34 BISp Jahrbuch Forschungsförderung 2013 14 Etablierung und biochemische Validierung eines indirekten Verfahrens Die Gefahr dass Testpersonen versuchen ihre Testergebnissen absichtlich zu verfälschen stellt ein Kardinalproblem bei der Messung der Dopingeinstellung dar und war Thema der zweiten Projekt phase Hierzu wurden drei Experimente durchgeführt Für die Praxis von besonderem Interesse sind die Effekte von Strategien und Übung auf den Verfälschungserfolg denn es muss davon ausgegangen werden dass Testpersonen sich in Bezug auf mögliche erfolgreiche Verfälschungsstrategien untereinander austau schen und dass besonders effektive Strategien auch weitergegeben werden Ebenfalls erscheint es möglich dass sich Lerngradienten bei wiederholten Testnahmen Verfäl schungsversuchen ausbilden und Testergebnisse verfälschen Auch wollten wir der Frage nachgehen ob Verfälschungsversuche in den Datensätzen von Probandinnen bzw Pro banden mit statistischen Methoden post hoc aufgedeckt werden können Die Ergebnisse zeigen dass es grundsätzlich möglich zu sein scheint den reaktionszeitbasierten Doping BIAT in Richtung einer eher negativen Dopingeinstellung zu verfälschen Wolff Brand under review Jedoch wirken sich Verfälschungsversuche wesentlich weniger negativ auf das Testergebnis aus als dies beim Einsatz von Fragebögen zu erwarten wäre Der Verfälschungserfolg erwies sich in unseren Untersuchungen als unabhängig sowohl von den angewandten Strategien als auch von Übungseffekten Außerdem war es möglich verfälschte Werte mit extrem hoher Sicherheit statistisch zu detektierten Während im ersten Experiment Testpersonen explizit zur Verfälschung ihrer Testdurch gänge aufgefordert und angeleitet wurden stand im zweiten Experiment die Untersu chung eigenmotivierter Verfälschungsversuche im Vordergrund Ziel war es eine expe rimentelle Situation zu schaffen in der Versuchspersonen intrinsisch motiviert wären ihr Testergebnis zu verfälschen Unsere Ergebnisse zeigen dass durch induzieren von Verfälschungsmotivation den Testpersonen wurde der Eindruck vermittelt dass sie bei nachweislich positiver Dopingeinstellung an einem zeitaufwändigen Präventionspro gramm teilnehmen müssten nur die mittels Fragebogen erfasste Dopingeinstellung nicht aber die mittels Reaktionszeitmessung im Doping BIAT erfasste Dopingeinstellung verfälscht werden konnte Wolff Schindler Brand under review Als drittes Experiment der Verfälschungstestreihe wurde die Frage untersucht welche Prozesse auf kortikaler Ebene beobachtet werden können wenn Versuchspersonen versuchen ihr BIAT Testergebnis zu verfälschen Ziel war es die Verfälschungsreaktion in ihrer Vorbereitung und in ihrem Ablauf abzubilden Die Analyse ereigniskorrelierter Potentiale EKP mittels Elektroenzephalographie EEG erlaubt zeitlich extrem hochauf lösende Auswertungen und wurde als Methode für diese Untersuchung ausgewählt In der Zusammenarbeit mit Experten der Universität Bielefeld konnte u a gezeigt werden dass sich die EKP von Verfälschern schon sehr schnell nach Stimuluspräsentation von nicht Verfälschern unterscheiden Schindler Wolff Kissler Brand under review Schon ca 500 Millisekunden bevor eine Reaktion im Doping BIAT sichtbar wird zeigten sich in der P300 signifikante Unterschiede zwischen Testpersonen und Bedingungen Solches Wissen bietet u a Grundlage für Testweiterentwicklungen die zum Beispiel zu einer weiteren Reduktion der Verfälschungsanfälligkeit des Doping BIAT führen könnten Beispielsweise bestünde eine Idee nun darin vor Testdurchgängen neuronale Ressourcen der am Verfälschungshandeln beteiligten Strukturen einzuschränken indem beispiels weise Techniken zur temporären mentalen Erschöpfung genutzt werden

Vorschau BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2013/14 Seite 35
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