Seite 18 bürgerzeitung Nr 6 Juli 2022 Damals Mit einer beeindruckenden Veröffentlichung zur Ge schichte der Gunzenhäuser Brauereien Mälzereien und Felsenkeller hat der Würzbur ger Lothar Hiemeyer nun ein weiteres Kapitel der bewegten Stadtgeschichte Gunzenhau sens bearbeitet und mit seinen umfangreichen Ausführungen auch weitestgehend schließen können Das rund 400 Seiten starke Buch ist ab sofort in den Buchhandlungen für 39 Euro erhältlich Vor Kurzem über reichte der engagierte Hei matforscher eine Ausgabe des Buchs an Bürgermeister Karl Heinz Fitz und Stadtarchivar Werner Mühlhäußer Franken ist zwar traditionell Brauereiland aber dass es in der Vergangenheit stolze 12 Brauereien und 72 Wirts häuser in der Altmühlstadt gab das ist schon eine An sage Dazu kamen mehrere Mälzereien welche nicht nur brauten sondern die Gerste auch verarbeiten konnten Üb Auf der Jagd nach dem Gunzenhäuser Gerstensaft Lothar Hiemeyer veröffentlicht umfangreiches Werk Heimatforscher Lothar Hiemeyer hat sich der Geschichte des Gunzenhäuser Gerstensafts angenommen Zu sehen v l n r Stadtarchivar Werner Mühlhäußer Erster Bürgermeister Karl Heinz Fitz Heimatforscher Lothar Hiemeyer rigens In der Mälzerei Braun hatte der Großvater des Autors als Bierbrauer gearbeitet die Faszination für die Geschichte des Gunzenhäuser Gerstensaf tes wurde also in die Wiege gelegt Bei seinen Recherchearbeiten stieß Hiemeyer irgendwann auf die Gunzenhäuser Felsen keller immerhin existieren da von 24 am Burgstallwald und am südlichen Reutberg Einige sind schon seit vielen Jahren zugeschüttet andere einsturz gefährdet und nicht begehbar Lothar Hiemeyers große Leis tung ist die Einordnung der Keller in einen geschichts his torischen Kontext Dazu hat er Pläne aufgetan die als Ab druck in seinem Buch zu finden sind und die Komplexität der Bauwerke erahnen lassen Ein weiteres Highlight seines umfangreichen Werks ist eine übersichtliche Tabelle welche über die ersten urkundlichen Erwähnungen der Brauereien Mälzereien und Wirtshäuser sowie deren Schließung infor miert Ein Muss für jeden der ein Interesse an der Geschich te Gunzenhausens hat Das Buch Geschichte der al ten Brauereien Felsenkeller und Mälzereien in Gunzen hausen ist bereits erschienen und kann über die Buchhand lungen für 39 Euro bezogen werden ISBN 978 3 87707 253 0 Ein zweiter Band mit zahlreichen Illustrationen zur Geschichte der Gunzenhäuser Brauereien wird im Laufe des Jahres erscheinen Heute sind zahlreiche der be schriebenen Einrichtungen beispielsweise die Goldene Krone oder die Bürgerstube wenn überhaupt nur noch vom Namen her bekannt An dere Lokalitäten wie der Blaue Wolf oder das Gasthaus Leh ner existieren zwar noch ha ben allerdings einen Wandel durchlaufen Lothar Hiemeyer hat die Geschichte und Ge schichten festgehalten und sogar Unbekanntes ausgegra ben so z B zum Markgräfli chen Brauhaus So richtig begreifen oder in den Gunzenhäuser ge schichts historischen Kontext einordnen lässt sich die Per son Johann Reichardt 1897 1974 bis heute nicht Un heimlich war er ja schon mit seinem langen schwarzen Mantel seinem durchdringen den Blick und seiner schroffen mürrischen Art mit der er viele Menschen vor den Kopf stieß Dazu seine mysteriösen Expe rimente in den dunklen Felsen kellern am Rande der Stadt sein exotischer Privatzoo und ein unerklärlicher Reichtum Reichardt war unantastbar und bewegte sich außerhalb gesell schaftlicher Normen Stand er gar über dem Gesetz Nicht auszuschließen denn selbst die Nazis konnten ihm nichts anhaben trotz mehrfacher Versuche Und das obwohl er in gleichgeschlechtlicher Beziehung lebte und von Gun zenhausens NS Bürgermeister Johann Appler sogar als Ju denknecht diffamiert wurde Für Stadtarchivar Werner Mühlhäußer ist der Reichardt die vielleicht schillerndste Figur der Gunzenhäuser Geschich te Doch damit nicht genug Johann Reichardt war ein ex zellenter Geschäftsmann der sich zu vermarkten wusste und diesbezüglich seiner Zeit weit voraus war Noch heute sind typische Reichardt Werbesprü che wie Vorbeugen ist besser als Heilen Und kostet auch weniger bei vielen Bürgerin nen und Bürgern bekannt Zahlreiche Gespräche zwi schen Stadtarchivar und Zeit zeugen haben den Mythos Reichardt ein wenig runder ge macht doch auf viele Fragen gibt es nach wie vor keine Ant worten Das Interesse am Gold macher von Gunzenhausen ist ungebrochen groß und daher hat das Stadtarchiv gemein sam mit der Stadt und Schulbü cherei Gunzenhausen an einer Ausstellung mit Exponaten aus dem Leben Johann Reichardts gearbeitet Zu sehen sind u a Originaldokumente Fotogra fien und Zeitungsberichte Dazu zahlreiche persönliche Gegenstände und Bücher Zur offiziellen Eröffnung wurde der Gunzenhäuser Debattierclub um Hubert Bauer eingeladen natürlich nicht ohne Hinterge danken Denn So mancher der Runde hatte den Goldma cher von Gunzenhausen noch selbst erlebt In erster Linie fasziniert bei der Person Johann Reichardt der Mythos ums Goldmachen doch auch andere Facetten sind erzählenswert Zur Erin nerung Aus einem mittelalter lichen Stadtmauerstück wurde ein Glasgefäß geborgen das eine geheimnisvolle Anleitung zum Goldmachen enthielt Reichhardt übersetzte die Hin weise und stellte in seinem Felsenkeller tatsächlich das Edelmetall her bestätigt von mehreren Zeugen Ob das wirklich stimmt kann heute niemand mehr sagen doch Reichardt liebte die Selbst inszenierung In die Wände des Kellers waren mystische Symbole geritzt schwach be leuchtet von wenigen Kerzen Nur ausgewählte Gäste durf ten einen Blick ins schaurige Labor werfen Fotos davon existieren und zeigen einen geheimnisumwitterten Raum Gewiefter PR und Marketingprofi Ausstellung um den Gunzenhäuser Goldmacher Johann Reichardt offiziell eröffnet

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