Hämatologie und Onkologie 4 2014 19 MICHAEL OLDENBURG 100 Jahre nach der erstmaligen Zulassung von Frauen zum Studium der Humanme dizin steht die Medizin in Deutschland und damit auch die Hämatologie und Medizinische Onkologie vor einer be merkenswerten Situation Immer mehr Frauen als Männer schließen das Medi zinstudium ab und promovieren auch während gleichzeitig das tradierte Rollen verständnis inklusive der Mechanismen zur Besetzung von Führungspositionen ein männliches ist Der demografische Wandel verlangt zur Versorgung der Be völkerung kein weibliches oder männli ches medizinisches Talent im zeitlichen Verlauf zu verlieren Vor diesem Hintergrund hat die DGHO im Juli 2014 eine Online Umfrage unter ihren Mitgliedern durchgeführt Dabei wurde eine E Mail mit einem personalisierten Link zu einem Online Umfrage Tool an 2 600 weibliche und männliche Mitglieder der Fachgesellschaft versandt bei einer Rück laufquote von 410 Personen 16 Abge fragt wurden u a Wochenarbeitszeit Tätig keitsfeld Tätigkeitsebene Familienstatus Zeitbudget für verschiedene Lebensberei che Arbeitsteilung mit dem Partner sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf Mit Verweis auf die Ergebnisse die in Form des 5 Bandes der Gesundheitspolitischen Schriftenreihe unter dem Titel Frauen in der Hämatologie und Onkologie Fakten und Forderungen erschienen sind macht Prof Diana Lüftner Vorstandsvorsitzende der DGHO die Dramatik der Zahlen deut lich Trotz Anstieg des Anteils von Ärztin nen an der gesamten Ärzteschaft findet sich ein deutlicher Karriereknick in den Berufsbiographien der von uns befragten weiblichen Mitglieder Assistenzärztin Fachärztin Oberärztin in diesen Positi onen finden wir mehr Ärztinnen als Ärzte Mit der Position des Chefarztes kehrt sich dieses Verhältnis dramatisch um DGHO fordert mehr Ärztinnen in Führungspositionen 5 Band der Gesundheitspolitischen Schriftenreihe veröffentlicht Dabei macht Prof Diana Lüftner neben anderen Ursachen unter anderem die veralteten Regularien der ärztlichen Wei terbildungsordnung dafür verantwortlich Diese besagt in den Kernpunkten dass die Weiterbildung grundsätzlich ganz tägig und in hauptberuflicher Stellung durchzuführen ist alternativ wird eine Teilzeitbeschäftigung mit einem Mindest stellenanteil von 0 5 anerkannt Damit so Prof Diana Lüftner müssen sich Frau en zwischen Kind und Karriere entschei den Beides geht oft einfach nicht Dann wird man als junge Ärztin schnell aus dem System gekegelt Neben einem Umdenken und der Anerken nung beruflicher familiärer und sozialer Realitäten fordert Prof Diana Lüftner für die DGHO konkrete Instrumente und Maß nahmen mit denen die Karrieren von jun gen Ärztinnen gefördert werden können Anerkennungszeiten für die ärztliche Weiterbildung ab einem Stellenanteil von 0 25 bei einer minimalen Laufdauer von weiterhin sechs Monaten Bei Erfüllung aller Inhalte und Bestäti gung der Fähigkeiten ist eine Verkürzung der errechneten Weiterbildungszeiten auf Basis von Teilzeitbeschäftigung um bis zu 30 Prozent möglich Verstärkte Implementierung von flexib len Teilzeitarbeitsmodellen Zur Sicher stellung der Übergabezeiten Gewäh rung eines Zuschlags von 10 Prozent auf das Personalbudget Für die Gewährleistung der Kontinuität und Sicherung der Behandlungsqua lität ist eine überlappende Besetzung ab 8 Wochen vor dem voraussichtlichen Geburtstermin im Falle einer Schwan gerschaft notwendig Hierfür muss ein entsprechendes Budget zur Verfügung gestellt werden Weiterentwicklung von Konzepten zur Kinderbetreuung sowie Ausbau des be stehenden Angebots zur Kinderbetreu ung Implementierung DRG unabhängiger Finanzierungsmöglichkeiten zur Förde rung von Teilzeitarbeit zum Ausgleich finanzieller Mehrbelastung der Arbeit geber durch Teilzeitarbeit Implementierung und transparente vorausschauende sowie verbindliche Planung von Job Sharing Stellen in Ver bindung mit flexiblen Teilzeitmodellen Unterstützung von Teambildungen und Integration von Teilzeitkräften in Teams für Rotationen in Spezial und Fremdab teilungen wissenschaftliches Arbeiten und andere spezifische Aufgaben Die DGHO hat erste Gespräche mit der Bundesärztekammer in Bezug auf eine Änderung der Weiterbildungsordnung und die geforderte Anerkennung von Wei terbildungszeiten ab einem Stellenanteil von 0 25 geführt Die rechtlichen Grund lagen die vor einem solchen Einschnitt geprüft und geschaffen werden müssen sind erheblich was eine rasche Verände rung nicht erwarten lässt Grundsätzlich wird aber im Gespräch klar das Verständ nis für die Gesamtsituation besteht und entsprechende Korrekturen angestrebt werden Die DGHO weist darauf hin dass auch derzeitig nach detaillierten Prüfungen in Einzelfällen durch die Landesärztekam mern Weiterbildungszeiten mit einem Stellenanteil 50 anerkannt werden können Die DGHO sammelt diese Einzel fallentscheidungen als Grundlage für wei tere Gespräche Der 5 Band der Gesundheitspoliti schen Schriftenrei he kann kostenlos über die Geschäfts stelle der DGHO un ter der Telefonnum mer 030 27 87 60 89 0 oder per E Mail unter info dgho de bezogen werden