9RITTER BÜRGER BAUERN Die neue Ausstellung im Museum Hartberg erzählt vom Werden der Oststeiermark Land HISTORISCHE RÄUME Beinhaus oder Taufkapelle Neuere Forschungen datieren die Fertigstellung des Hart berger Karners auf das Jahr 1270 Also auf rund 100 Jahre später als man dies lange Zeit angenommen hatte Eine mittlerweile verlorene Inschrift aus dem Jahr 1167 habe dies angeblich belegt Weil die Errichtung damit in das aus gehende Hochmittelalter fällt und der Rundbau zudem zwei Geschoße hat kommt man zur Annahme nur das Unterge schoß habe als Beinhaus gedient das Obergeschoß hingegen als Taufk apelle der Wasserabfl uss außen an der Südseite sei ein Indiz dafür Der Raum über dem Beinkeller könnte auch ein Andachtsraum für Bestattungen und andere kirch liche Zeremonien gewesen sein Der Karner als Wohn und Versammlungsort der Lebenden und der armen Seelen Sind nicht im Christentum die Auferstehung und das Warten auf das Kommen des Herren zentrale Bestandteile des Glaubens Die Etymologie des Wortes Karner bleibt weiterhin unklar Im Lateinischen bedeutet carnarium nämlich Fleischkam mer aber auch Blutbad und Gemetzel Und das mittelhoch deutsche karn meint nichts anderes als klagen und trauern Nicht zu verwechseln ist der Karner mit dem Karn oder Ka renhaus das einen Anbau an einem Kirchengebäude bezeich net in dem sich die Gläubigen die mit einer Kirchenbuße belegt waren während des Gottesdienstes aufh alten mussten Die Kirchenbuße war nämlich oft eine öff entliche Sühneleis tung für schwere Sünden Symbolträchtige Fresken Die aufwendige und künstlerisch hochwertige Bauausführung des Hartberger Karners mit den fi ligranen Zahnschnitt und Rundbogenfriesen den Säulen Bündeln mit den Kapitellen und den Fratzen dem imposanten Portal und den wulsti gen Rundbögen und nicht zuletzt mit den symbolträchtigen Fresken im Inneren zu denen es etliche Deutungsversuche gibt sie legen die Vermutung nahe Hier steht die prächti ge Kapelle eines Herrschers oder einer sehr bedeutenden Persönlichkeit an dessen Hof Etwa jemand aus den engsten Reihen des ungarischen Königs Béla IV oder seines Nach folgers des eisernen und goldenen Königs von Böhmen Ottokar II Premysl Die Oststeiermark war im frühen Mittel alter ein stark bewaldeter Grenzraum ohne feste Grenze eine Übergangszone zwischen rivalisierenden Herrschaftsbereichen Franken Awaren Slawen und Ungarn begegneten sich ver mischten sich und trugen hier einen Teil ihrer Konfl ikte aus Ganze Völker wurden gezwungen den Glauben ihrer Vorfahren aufzugeben Ob ihnen das Christentum nach römi schem oder byzantinischem Muster auferlegt wurde war eine Frage der europäischen Machtpolitik Überall in der Oststeiermark sehen wir noch heute eindrucks volle Spuren aus dem Mittelalter Mächtige Burgen wie Neuberg Thalberg Festenburg Reste der Stadtmauern in Hartberg und Fürstenfeld respektvolle Kirchtürme aus dieser Zeit wie in Hartberg einsame Kirchen wie St Gilgen an der Lafnitz alle sie regen uns zum Nachspüren an Wie war das Leben jener Menschen die diese Bauten mühevoll errichtet haben Wie lebten jene Menschen die uns die Namen von Flüssen und Dörfern hinterlassen haben die aber sonst in den Schriften des Mittelalters keine Aufmerksamkeit ge funden haben Wer waren die treibenden Kräfte der Gesellschaften und was waren ihre Motive Adel Klerus Bürger Bauern rangen um Recht und Bedeutung und schufen eine Gesellschaftsord nung die einige Jahrhunderte bestimmend war Wer waren die Ritter wann war eine Stadt eine Stadt wann war man Bürger Welche Rolle spielten die Klöster gab es freie Bauern und wie erging es den Unfreien War es nicht ebenso eine Zeit des Wandels von Gesellschaft Klima Technologie Kultur Ist die Zeit um 1000 mit unserer um 2000 vergleichbar Antworten auf diese Fragen gibt die Ausstellung Ritter Bürger Bauern das Werden der Oststeiermark Die Ausstellung wird von 25 6 14 11 2021 im Museum Hartberg zu sehen sein Öffnungszeiten Mittwoch bis Sonntag 10 16 Uhr Für Führungen bitte um Voranmeldung Was machen die Kelten im Museum von Hartberg Unten Der berühmte steirische Minnesänger Ulrich von Liechtenstein MUSEUM HARTBERG Herrengasse 6 8230 Hartberg Tel 43 3332 66001 E Mail museum hartberg at

Vorschau Hartbergerland Magazin Seite 9
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.