Hämatologie und Onkologie 2 2017 21 Biosimilars von monoklonalen Antikörpern in der Medizinischen Onkologie Positionspapier der DGHO VORSTAND Zusammenfassung Nach Patentablauf der ersten therapeu tisch eingesetzten monoklonalen Anti körper in der Medizin kommen jetzt ver schiedene Biosimilars auf den Markt Das ermöglicht wirtschaftlichen Wettbewerb mit dem Potenzial von Kosteneinsparun gen Die bisher vorliegenden Ergebnisse randomisierter Studien zum Vergleich von Biosimilars mit originalen monoklonalen Antikörpern aus der Rheumatologie und der Medizinischen Onkologie zeigen keine signifikanten Unterschiede bezüglich Phar makokinetik Wirksamkeit und Sicherheit Da Biosimilars nicht völlig identisch mit dem jeweiligen Originalwirkstoff und nicht alle bisher vorliegenden bzw geplanten Zulassungen durch vergleichende klini sche Studien zur Wirksamkeit abgedeckt sind kann es in der Phase der Einführung von neuen Biosimilars zu Verunsicherun gen kommen Hier kann eine aktive Infor mation der Patienten durch den behan delnden Arzt sinnvoll sein die DGHO stellt hierfür ein Informationsblatt zur Verfü gung Zusätzlich empfehlen wir die folgen den Maßnahmen bei Neueinstellung oder bei Umstellung auf ein Biosimilar Dokumentation des verordneten Präpa rates besonderes Augenmerk auf Pharmako vigilanz In der Patientenaufklärung zur Therapie mit monoklonalen Antikörpern sollte der Wirkstoff nicht der Präparatename auf geführt werden Einleitung Biologische Arzneimittel Biologicals un terscheiden sich von niedermolekularen Wirkstoffen durch den komplexen Herstel lungsprozess in lebenden Organismen Anders als bei herkömmlichen Arznei mitteln kommt es nach dem Patentablauf nicht zur Markteinführung von identi schen Generika sondern von Biosimilars Die European Medicines Agency EMA definiert Biosimilars in ihrer Guideline on similar biological medicinal products als biologische Arzneimittel die die akti ve Substanz eines bereits zugelassenen originalen biologischen Arzneimittels enthalten Ähnlichkeit zum Referenzpro dukt muss in Bezug auf Qualitätskriteri en biologische Aktivität Sicherheit und Wirksamkeit auf der Basis eines umfas senden Vergleichs nachgewiesen werden 1 Auch die World Health Organization WHO hat ihre Guidelines on evaluation of monoclonal antibodies as similar bio therapeutic products SBPs im Oktober 2016 aktualisiert Besonderer Schwer punkt wird neben den rigorosen Quali tätsanforderungen an die Herstellung auf die Durchführung einer Comparability Exercise zum Nachweis der Vergleichbar keit gelegt 2 Die ersten Biosimilars in der Hämatologie und der Medizinischen Onkologie betra fen ab dem Jahr 2007 das Erythropoietin die zweite Gruppe ab 2008 das G CSF Aktuell kommen Biosimilars für therapeu tisch eingesetzte monoklonale Antikörper auf den Markt Das erste Biosimilar für Ri tuximab wurde im März 2017 von der EMA für die Behandlung von Patienten mit fol likulärem Lymphom diffus großzelligem Lymphom und chronischer lymphatischer Leukämie zugelassen 3 Die beiden Ritu ximab Biosimilars Rixathon und Riximyo erhielten in der Sitzung des Committee for Medicinal Products for Human Use CHMP der EMA im April 2017 eine posi tive Empfehlung für die Behandlung von Patienten mit Non Hodgkin Lymphomen Rixathon zusätzlich auch für die chroni sche lymphatische Leukämie 4 Wissenschaftliche medizinische Fach gesellschaften prüfen im Rahmen ihrer Leitlinien Empfehlungen zur medika mentösen Therapie kritisch die Daten zur Wirksamkeit Sicherheit und zum Nutzen onkologischer Therapeutika Bei Generika kann sich die zusätzliche Überprüfung auf abweichende Zulassungsbestimmungen beschränken Bei Biosimilars muss darü ber hinaus geprüft werden ob zusätzliche Risiken durch die biologische Herstellung und die damit verbundene Variabilität entstehen Die European Society for Me dical Oncology ESMO hat die Besonder heiten von Biosimilars in der Onkologie ausführlich in einem aktuellen Positions papier dargestellt und diskutiert 5 Risiken Ein Biosimilar wird so entwickelt dass es ein analoges Spezifikationsspektrum wie die Referenzarznei aufweist Aufgrund des biologischen Herstellungsprozesses ist ein gewisser Grad an molekularer Variati onsbreite unvermeidlich Dieser entsteht auch bei bereits zugelassenen monoklo nalen Antikörpern z B in unterschiedli chen Chargen oder durch nachträgliche Änderungen des Herstellungsprozesses Risiken der biologischen Ähnlichkeit lie gen in geringerer Wirksamkeit höherer Wirksamkeit Änderungen der Immunogenität und des Nebenwirkungsspektrums Wirksamkeit Die umfangreichsten vergleichenden Studien mit monoklonalen Antikörpern zu klinischen Endpunkten wurden in der Rheumatologie durchgeführt 6 Dabei zeigten sich bisher sowohl bei Biosimi lars für Infliximab als auch für Etanercept keine signifikanten Unterschiede bei Wirksamkeit und Nebenwirkungen 7 8 Auch der Wechsel vom Originalpräparat Infliximab auf das Biosimilar CT P13 führ te in der Studie NOR Switch nicht zu einer Unterlegenheit im Biosimilar Arm 9 Die Rate von Antikörpern gegen das Arznei mittel war ebenfalls nicht signifikant un terschiedlich SB2 Infliximab

Vorschau RS 02/2017 Seite 17
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