automotiveit Ausgabe 1-2/2013 Seite 53

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Inhalt

Human Brain Project Campus      53 automotiveIT  01 02   2013 Fo to s  H um an  B ra in  P ro je ct Allen Supercomputern mit immer neuen Rekorden zum Trotz In der Summe seiner Eigenschaften und vor allem in der Effizienz ist das mensch liche Gehirn auch den leistungsfähigsten Rechnern immer noch haushoch über legen Im Human Brain Project HBP soll jetzt das Gehirn des Menschen am Computer simuliert werden Völlig neue Supercomputer und kreativ denkende Roboter könnten eine Folge des Groß projektes sein Die ursprüngliche Idee für das simulierte Gehirn zielt allerdings weniger auf neue Computertechnolo gie als auf das bessere Verständnis des menschlichen Gehirns Davon erhoffen sich Mediziner neue bessere Strategien zum Beispiel in der Behandlung von Alzheimer oder Altersdemenz Es gibt zwar heute schon viele Erkenntnisse in der Neurowissenschaft aber oftmals fragmentiert in Millionen Einzelver öffentlichungen Das Wissen der ver schiedenen Disziplinen gilt es im HBP zu integrieren Eine der sechs geplanten HBP Plattformen widmet sich dem neu romorphen Rechnen Dabei ist dieses System dem natürlichen Nervensystem nachgebildet Neuromorphe Systeme können wichtige Eigenschaften des Ge hirns aufweisen Fehlertoleranz Lern fähigkeit und einen sehr geringen Ener gieverbrauch erklärt Karlheinz Meier von der Uni Heidelberg Kodirektor des Projektes Denn das Gehirn kann was Computern noch versagt ist Es repariert Schäden selbst und kann jederzeit auf ein riesiges Gedächtnis zurückgreifen verbraucht aber nur ein paar Watt Ener gie Ohne merklichen Leistungseinbruch kompensiert es den Verlust von meh reren tausend Nervenzellen täglich Es kann kreativ um die Ecke denken sich selbstständig auf unbekannte und un vorhergesehene Situationen einstellen Dieses Können will man in die Welt der künstlichen Intelligenz übertragen Die heute eingesetzten Fabrikroboter bei spielsweise funktionieren solange keine ernsthaften Störungen auftreten Krea tive Roboter aber könnten auf Heraus forderungen reagieren und sich selbst entsprechend neu einstellen Eine wichtige Rolle bei der Mo dellierung des Gehirns spielt das For schungszentrum Jülich Die erwarteten Datenmengen allerdings würden auch den dortigen Supercomputer restlos überfordern Bis 2020 sollen deshalb in Jülich völlig neue und leistungsfähigere Rechnersysteme entstehen Insgesamt sind am HBP Forscher und mehr als 80 Forschungseinrichtungen aus 23 Län dern beteiligt neben dem Forschungs zentrum Jülich die TU München und die Universität Heidelberg An der Um setzung werden tausende Experten in etwa 200 Forschungsgruppen unter der Leitung des südafrikanischen Hirnfor schers Henry Markram von der Tech nischen Hochschule Lausanne arbeiten Ein derart spektakuläres Projekt stößt al lerdings auch auf Kritik vor allem unter Markrams Kollegen in der Schweiz Sie befürchten unter anderem dass die Kom plexität des Vorhabens und damit die Ge fahr des Scheiterns unterschätzt werde Und nicht zuletzt wird kritisiert dass die immensen Kosten kleinere und realisti schere Forschungsvorhaben blockieren könnten Das Projekt startet Ende 2013 und ist auf einen Zeitraum von zehn Jahren ausgelegt Ein Hauptfinanzier ist die Europäische Gemeinschaft die HBP zum FET Flagship Projekt Future und Emerging Technologies erklärt hat und etwa eine halbe Milliarde der auf 1 19 Milliarde Euro geschätzten Gesamt kosten übernehmen wird Autor  Gert Reiling Hirnforschung Wissenschaftler versuchen das menschliche Gehirn am Rechner zu simulieren Das Ziel kreativ denkende Roboter Weitere Informationen  www humanbrainproject eu index html


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