Elektromobilität Vision 57 Die Automobilindustrie ringt mit dem Thema Elektromo bilität Klar ist Auch das sauberste Elektroauto nützt der Umwelt nur wenig wenn es mit Energie aus einem Kohle oder Gaskraftwerk angetrieben wird Der Faktor einer nachhaltigen Ener gieversorgung und einer entsprechenden Infrastruktur rückt also immer weiter in den Fokus Der Nationale Entwick lungsplan Elektromobilität sieht nämlich vor dass die neue An triebstechnologie regenerative Energie nutzen soll Will man das konsequent umsetzen müssen neue Konzepte erarbeitet werden die aufzeigen wie man die Versorgung mit sauberer Energie sicherstellen möchte Eine Idee ist das Effizienzhaus Plus das im März im Berliner Stadtteil Charlottenburg ans Netz geht Das vom Bundesministerium für Verkehr Bau und Stadtentwicklung BMVBS initiierte Modellhaus soll im bes ten Fall mehr Energie erzeugen als es selbst verbraucht und somit Strom für Elektroautos liefern Die Grundidee klingt zunächst einfach Photovoltaikanlagen auf dem Dach und an den Seitenwänden des 130 Quadratmeter großen Gebäudes schaffen im wahrsten Sinne des Wortes Ener gie im Überfluss Durch ein IT gestütztes Power Management soll es einer vierköpfigen Familie möglich sein eine derart po sitive Energiebilanz aufzustellen dass auch der Betrieb eines Elektroautos Platz im Budget finden kann Die vorausschau ende Stromplanung übernimmt hierbei ein automatisiertes System das die Verbrauchsgewohnheiten der Bewohner in die Berechnungen mit aufnimmt Damit die Bewohner des Effizi enzhauses Plus auch bei fehlendem Sonnenschein nicht im Re gen stehen bezieht das IT System außerdem vollautomatisch die Wettervorhersage und den somit zu erwartenden Stromge winn in die Planung mit ein Sollte sich der eigene Energiege winn jedoch im Alltag als unzureichend erweisen verfügt das Modellhaus im Westen Berlins zusätzlich über einen Anschluss an das lokale Stromnetz Interessant sind neben der idealtypisch autarken Gewinnung und Nutzung von Energie vor allem angedachte Synergieef fekte mit dem Bereich der E Mobility So finden sich unter dem Carport des Effizienzhauses Plus eine in den Boden ein gelassene Induktionsspule und eine kabelgebundene Ladevor richtung welche die Elektroautos der Bewohner mit Energie aus einem etwa 40 kWh speichernden Pufferakku versorgen können der die Ladung der E Fahrzeuge auch bei fehlendem Sonnenschein ermöglicht Der umgekehrte Weg also die Nut zung der Fahrzeugakkus für den häuslichen Gebrauch das so genannte Vehicle to Grid Verfahren ist zumindest im Falle des Ener gieeffizienzhauses nicht vorgesehen wird allerdings etwa von Daimler oder Nissan im Rahmen anderer Projekte be reits beforscht Die im Effizienzhaus Plus verbaute Induktions spule ist in der Lage ein elektromagnetisches Feld zu erzeugen 01 2012 über das Strom an eine entsprechende Ladespule im Fahrzeug übertragen werden kann Die Verlustrate der kabellosen Ener gieübertragung ist stetig verringert worden so dass inzwischen mehr als 90 Prozent der abgegebenen Energie ihren Weg in den Lithium Ionen Akku der Fahrzeuge finden Die Technik die in der Unterhaltungselektronik in Elektrozahnbürsten und im heimischen Herd bereits angekommen ist soll in absehbarer Zukunft auch in die Automobilindustrie Einzug halten Neben der traditionellen Plug in Energieübertragung und der induktiven Betankung die eine Leistung von 3 2 kW erbringen kann ist ebenfalls eine kabelgebundene Schnellladung mit 22 kW möglich die in etwa 30 Minuten Strom für 100 Kilometer lange Fahrten liefern soll Das Energiemanagement im Auto ist etwa im Falle des Smart fortwo ed ebenso wie im Haus vollkommen automatisiert möglich Die Bewohner des Hauses melden einfach Uhrzeit und Radius der geplanten Fahrten per Smartphone App an worauf die Betankung des Fahrzeugs effi zient berechnet und möglichst stromsparend ausgeführt wird Das Interesse der Automobilindustrie am Effizienzhaus Plus ist derweil nicht nur bei Daimler groß Die vierköpfige Familie die das Haus 15 Monate testet kann für jeweils drei Monate einen BMW ActiveE einen Opel Ampera einen Audi A1 e tron und einen VW Golf der Blue e motion Edition ausgiebig Probe fahren Daimler entwickelte hierbei zusammen mit Partnern nicht nur die Technologie der induktiven Ladespule sondern schickt mit dem E Cell Modell der hauseigenen A Klasse dem Smart fortwo ed und einem Smart E Bike gleich drei Elektro fahrzeuge in den Praxistest Die induktive Ladetechnik nutzt al lerdings lediglich die A Klasse Smart und E Bike müssen nach wie vor per Kabel geladen werden Man zeige sich vor allem an der Frage nach der Markttauglichkeit der neuen Technologie im Alltagsbetrieb und an Impulsen für die weitere Entwicklung interessiert so Herbert Kohler Leiter der Abteilung E Drive and Future Mobility im Forschungs und Vorentwicklungsbereich der Daimler AG im Rahmen einer entsprechenden Pressemit teilung zum Projekthaus Trotz Projekten wie dem Effizienzhaus Plus sieht sich der Bereich der Elektro Mobility immer noch vor große Heraus forderungen gestellt Vergleichsweise niedrige Reichweiten schwache Akkuleistungen bei hohen Produktionspreisen und die spärlich ausgebaute Infrastruktur für Nutzer von Elektro autos werden weiterhin die großen Themen im Bereich der E Mobility bleiben Das Modellhaus des BMVBS kann hierbei allerdings vor allem durch die begleitende Forschung sicher lich wichtige Hinweise auf ganzheitliche Synergieeffekte im Be reich alltäglich integrierter Mobilität gewährleisten Autor Werner Beutnagel