Seite 14 bürgerzeitung Nr 7 Oktober 2021 Damals Mit einem architektonisch eher unauffälligen aber nichtsdesto trotz wichtigen Bauwerk in Gunzenhausen beschäftigt sich dieser Artikel Sie wird tagtäglich von hunderten Auto und Fahrradfahrern bzw Fußgängern genutzt die Altmühlbrücke Seit jeher ist sie unverzichtbares Verbin Eine Brücke erzählt ihre Geschichte 1757 erhielt Antiquar Christell von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich den Auftrag die Altertümer Gunzenhausens zu kata logisieren In diesem Zusammenhang fertigte er diese westliche Stadtansicht an auf der u a die Bruckkapelle und der Brucktor turm zu erkennen sind dungselement für die Stadt und dem westlichen Umland Das natürliche Hindernis welches die Altmühl darstellt galt es schon immer für die Menschen zu überwinden Bereits für die Römer die sich in der Gunzen häuser Gegend um 90 n Chr ansiedelten waren die bei den Altmühlfurten der unte re Übergang lag ungefähr im Fortlauf der heutigen Sonnen straße der obere in der Nähe des Kaufhauses Steingass von strategischer Bedeutung Gunzenhausens Ehrenbürger dem Vor und Frühgeschichts forscher Dr Heinrich Eidam ist es zu verdanken dass er die obere römische Furt entdeck te und dokumentierte Unter dem Begriff Furt ist jene Flachstelle in einem Bach oder Flusslauf zu verstehen mittels der das Gewässer zu Fuß zu Pferd und mit Fahrzeug prob lemlos zu durchqueren ist Wann die erste Brücke über die Altmühl entstand ist un bekannt Sicherlich ist da von auszugehen dass die Errichtung mit der urbanen Entwicklung Gunzenhausens im 13 und 14 Jahrhundert zusammenhängt Auch die exponierte Lage der Kommu ne am Schnittpunkt von Hee res und Fernhandelsstraßen spielte dabei bestimmt eine große Rolle Ob die Brücke zu nächst ausschließlich aus Holz oder bereits als kombinierte Holz Stein Konstruktion gebaut wurde ist nicht feststellbar Frü hester schriftlicher Hinweis auf die Existenz stammt vermutlich von 1497 mit Nennung eines Mannes der in Gunzenhausen als Pruckknecht tätig war In den Unterlagen des Stadtar chivs finden sich ab dem 16 Jahrhundert immer wieder Aus gaben zum Brückenunterhalt z B 1572 als der Stadtmau rermeister und seine Gesellen unter Mithilfe zahlreicher Ein wohner 18 Tag und Nächt an der Errichtung neuer Brü ckenjoche arbeiteten Dass die wiederholten Instandhaltungs kosten eine enorme finanziel le Belastung für die chronisch knappe Stadtkasse darstellten beweist u a die umfassende Reparatur im Jahr 1668 als umgerechnet ca 10000 Euro an Kosten anfielen und der Gunzenhausener Rat auf groß zügige Unterstützung seitens der markgräflichen Regierung aus Ansbach angewiesen war Diese gestattete der Stadt schließlich 1689 die Erhebung eines eigenen Brückenzolls von 1 Kreuzer je Fuhrwerk zur ausschließlichen Verwendung für künftige Baumaßnahmen Bereits 1691 verzeichnen die Archivakten Einnahmen von 2113 passierenden Wägen 1699 waren es 3551 Fuhr werke welche den Brücken zoll zu entrichten hatten und der dadurch eine unverzicht bare Einnahmequelle wurde Hochwasser und Eisgang Regelmäßig bedrohten Natur gewalten das in der Altmühl stehende Bauwerk und verur sachten häufig Beschädigun gen Im Winter 1700 mussten 42 Bürger ständig den zuge frorenen Fluss aufschlagen und die Eisschollen an den Brü ckenbögen entfernen Ähnlich auch wenige Jahre später alß daß Eyß mit Gewalt aufge gangen haben etlich Bürger mit starcken Stangen daß Eyß zerstoßen damit wegen der Bruck nicht in Gefahr kommen möcht Für den Arbeitsauf wand bewilligte das Bürger meisteramt den Helfern eine Summe für Speis und Trank 1726 erwies sich die Brücke als dermaßen baufällig dass eigens der markgräfliche Land messer Johann Georg Vetter nach Gunzenhausen kommen musste um sich einen Über blick zu verschaffen Das große Gewässer Hochwasser von 1729 ver setzte der Brücke quasi den Todesstoß da die nun entstan denen Schäden irreparabel erschienen und einen völligen Neubau notwendig machten Wieder reiste Vetter jetzt in Be gleitung von Hofmaurermeister Aspacher hierher Deren ab schließende Einschätzung führ te dazu dass im Folgejahr mit den mehrmonatigen Bauarbei ten begonnen werden konnte Zu den Gesamtkosten von 630 Gulden entspricht ca 25000 Euro steuerte die Ansbacher Regierung lediglich ein Sechs tel bei Während der 1730er und 1740er Jahre stand das Bau werk im persönlichen Fokus des Markgrafen Carl Wil helm Friedrich von Branden burg Ansbach Der Fürst hielt sich bekanntermaßen gern und häufig in Gunzenhausen auf Um sein jenseits der Alt mühl gelegenes Jagdschloss Falkenlust sowie Jagdgebiete in den Flussauen bequem errei chen zu können war ein guter baulicher Zustand der Brücke selbstverständlich Somit mag es nicht verwundern dass er während der Wintermonate Soldaten seiner Leibkompanie abordnete aufgestautes Eis an der Brücke zu beseitigen Obwohl sich die Stadtverwal tung stets um den baulichen Unterhalt bemühte und auch vor hohen Investitionen nicht zurückschreckte entschloss Verzeichnis der monatlichen Brückenzolleinnahmen für das Jahr 1699 Zeichnung des Brucktorturmes um 1865

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