Fo to s H is to ri sc h e M u se e n H am b u rg M u se u m f ü r H am b u rg is ch e G e sc h ic h te 2 1827 25 F 03 2022 Familienaufstellung nennt man ein therapeutisches Verfahren das davon ausgeht dass innerliche Bezie hungsmuster räumlich dargestellt werden können indem man die Protagonisten einer Familie bewusst an ordnet Das tun auch Familienporträts Denn egal ob ge malt oder fotografiert Ihre Arrangements verraten viel über das Familien und Gesellschaftsbild vergangener Jahrhunderte In einer Tour durch Hamburger Museen haben wir uns verschiedene Familienporträts schon längst vergangener Tage genauer angesehen Das Museum für Hamburgische Geschich te präsentiert die Entwicklung der Stadt Hamburg von ihren Anfängen um 800 bis zur Gegenwart und zählt heute zu den größten stadthistorischen Museen Europas Die in über einem Jahrhundert gewachsene Samm lung umfasst kulturgeschichtliche Objekte Grafiken Gemälde Schiffs und topografi sche Modelle Möbel Textilien und Münzen Museum für Hamburgische Geschichte Holstenwall 24 20355 Hamburg Mo Mi Fr 10 17 Do 10 21 Sa So 10 18 Uhr Di ge schlossen shmh de de museum fuer hamburgische geschichte Oft vergisst man die tiefen Einsichten die uns ein Besuch im Museum für Hamburgische Geschichte über die Ent wicklung des Missionskastells Hammaburg zur weltoffe nen Hansestadt vermitteln kann 1000 Jahre Stadtge schichte deckt die Schausammlung ab Im zweiten Obergeschoss des 100 jährigen Museums finden sich eine ganze Reihe spannender Porträts von Hamburger Famili en Es lohnt sich genau hinzuschauen denn nicht jedes Familienbild springt einem sofort ins Auge So ist es auch mit dem Porträt der Familie Ruperti aus dem Jahre 1835 Es wurde vom dänischen Porträtmaler Ludwig August Franz Aumont 1805 1879 geschaffen und zeigt die Fami lie des Hamburger Kaufmanns Justus Ruperti 1791 1861 seiner Frau Pauline Ruperti geb Merck 1808 1861 und drei ihrer Kinder Aus der Ehe gingen insgesamt acht Kinder hervor von denen das älteste schon bald nach der Geburt starb Auf dem Familienbild zu sehen sind die drei ältesten Kinder Emma geb 1833 Karl Justus geb 1835 und Heinrich Alexander geb 1832 Der Schauplatz des Porträts ist die Terrasse des Landhauses von Pauline Ru pertis Vater Heinrich Johann Merck Das Haus lag in Ham burg Horn einer seit dem 18 Jahrhundert mit Landhäu sern reich besetzten Gegend östlich der Stadt am Geesthang zu Bille und Elbe Im Hintergrund erkennt man die charakteristische von Wassergräben durchzogene Landschaft und jenseits des Flusses die Harburger Berge Sehr bieder der Herr Meier Das Gemälde der Rupertis ist ein klassisches Familienpor tät aus der Zeit des Biedermeier Der Begriff stammt von einer damals kursierenden literarischen Figur dem hausbackenen Dorfschullehrer Gottlieb Biedermeier Ty pisch für die Epoche ist der Rückzug ins eigene Heim Häusliche Überschaubarkeit und Geselligkeit wurden zum höchsten Gut Familie und bürgerliche Tugenden wie Fleiß Treue und Bescheidenheit galten als Ideal Man blickt freundlich aber nicht überschwänglich den Be trachtenden entgegen Harmonie auszustrahlen galt als oberstes Gebot Gemälde dieser Zeit zeigen das Familieni dyll häufig wie ein Stillleben arrangiert mit einem väter lichen Familienoberhaupt und einer liebevollen Mutter die von zahlreichen Kindern umringt ist So wie im ruper tischen Familienbild wird oft auch die hierarchische Stel lung der Familienmitglieder deutlich Der Ehemann und Vater Justus Ruperti überragt als Familienoberhaupt alle anderen und schirmt die Familie gleichzeitig nach hinten ab Er hat die linke Hand auf der Schulter seiner vor ihm sitzenden Frau Diese befindet sich in zentraler Position um sie herum sind die Kinder gruppiert Müßig zu erwäh nen dass das Standesethos des Bürgertums die Erwerbs tätigkeit der Frau verbot Der Hausherr bestimmte alle Ge schicke der Familie Den Menschen vermittelten diese stabilen Anordnungen Sicherheit in einer von Revolutio nen Kriegen und politischen Unruhen erschütterten Welt In der ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts avancieren Ehe und Familie zur Grundlage des bürgerlichen Glücks Die Familie wird erstmals als vom Staat zu schützende In stitution verstanden in den Kreisen des Besitzbürger tums und des Adels Die vorwiegend arme Bevölkerung dieser Zeit konnte sich eine Heirat ebenso wenig leisten wie ein eigenes Heim die Kinder der Armen kamen fast ausschließlich unehelich zur Welt Auch auf den Porträts ringsum lassen sich viele Details erkennen die Familien detektive auf den Spuren vergangener Familienleben fün dig werden lassen Die Harburger Berge im Rücken
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