Logistik im Hafen Faszination IT 73 automotiveIT 01 02 2013 Handgriffen den Container auf dem Hänger und schon könnte es losgehen Das Nadelöhr ist das veraltete Ladeterminal Die Fahrer müssen mit den Ladedokumenten aus der Kabine ins Gebäude Es ist der Papierkram der alle Beteiligten aufhält Im Pilotprojekt SPL fällt der nicht mehr an Das Computersy stem des Terminal Betreibers weist dem Fahrer die richtige Kranbahn zu Die nicht angeschlossenen Transporteure schau en neidisch zu wie die Kollegen auf der freien Spur einfach an ihnen vorbeifahren und schon auf dem Weg zum Kunden sind während sie noch anstehen Dem zuweilen nicht zu ver meidenden Chaos auf den vierundsiebzig Quadratkilometern des Hafengeländes haben sich die Spediteure auch früher nicht kampflos ergeben Über Funk hielten die Disponenten Kontakt mit ihren Fahrern versuchten Auswege und Abkürzungen zu finden Die neue Technik macht sich in der Betriebszentrale des Transporteurs vor allem durch die Ruhe bemerkbar Bisher mussten sich die Disponenten oft gegenseitig überbrüllen um die oft schlechte oder lückenhafte Funkverbindung mit ihren Fahrern zu halten Heute können sie per GPS Sensor jeden Lkw verfolgen der aktuelle Stand ist auf dem Display immer sicht bar Die nächste Ausbaustufe ist schon in Arbeit automatisierte Verspätungsmeldungen selbsttätige Wareneingangskontrollen bei den sensiblen Kühltransporten und umfangreiche Auswer tungsmöglichkeiten So bietet das Datalogging der Fahrtwege für die Port Authority die Chance Engstellen und auch Ver schleiß der Infrastruktur wie die 140 Brücken im Hafengebiet zu orten Für uns ist es wichtig zu sehen wie belastet so eine Brücke ist damit sie rechtzeitig ausgebessert wird sagt Sebas tian Saxe IT Chef der HPA Jetzt schon mit von der Partie ist der Parkraumanbieter Hoyer der den Spediteuren zielgenau Stellflächen anbieten kann Ein wichtiger Baustein im System sind aber nicht nur die Parkplätze im Hafengebiet sondern auch in der weiteren Um gebung SPL sendet dem Trucker auch weit vor Hamburg In formationen über Staus mögliche Parkplätze an der Anfahrts strecke um verstopfte Routen im engeren Hafenumfeld schon weit vorher zu vermeiden Abgesehen von Zeit und Geld soll Smart Port Logistics nicht zuletzt die Nerven aller Beteiligten schonen und SPL weiß unter Umständen auch was am be treffenden Autohof die Currywurst kostet Mittels Geofencing soll vermieden werden dass sämtliche Teilnehmer des Projekts mit für sie nicht relevanten Daten überschwemmt werden Der Radius in den der Wagen einfährt lässt sich stufenweise ein stellen Mit jeder passierten virtuellen Grenze werden Informa tionsschwellen ausgelöst die den Datenstrom filtern Wenn ich in Soltau unterwegs bin brauche ich nicht wissen was in Flensburg gerade für Staus sind erklärt Speditionschef Stapel feldt Geht es nach der Port Authority soll aus SPL künftig ein Servicemarktplatz werden Hafen Geschäftsführer Jens Meier erklärt Wir haben sehr früh auf moderne IT Prozesse gesetzt Nun folgt der konsequente Schritt eine Plattform für die Inte gration aller logistikrelevanten Daten und Angebote zu schaf fen Meier stellt sich vor dass sich in die Cloud künftig neben Terminalbetreibern auch Reeder und Lagerhäuser einklinken Kompatibilitätsprobleme sollen dann der Vergangenheit ange hören Und damit nicht genug Die Entwicklungskosten sollen für die Beteiligten nur eine kleine Investition für einen Verkaufs schlager werden Ulrich Meister einer der Geschäftsführer von T Systems erklärt Wir haben ein logistisches Gesamtkonzept entwickelt das auch auf andere Logistikbereiche wie Flughä fen oder Güterbahnhöfe übertragbar ist Was den Hamburger Hafen betrifft hat man ambitionierte Ziele Die HPA will dank SPL den Containerdurchsatz verdreifachen und Rotterdam den ersten Rang streitig machen 2011 wurden in Hamburg 132 Millionen Tonnen Waren umgeschlagen neben Massen und Stückgut auch 9 1 Millionen Container Das macht Hamburg zum zweitgrößten Hafen Europas Doch Konkurrenz gibt es auch im eigenen Land In Wilhelmshafen entsteht ein großes Container Terminal das zum einen direkt an der Nordsee liegt zum anderen auch neue noch größere Schiffsklassen abferti gen kann für die die Elbe bisher nicht genug Tiefgang bietet Und so hat die Marco Polo bei Einfahrt in die Elb Mün dung am 12 Dezember nur 14 500 Container geladen aber das tut ihrem Auftritt keinen Abbruch Wenn einer der neuen Giganten der Meere mit 400 Metern Länge in den Hambur ger Hafen einläuft ist das heute ein Ereignis wie wenn das Luxuskreuzfahrtschiff Queen Mary II zu Besuch kommt Die französische Reederei CMA CGM will 2013 weitere zwei dieser Riesen vom Stapel lassen einer davon soll im Mai fei erlich in Hamburg getauft werden Das Unternehmen übt gleichzeitig Druck auf die Stadt aus die umstrittene Elbver tiefung umzusetzen die Marco Polo könnte eigentlich noch 1400 Container mehr tragen Geschäftsführer Reinhard Pe schel warnt Hamburg könne ins Hintertreffen geraten Aber auch CMA CGM muss im weltweiten Wettlauf aufpassen nicht abgehängt zu werden Auch wenn die Marco Polo mit ih ren 54 Metern Breite zur Zeit das Nonplusultra ist der wirk liche Branchenriese will noch eins draufsetzen Die Reederei Maersk erkannte schon in den frühen Sechzigern das Potenzial der Container Die dänische Firma ist heute die größte Reederei der Welt 250 Schiffe mit zwölf Millionen Registertonnen Ka pazität transportieren weltweit jeden fünften Container 2011 hat Maersk beim koreanischen Multi Konzern Daewoo zehn Schiffe mit 60 Metern Breite in Auftrag gegeben die 18 000 Container tragen können sollen Das Rennen geht weiter Und Malcolm Purcell MacLean Hat sich nicht auf seinen Lor beeren ausgeruht Aus den zwei umgebauten Pötten wurde eine gestandene Reederei die er schließlich Sea Land taufte Nicht schlecht für ne Landratte 1960 hat er auch die Reederei verkauft und das Geld in neue Transportfirmen gesteckt Sea Land gibt es heute noch als Tochter von Maersk MacLean hat den Riesenerfolg seiner Blechkisten noch miterlebt Wurde fast neunzig bis er selbst in die Kiste ging Virtuell steht er aber für immer aufrecht in der Hall of Fame für Logistik Autor Markus Stier