nur im Bereich von Strafen zu beobachten sondern betrifft praktisch alle Aspekte des Umgangs und der Kommunikation zwischen den Generationen Haumann 2009 Shell 2010 So gilt es heute als pädagogisch hochwertig wenn Konflikte zwischen Pädagogen und Kindern durch Dialog und Konsensfindung bearbeitet wer den nicht durch Macht und Zwang Mit dem Abbau des Machtgefälles ist auch die emotionale Nähe zwischen den Generationen dramatisch gewachsen Dieser Zuwachs an Nähe und Vertrauen wird gesellschaftlich als sehr wertvoll erachtet Ein positives Selbstbewusstsein und die zunehmende Selbst ständigkeit von Kindern und Jugendlichen gehören zu hoch geschätzten Erziehungszielen während früher Gehorsam und Anpassung erwünscht waren Von Lehrkräften seien es Lehrkräfte oder Trainer bzw Trainerinnen wird deshalb heute ein Verhalten erwartet das diese Ziele fördern soll Diese ver änderten pädagogischen Normen beschränken sich nicht nur auf Elternhaus und Schule sie werden automatisch auch an das Verhalten von Lehrkräften und Verantwortlichen im Sport angelegt ob ein Training gut ist wird heute unausweichlich auch an ihnen gemessen Ein Sportsystem das unter anderem auch im Hinblick auf die Förderung des Leistungssports auf eine breite Nachwuchsförderung setzt muss einem solchen Wandel Rechnung tragen will es nicht einerseits seine gesellschaftlicher Akzeptanz und andererseits seine Attraktivität für Kinder Jugendliche und Eltern riskieren Entspre chende Reaktionen des organisierten Sports sind auch nicht nur in Deutschland zu beobachten z B in der Festlegung von pädagogischen Normen im Trainer Ehrenkodex DOSB DSJ 2011 Normativ ethisch begründete Kriterien für gutes Handeln von Lehrkräften gehen in einer strenge ren und einer weicheren Hinsicht in die Beurteilung der Qualität von Training ein Die strengere betrifft die harte Grenze zu ethischen Verstößen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen die wei chere betrifft die eher unscharf definierten Erwartungen an unterstützend förderndes sozial kom petentes Verhalten Wesentlich für beide ist jedoch Ob ein Trainerverhalten als gut akzeptabel oder inakzeptabel beurteilt wird entscheidet sich in einem normativen Diskurs in einer Auseinan dersetzung um Werte Die normativ ethischen Kriterien ergeben allerdings nur einen allgemeinen Rahmen der für alle Arten von Lehrkräften gilt Das Kerngeschäft von Trainern bzw Trainerinnen im Sport oder Lehrkräf ten in der Schule ist damit noch gar nicht betroffen Sowohl Lehrkräfte wie Trainer und Trainerinnen haben eine vergleichbare Hauptaufgabe Sie sollen Lern und Leistungsfortschritte der ihnen Anver

Vorschau Jahrbuch 2014/15 Seite 195
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