automotiveit Ausgabe 1-2/2013 Seite 71

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Logistik im Hafen Faszination IT      71 automotiveIT 01 02 2013 Dieser Malcolm war ja kein übler Kerl echter Selfmade Typ Fing als Tankwart an sparte für seinen ersten gebrauch ten Lastwagen Sparen konnte er war ja herkünftlich Schot te und wollte deswegen Malcolm genannt werden fand das klang ursprünglicher Fuhr Tabak in Carolina hatte bald eine kleine Spedition tüchtiger Bursche dieser MacLean selbst als er schon eine erkleckliche Lkw Flotte hatte fuhr er noch selbst Ich glaube ich erwähnte schon dass seine Vorfahren Schotten waren Wenn er nur nicht so anstrengend gewesen wäre Ge duld war sicher nicht seine Stärke und am meisten wurmte ihn das Rumhängen bis endlich alle Säcke oder Kisten verladen waren Und dann ging er allen furchtbar auf die Nerven mit seiner fixen Idee mit diesen Riesenkisten aus Blech Vom Las ter wollte der gleich den ganzen Auflieger runterheben total verrückt Jeder sollte nur noch eine Kistengröße benutzen egal ob Lastwagen Zug oder Schiff die ganze Welt mit einem Stan dard Hat behauptet was ein Stauer in vier Stunden an Säcken schleppen kann könnte er in Minuten erledigen Klar dass niemand diese Fantasterei finanzieren wollte Nicht dass sich MacLean davon hätte aufhalten lassen Wenn es sonst niemand tat machte er es eben selbst Nach 20 Jahren hatte die MacLean Trucking Company 1800 Lastwagen und ihr Gründer verkauf te seine Anteile für 25 Millionen Dollar Kaufte eine Reederei Besorgte sich zwei alte Pötte von der Marine Baute sie um und nannte sie Containerschiff Ich glaube es war 1956 so gegen Ende April als das erste aus Newark Richtung Texas auslief Ja und was soll ich euch sagen Es dauerte gerade mal ein Jahr da hatte er seinen ersten Liniendienst Und soll ich euch noch was sagen Die Welt ist seitdem nicht mehr die gleiche nicht zuletzt für arme Schlucker wie die Stauer im Hafen Als ein Jahrzehnt später die ersten 99 Container den Bre mer Überseehafen erreichten gab es keine spezielle Verlade stelle für die Metallbehälter und es glaubte auch kaum jemand an den durchschlagenden Erfolg der Idee Anders in Asien Die Sonderhandelszone Hongkong überschwemmte in den Siebzi gern die westliche Welt mit billig produzierten Massenwaren und die ließen sich am besten mit Containern transportieren Aus der globalisierten Welt von heute ist das Bestellen und Ver schicken von Waren rund um den Planeten nicht mehr wegzu denken und es nimmt weiter zu Der Siegeszug des Containers war so durchschlagend dass sich heutzutage fast jeder dem Diktat der Blechkisten von 40 oder 20 Fuß Länge unterwerfen muss Die Größe von Häfen wird längst nicht mehr nach Qua dratkilometern gemessen sondern nach der Warenmenge Und bei der geht es nicht mehr maßgeblich nach Tonnage sondern nach Anzahl der Container Die aktuellste Rangliste stammt aus dem Jahr 2010 danach ist Schanghai mittlerweile der größte Hafen der Welt mit 29 Millionen Containern pro Jahr Vor zwei Jahrzehnten machten Container rund zwei Drittel des Stück gutumschlags aus seit 2006 sind es fast konstant 97 Prozent Auch in Deutschlands größtem Hafen in Hamburg hatte man seit den frühen siebziger Jahren die Zeichen der Zeit erkannt Der Stadtteil Altenwerder wurde abgesehen von Kirche und Friedhof komplett abgerissen um in der Hansestadt Platz für einen Containerhafen zu schaffen Das Containerterminal Al tenwerder kurz CTA gilt heute als eines der modernsten der Welt In der alten Speicherstadt brauchte ein Hafenarbeiter vier Stunden um 360 Kaffeesäcke zu entladen heute erledigen das die fahrbaren Kranbrücken in Minuten Einer der langen 40 Fuß Container kann bis zu 26 5 Tonnen Fracht tragen Mit der Vereinfachung der Logistik und den verringerten Trans portkosten kamen auch die Probleme Die schnell wachsenden Warenmengen sorgen zunehmend für Platzmangel 7200 Hek tar misst der Hamburger Hafen das reicht längst nicht mehr In Hamburg werden schon alte Hafenbecken zugeschüttet um mehr Fläche für Stellplätze zu schaffen für Container und für deren Transporteure Das Problem das Malcolm MacLean hat te nervt Spediteure aus aller Welt längst wieder das Warten Die Hamburger lästern schon ob ihr Wahrzeichen die beein druckende Köhlbrandbrücke ist mit ihren bis zu 135 Meter ho hen Pfeilern oder der ständige Lkw Stau hoch über der Elbe Über die Schlagader der Nation die die Hafenteile Waltershof und Steinwerder verbindet rollen täglich um die 30 000 Last wagen wenn sie nicht gerade stehen Jedes zweite Schiff das Hamburg anläuft ist ein Contai nerschiff Kein Bereich wächst so schnell im Vorjahr erwirt schaftete die Hamburg Port Authority HPA über 14 Prozent Umsatzplus mit Containern und sie sieht auch in Zukunft in diesem Bereich die größten Wachstumschancen wenn es da nicht das Nadelöhr des Transportumschlags gäbe Deshalb ha ben die Hafenbetreiber zusammen mit der Deutschen Telekom und SAP ein Pilotprojekt gestartet das abermals die Welt revo lutionieren soll Telematik ist keine neue Idee aber im gewöhn lichen Straßenverkehr hat sie bisher nicht den Durchbruch ge schafft Zu viele verschiedene Ideen von Navigationsgeräten bis zu variablen Tempolimits zu wenig Koordination und keine einheitlichen Standards und Daten Im Hamburger Hafen will man nicht hinterherhinken wie bei der Ankunft der ersten Con tainer vor einem halben Jahrhundert sondern vorangehen Die Idee heißt SPL das steht für Smart Port Logistics und ist der Versuch mit digitaler Hilfe ein modernes Verkehrsleitsystem für den Hafen zu entwickeln Die Innovation Laboratories der Telekom Tochter T Systems haben die IT basierte Technik zu sammen mit SAP Research entwickelt die Daten laufen auf ei ner Private Cloud zusammen die SAP stellt Wenn die Fahrer der Speditionen Stapelfeldt und Glomb ihre Schicht beginnen starten sie nicht nur die Dieselmotoren ihrer Zugmaschinen sondern auch einen Tablet PC im Cockpit 30 Lkw wurden für den Versuch umgerüstet dem Schlange stehen ein Schnippchen zu schlagen Über den Bildschirm kommt auch der Fahrauftrag ob es zum Burchardkai zum Eurokai oder ins Container Leerlager geht Am Burchardkai ist zu wenig Platz für die Trucker eine Schlange von 20 Lkw ist Alltag Die halb automatische Containerbrücke könnte die Ladung in Minuten aus einem gigantischen Stapel fischen und aus 20 Metern Höhe auf den Sattelzug heben Der Fahrer verriegelt mit wenigen


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