RS 4/2014 öffentlich Seite 5

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Hämatologie und Onkologie 4 2014 13 DIETER HOELZER NORBERT FRICKHOFEN ARNOLD GANSER BERNHARD KUBANEK Am 7 Oktober 2014 ist einer der herausra gendsten deutschen Hämatologen Prof Dr med em Hermann Heimpel im Alter von 84 Jahren in Ulm verstorben Er hat das hohe Ansehen der deutschen Häma tologie im In und Ausland entscheidend geprägt Geboren am 29 September 1930 in Frei burg im Breisgau absolvierte er das Studi um der Medizin in Göttingen Heidelberg Innsbruck und Freiburg Er promovierte über die Durchblutungsregulation der Nieren im Pharmakologischen Institut der Universität Freiburg Nach Abschluss des Studiums arbeitete er als Intern in Chi cago und danach in einer Landarztpraxis Dies waren Stationen seiner Ausbildung welche die Grundlage für sein stark pati entenzentriertes Verständnis der Medizin legten und die ihn sein berufliches Leben lang bestimmten und zum breitgebildeten Internisten machten Nach Facharztausbildung und Habilitati on wurde Hermann Heimpel 1969 auf eine Professur mit Leitung der Abteilung Innere Medizin III des Zentrums für Innere Medi zin an der Universität Ulm berufen die er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1996 innehatte Er kam mit dem Gründungs rektor Ludwig Heilmeyer aus Freiburg an die Reformuniversität Ulm Die von ihm geführte Abteilung entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem klinisch hämatologi schen Zentrum in Deutschland Moderne Formen der Leukämiebehandlung wurden unter seiner Federführung erarbeitet und zusammen mit seinen Mitarbeitern zu international wegweisenden Standards entwickelt Zusammen mit seinen Ulmer Kollegen Kleihauer und Fliedner und einer damals noch sehr kleinen Gruppe deut scher und europäischer Zentren etablierte Persönlichkeit und Kompetenz Nachruf Prof em Dr med Hermann Heimpel er in den 80er Jahren gegen viel Skepsis das heute unumstrittene Therapieprinzip der Knochenmarktransplantation Ulm wurde auch zu einem Referenzzentrum für Patienten mit aplastischer Anämie Her mann Heimpel war geradezu besessen von dem Bestreben die Ursache dieser Erkrankung zu erforschen Hermann Heimpel war einer der ersten der die Notwendigkeit einer Qualitäts sicherung für die Weiterbildung und Patientenbetreuung erkannte In der so genannten Roten Liste wurden schon 1969 Standards für die Diagnostik und Therapie für Patienten mit hämatologi schen Erkrankungen festgeschrieben Aus ihr entstand das Standardwerk Hämato logie in der Praxis in dem er zusammen mit seinen Schülern die Prinzipien der hämatologischen Diagnostik und Thera pie in didaktisch gekonnter Einfachheit darstellte Seine wissenschaftliche Karriere be gann Hermann Heimpel als Stipendiat der DFG im Jahr 1959 Es begann mit der Erst beschreibung einer speziellen Anä mieform der kongenitalen dyserythro poetischen Anämie zusammen mit Prof F Wendt deren genetische Ursache er schließlich nach seiner Emeritierung identifizierte und hochrangig publizieren konnte Wissenschaftliche Projekte zu Leukämien Agranulozytose aplastischer Anämie und Knochenmarktransplantation machten die Ulmer Hämatologie zu einem auch international anerkannten hämato logischen Forschungszentrum Hermann Heimpels wissenschaftliche Neugier analytische Fähigkeiten Offenheit und konstruktive Kritik motivierten viele sei ner Mitarbeiter selbständig Projekte zu entwickeln und durchzuführen Er war dabei weder wissenschaftlich noch kli nisch autoritär kraft seines Amtes seine Autorität beruhte vielmehr auf fundiertem Wissen und Verstehen gepaart mit einem fast immerwährenden Einsatz wenn es um die Versorgung von Patienten ging Hermann Heimpel liebte die geistige Auseinandersetzung die Kompetition war Grundmotiv seines Handelns Seine Mitarbeiter respektierten ihn nicht nur wegen seiner Autorität des Wissens son dern auch wegen seiner Liberalität ge paart mit dem Bedürfnis nach Ausgleich und Vermittlung Sein Drang Wissen zu vermitteln machte ihn zu einem exzellen ten Lehrer für Studenten Als langjähriger Mitarbeiter des Murrhardter Kreises setzte er sich für ein modernisiertes praxisna hes Medizinstudium ein Sein Hang zum kritischen Hinterfragen befruchtete nicht nur jüngere und ältere Mitarbeiter son dern auch seine Kollegen in der gesamten Klinik und letztendlich in der Universität Seine Arbeit als Dekan und später als Pro rektor belegte dass er mit seiner Art viel für das demokratische Verständnis in der Universität bewirkt hat Von 1990 bis 1996 war Hermann Heimpel Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie später wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft verlie hen Für viele Patienten Mitarbeiter Kollegen und Studenten wiegt der Tod der Person Hermann Heimpel am schwersten Sie alle werden ihn vermissen


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