131Entwicklung von Methoden zur neuromuskulären Anbahnung BISp Jahrbuch Forschungsförderung 2014 15 2 2 1 Neuromuskuläres Differenzierungstraining Als grundlegende Fertigkeit zur Anwendung der Methode wird die einwandfreie Beherrschung stati scher und dynamischer Schiffchenpositionen 1 in allen Körperlagen bereits vorausgesetzt Auf diesen Voraussetzungen aufbauend wird zunächst eine gezielte isolierte Ansteuerung der einzelnen Muskel gruppen der vorderen VMS und hinteren Muskelschlingen HMS entwickelt und darauf aufbauend allmählich die Fertigkeit geschult diese isolierten Muskelgruppen der VMS und HMS auf Anweisung wahlweise zu kombinieren Im Rahmen der Erarbeitung dieser Positionen wird Wert darauf gelegt dass die Teilkörperpositionen bewusst in die eine oder andere Richtung sowohl leicht als auch stark über trieben ausgeführt werden um dem Athleten ein kinästhetisches Gefühl für die entsprechenden Grenz positionen zu vermitteln und ihn in die Lage zu versetzen diese Grenzpositionen bewusst einzunehmen und wieder aufzulösen ohne gleichzeitig die übrigen Teilkörperpositionen dadurch zu verändern Um für Athlet und Trainer unmissverständliche und einfache Sprachcodes zu definieren werden die einzelnen Teilkörpersegmente zunächst mit einfachen Nummern bezeichnet 1 Arm Rumpf Winkel 2 Beckenkippung 3 Hüftwinkel 4 Kniewinkel und im Laufe der Zeit weiter ausdiffe renziert Während z B zu Beginn des Trainings das Teilkörpersegment Arm Rumpf Winkel ARW pauschal mit 1 bezeichnet wird wird dem Athleten zunehmend vermittelt dass 1 sich zusammen setzt aus den Teilbewegungen Schultergelenksbewegung Schulterblattbewegung und Bewegung der Brustwirbelsäule BWS deren multidirektionale Teilbewegungen er im weiteren Verlauf des Trainings weiter zu differenzieren lernt und schließlich zunehmend in der Lage ist diese wahlweise mit Bewegungen anderer Teilkörpersegmente zu kombinieren zunächst in sagittaler Ebene später zunehmend auch torsional Zur Unterstützung der entsprechenden Anweisungen werden vorallem taktile Reize und manuelle Widerstände gesetzt um die kinästhetische Wahrnehmung für den Athle ten zu erleichtern Die Muster werden zunächst in einfachen Körperpositionen geschult Bauch und Rückenlage dann zunehmend in allen weiteren Körperlagen bis hin zur Handstandposition Ziel des Neuromuskulären Differenzierungstrainings ist es zunächst nicht bestimmte richtige sportartspezifische Positionen zu erarbeiten sondern ganz bewusst den möglichen Bewegungsspiel raum der Teilkörpersegmente erfahrbar zu machen Es werden daher regelhaft Positionen ange steuert die vordergündig für die typischen Bewegungsabläufe sogar als grundfalsch einzuordnen wären Das Neuromuskuläre Differenzierungstraining soll vielmehr dazu dienen alle möglichen Teilbewegungsoptionen spürbar zu machen und diese schließlich kinästhetisch hochdifferenziert wahrnehmen und ansteuern zu können Des Weiteren werden hierbei die Grundlagen gelegt diese Teilkörperpositionen auf einfache Anweisungen hin z B 3 mehr öffnen 2 unverändert lassen sehr gezielt einnehmen und bewusst wieder auflösen zu können Auf Basis dieser Grundschulung können im Rahmen des allgemeinen sequenziellen Ansteuerungstrainings und schließlich des kontextspe zifischen elementspezifischen sequenziellen Ansteuerungstrainings sehr viel gezieltere Traineran weisungen erfolgen die Athleten aus der bisherigen Erfahrung mit der Methode nicht nur in die Lage versetzt diese in hochdifferenzierter Weise umzusetzen sondern auf Basis ebendieser Sprachcodes vor allem auch ihrerseits hochspezifische Rückmeldungen zu geben Man könnte das Neuromusku läre Differenzierungstraining gewissermaßen als die grundlegende Erlernung des Alphabets der 1 Unter Schiffchenpositionen auch als C plus bzw C minus Position bezeichnet sind leicht nach vorne bzw leicht nach hinten gekrümmte Körperpositionen zu verstehen welche durch eine harmonische kontrollierte Körperkrümmung mit adäquater Einbindung aller beteiligten Segmente der vorderen bzw hinteren Muskelschlinge gekennzeichnet sind In der Ausbildung dieser Positionen ist größter Wert darauf zu legen dass diese in allen Körperlagen sowohl statisch als auch im schnellen dynamischen Wechsel ausreichend stabilisiert werden können um ein Ausweichen in einzelnen Segmenten z B in Form einer Hyperlordosierung der Lendenwirbelsäule zu verhindern

Vorschau Jahrbuch 2014/15 Seite 132
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