carIT 1 2012 Seite 37

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Pilotprojekt Kolibri Mission 37 München Nord B13 Auf der teils mehrspurig ausgebauten Bundesstraße am Rand der Bayern Metropole rollt der Verkehr tagein tagaus heftig Vor allem Berufspendler kennen nervenaufreibenden zähfließenden Verkehr oder Staus Die Ampelanlagen regeln den Verkehrsfluss so gut es geht Funktionierende grüne Wellen für einen homogenen Verkehrs fluss konnten bislang weitgehend nur im innerstädtischen Ver kehrsumfeld realisiert werden da Ampeln dort relativ dicht aufeinander folgen Auf Land und Umgehungsstraßen sind die Abstände zwischen den Fahrzeugen größer und weniger gleichmäßig auch die gefahrenen Geschwindigkeiten sind unterschiedlicher Hier setzt das interdisziplinäre Projekt Ko libri kooperative Lichtsignaloptimierung an Denn auch au ßerorts kann ein besserer intelligent gesteuerter Verkehrsfluss Staus Lärm und CO 2 Emissionen deutlich reduzieren wenn man neue Wege beschreitet wie die Projektpartner von Koli bri zu denen Forscher der Technischen Universität München TUM die BMW Group die Transver GmbH sowie die Oberste Baubehörde im Bayerischen Innenministerium gehören Das Projekt läuft bis Frühjahr 2013 die gewonnenen Erkenntnisse sollen danach als wissenschaftliche Grundlage dienen künftig Ampelanlagen zu optimieren den Verkehr zu harmonisieren Emissionen zu reduzieren und Fahrkomfort und Fahrtzeiten zu verbessern Neben einem Teilstück der B13 wurde auch ein Abschnitt der St2145 B15 in Regensburg als Teststrecke aus gewählt In den beiden realen Testfeldern wird eine große Anzahl an Fahrten durchgeführt und aufgezeichnet Hieraus lassen sich Informationen wie Reisezeiten Anzahl an Halten Staulängen et cetera ableiten Zusätzlich werden Mikrosimu lationen und Beobachtungen vor Ort durchgeführt Dieser dy namische Ansatz wird sich auch flexibel an sich verändernde Verkehrsmengen anpassen können erklärt Alexander Dinkel Projektleiter bei der Firma Transver Der Clou Informationen der Ampelanlagen werden direkt via Mobilfunk in die Testfahrzeuge übertragen dem Fahrer wird ein Vorschlag für optimales Fahrverhalten für eine grüne Welle übermittelt Umgekehrt werden Fahrzeugdaten in der Ampelschaltung verarbeitet Eine vorausschauende Art des Fahrens die BMW künftig eventuell automatisiert einsetzen möchte Die Tests mit den ersten prototypischen Ampelassis tenzfunktionen in den Entwicklungsfahrzeugen zeigen schon jetzt ein enormes Potenzial für die Verbrauchsreduktion allein durch die adaptiv zur Ampelphase angezeigten Geschwindig keitsempfehlungen In nächsten Schritten könnte man sich vor stellen dass diese neue Art der Fahrtvorausschau auch bis in die Assistenzsysteme des Fahrzeugs hinein eingesetzt wird so dass die optimale Fahrtgeschwindigkeit in der Ampelannähe 01 2012 rungsphase automatisch vom Fahrzeug vorgeschlagen wird so Susanne Breitenberger Projektleiterin für BMW Verkehrs technik und Verkehrsmanagement Die Teststrecke der B13 haben Wissenschaftler der TU Mün chen für Forschungszwecke im Fahrsimulator nachgebildet Zunächst wurden fünf Anzeigevarianten für eine Geschwin digkeitsempfehlung auf einem Smartphone erfasst Ziel war es herauszufinden ob diese nach objektiv messbaren Größen mobil einsetzbar wären und ob sie den Versuchspersonen sub jektiv gefallen Danach wurde eine favorisierte Anzeigevarian te weiter auf die Bedürfnisse der Testpersonen hin optimiert Eine spannende Frage in späteren Versuchsfahrten wird sein wie und ob ein Fahrer Geschwindigkeitsempfehlungen in sei ner Fahrt berücksichtigen kann oder will Und wie er mit dem umgebenden Verkehr durch seinen Informationsvorsprung inter agiert Um eine angemessene Akzeptanz der Geschwin digkeitsempfehlungen zu erhalten müssen die Schaltzeiten entsprechend gut prognostiziert werden und weitere Dinge wie die Rückstaulängen und Geschwindigkeitsabschnitte be rücksichtigt werden erklärt Michel Krause vom Lehrstuhl für Ergonomie der TU München Kommunen und Behörden sehen ebenfalls Handlungsbedarf in Sachen Verkehrsfluss und Emissionsbelastung Durch die euro päischen Rahmenrichtlinien für Feinstaub Stickstoffdi oxid und Lärm entsteht zusätzlicher Druck Diesen Heraus forderungen gilt es jedoch zu begegnen Das Problem Oft sind die Ampelanlagen technisch unterschiedlich in die Jahre gekommen und können von verschiedenen Herstellern stam men Kein einfaches Unterfangen Aus Sicht der Verwaltung liegt die große Herausforderung darin dass die bestehenden Anlagen über einen sehr unterschiedlichen Ausstattungsstand verfügen Eine Aufrüstung der bestehenden Systeme auf mo derne Übertragungstechnik wird deshalb eine sehr komplexe Aufgabe sagt Ulrich Haspel Projektleiter bei der Zentralstelle Verkehrsmanagement ZVM in Bayern Kolibri hat Modellcha rakter Die Straßenbauverwaltung nimmt Kolibri zum Anlass einen Bausatz für die Vorgehensweise zur Optimierung von Lichtsignalanlagen auf Außerortsstraßen zu entwickeln Dies soll zukünftig für weitere Strecken zur Anwendung kommen Geplant ist auch eine spezielle App für die perfekte grüne Welle auf Landstraßen Sinn macht das Projekt auf jeden Fall auf den beiden bayerischen Teststrecken schon jetzt Die verbesserte Steuerung der Lichtsignalanlagen steht den Verkehrsteilneh mern bereits während der Projektlaufzeit zur Verfügung weiß Alexander Dinkel Autor Julian Sommer


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