92 BISp Jahrbuch Forschungsförderung 2013 14 Intensivierung motorischer Lernprozesse 3 2 2 Gerätturnen Zur Auswertung wurde wie im Wasserspringen das mittlere Niveau des Hüftwinkels und die Parame ter des Streckzeitpunkts in beiden Mesozyklen verglichen In Vorbereitung der Beurteilung der Videoaufnahmen wurde für die Position des Öffnens ein Hüft winkel von 75 durch Experten als optimal definiert Während der Videoauswertung mit der utilius vimes Software konnten in diesem Bereich große Qualitätsunterschiede in der Ausführung der Bewe gung festgestellt werden Bei der mit einer intensiven über die Pulsfrequenz gesteuerten sportartspe zifischen Erwärmung im 1 Mesozyklus lag die Winkelabweichung vom Sollwert im Mittel bei 10 39 Im 2 Mesozyklus in dem die Trainingseinheiten nur mit einer allgemeinen Erwärmung eingeleitet wurden ist eine höhere Winkelabweichung vom Sollwert zu erkennen 12 11 Die statistische Aus wertung gepaarter t Test erbrachte eine signifikant höhere Qualität nach submaximaler Aktivierung p 0 04 Bonferoni korrigiert Weiterhin wurde im Rahmen der Auswertung der Videoaufnahmen die Ist Rotation zum Zeitpunkt des Öffnens des Saltos vorwärts gehockt untersucht Hierbei konnten statistisch keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden unterschiedlichen Erwärmungsformen festgestellt werden Die Ausführung der Turnerinnen im zweiten Mesozyklus ist in Bezug auf diesen ausgewerteten Parame ter nur geringfügig schlechter als im ersten Mesozyklus 4 Diskussion Die Ergebnisse der Laborstudie zeigen dass sich eine intensive 2 wöchige Voraktivierungsstrategie auf einem Fahrradergometer positiv auf einen nachfolgenden motorischen Lernprozess auswirkt Dieser positive Effekt scheint im Laufe des motorischen Lernens immer deutlicher zu werden Inter essanterweise waren die Unterschiede zwischen den beiden Voraktivierungsprotokollen sehr deutlich und die Leistungsunterschiede zwischen beiden Gruppen kamen keinesfalls durch eine schlechtere Lernleistung in der mittleren Voraktivierungsgruppe zustande wie der Vergleich mit bereits beste henden Datensätzen ohne Voraktivierung deutlich macht sondern durch eine gesteigerte Lernleis tung in der hochintensiv trainierenden Voraktivierungsgruppe Somit kann geschlussfolgert werden dass sich nicht jede Form der Voraktivierung positiv auf nachfolgende Lernprozesse auswirkt sondern das die Intensität der Voraktivierung eine enorm wichtige Rolle spielt und idealerweise trainingswis senschaftlich begleitet und kontrolliert werden sollte Dieser Befund deckt sich mit unseren Annahmen zur intensitätsspezifischen Ausschüttung zen tralnervaler Wachstumsfaktoren BDNF im Rahmen akuter Trainingsbelastungen Rojas Vega et al 2006 Knaepen et al 2010 Je höher die Belastung desto mehr BDNF wird ausgeschüttet und möglicherweise im Zentralnervensystem für Lernprozesse bereitgestellt Die eigenen MRT Studien zum Stabilometertraining zeigen signifikante Anpassungen in der Hirnstruktur im Verlauf einer 6 wöchigen Übungsperiode Taubert et al 2010 2011 Die von uns postulierte Signalkette zwischen belastungsinduzierter und intensitätsabhängiger BDNF Ausschüttung und deren Nutzung für nach folgende lerninduzierte Plastizitätsprozesse im Gehirn Bekinschtein et al 2008 scheint zumindest auf der Ebene der motorischen Leistung Bestand zu haben Es galt nun in der folgenden Antragsphase des Feldexperiments diese Intensitätsspezifik in den Leistungssport zu übertragen und in den Trai ningsalltag der Sportlerinnen und Sportler zu integrieren Die bei der Laboruntersuchung auf dem Stabilometer erreichte Verbesserung durch eine Voraktivie rungsstrategie ließ sich bei den ausgewerteten Parametern im Wasserspringen und Gerätturnen nicht in gleicher Weise nachweisen

Vorschau BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2013/14 Seite 93
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