Seite 10 bürgerzeitung Nr 3 Mai 2021 Ortsteile Markus Schober der junge Ortssprecher von Schlungen hof wandelt auf den Spuren gleichnamiger Gemeindevor steher aus dem 19 Jahrhun dert Johann Leonhard Scho ber leitet die selbstständige Gemeinde von 1846 1855 und Johann Georg Schober war von 1869 1875 der Ge meindechef Diese Erkenntnis hat Siglinde Buchner die eh renamtliche Kreisarchivpflege rin gewonnen Sie skizziert im jetzt erschienenen Jahrbuch Alt Gunzenhausen wesentli che Facetten der Schlungenhö fer Ortsgeschichte Landwirtschaftlicher Grund besitz in Schlungenhof wurde erstmals 1364 nachweisbar verliehen Historikerin Siglin de Buchner geht aber davon aus dass es den Ort schon zuvor gegeben hat Bis zum 15 Jahrhundert nannte sich die Siedlung Slummenhof Slummenhofen oder Schlum penhoff Die Namensgebung könnte auf den Familiennamen Slump 1497 oder auf die Bodenbeschaffenheit schlam miger Hof zurückgehen In der ersten urkundlichen Erwäh nung wird Hainrich Schauch man zu Guntzenhusen er wähnt der bei Slumenhof einen Acker von der Ellwanger Reichsabtei zur Bewirtschaf tung bekam Sie besaß schon 1364 drei Anwesen im Ort die an die Herren von Len tersheim verliehen waren Zu den Flurstücken gehörten die Rorachwiese die Mertinswie se heute Märtelwiese die Bühl oder Brügelwiese der Brücklins oder Bürglinsacker der Strigelacker der Tanacker und die Sinderlache Die Autorin widmet sich in ihrer Darstellung umfassend den Grundherren von Schlun genhof also der Reichsabtei Ellwangen den Herren von Lentersheim sie hatten in Neu enmuhr ihren Sitz Bis ins 16 Jahrhundert hinein verän derte sich an den Besitzver hältnissen wenig Es gab 27 Anwesen und ein Hirtenhaus Allerdings wütete der Dreißig jährige Krieg schwer mehr als die Hälfte der Häuser wurden zerstört Die Glaubensflüchtlin ge aus Österreich kamen und bauten neu auf Einige ihrer Schlungenhof Facettenreicher Ortsteil Die Gänsrupfer werden heuten noch die Schlungenhöfer im Volksmund genannt In einem Reise handbuch stand bereits 1789 zu lesen dass in Schlungenhof Herden schönster Gänse gehalten werden Im Ort ist man sich der Tradition bewusst Foto Ella Reichardt Namen waren Schmidtöhl Baumgartner Oberhäuser Binder Jungmair Kern Schau er Thalmann und Waldschla ger Etliche Nachkommen gibt es heute noch 1431 ging der Ort in den Besitz der Markgrafen von Brandenburg Ansbach über Schlungenhof lag strategisch günstig zwischen der Gun zenhäuser und der Lindenbüh ler Wildfuhr Die Herrscher schätzten die wasserreiche Gegend zumal sie dort Reiher und Kraniche jagen konnten Nach der Abdankung des letzten Markgrafen 1792 ge langte Schlungenhof in preußi schen Besitz 1806 wurde der Ort bayerisch und fünf Jahre später mit Laubenzedel zu ei ner Ruralgemeinde Red Land gemeinde aus verschiedenen Siedungsteilen zusammenge legt Als die Adeligen 1848 alle gutherrlichen Gewalten einbüßten weil sie an den Staat übergingen wurden die Schlungenhöfer Bauern aus ihrer mehr als 900 jährigen Knechtschaft entlassen Die Lehenbücher der Reichsab teil Ellwangen und das älteste Gunzenhäuser Stadtbuch sind für die Wissenschaftler von heute bedeutsame Grundla gen die Fischereiordnung von 1447 regelte beispielsweise die Nutzung der Fischwasser zwischen Aha und Muhr Von Walburgi bis Jakobi war den Fischern mit tauppeln und hammen Kerschern freie Hand gegeben nur Reusen durften sie nicht darein le gen Immerhin gab es da mals noch reichlich Hechte Karpfen Elten Barben Arau schen Persinge Ruppen Weißfische und Krebse Bei ihren Forschungen ist Sig linde Buchner die zum festen Stamm der Autoren des Ver eins für Heimatkunde Gunzen hausen zählt auf einen beson deren Zeitgenossen gestoßen Matthes Bauer der vom ärm lichen Gänsehirtenjungen aus der Laubenzedeler Nachbar schaft zum reichen Kaufmann in Nürnberg mutierte Der mit Steinen belegte Fußsteig von Schlungenhof nach Lauben zedel wurde 1770 als sehr nützlich gegen Unfälle gewür digt Dass die Schlungenhöfer im 17 Jahrhundert auch Tabak angepflanzt haben das geht aus einem markgräflichen Dokument von 1693 hervor Die Schlungenhöfer lehnten aber den verlangten Zehnt ab Nach dem herrschaftlichen Ansbacher Reskript war den privaten Tabakbauern der An bau unter Auflagen erlaubt verkaufen durften sie den Ta bak nur außerhalb des Landes Aber reich wurden die Schlun genhöfer mit dieser Sonder kultur nicht denn ihre Böden waren zu nährstoffreich Die Blätter blieben schwarz grün und hatten einen zu hohen Salpetergehalt mithin war der Tabak zum Rauchen zu stark Große weiße Vögel die man in dasiger Gegend sah und die größer als eine Gans waren nannte der Volksmund Nimmersatt Sie gehörten zur Familie der Störche Von ihnen wusste man dass sie mit ihrem eine halbe Elle langen Schnabel sogar einen drei pfündigen Karpfen verschlu cken würden Der Markgraf ließ sich zwei dieser seltenen Vögel aus dem Entenpfuhl ge fangen und lebindig in die Sommerresidenz nach Tries dorf bringen In der Oberdeutschen all gemeinen Litteraturzeitung schwärmte der Rezensent eines Reisehandbuchs von 1788 In dem Weiler Schlungenhof findet man Herden schönster Gänse von Schwanengröße und Schwanenweiße Und die Neuen wöchentlichen Nachrichten aus Göttingen waren begeistert von Heer den von tausend anderthalb tausend Stücken der schönsten Gänse Seither ist es für die Schlungenhöfer eine Ehre als die Gänsrupfer geneckt zu werden WERNER FALK Alt Gunzenhausen gibt es im Buchhandel Bestell und Lieferservice aber auch bei Getränke Seifert in Schlungen hof und in der Raiffeisenbank Laubenzedel 15 Euro

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