bürgerzeitung Nr 2 März April 2021 Seite 11 2020 wird als das Jahr der Corona Pandemie in die An nalen eingehen Dabei wird aber leicht übersehen dass schon früher die Menschen von grässlichen Epidemien be troffen waren Die Blattern waren gefürchtet und kosteten vielen das Leben aber auch die Rote Ruhr und Scharlach waren Krankheiten die sich seuchenartig verbreiteten Da von berichtet Stadtarchivar Werner Mühlhäußer in seinem Beitrag zur Ortsgeschichte von Laubenzedel in der neuen Ausgabe von Alt Gunzenhau sen der Jahrespublikation des Vereins für Heimatkunde Im 17 und 18 Jahrhundert waren die hygienischen Miss stände allenthalben verbreitet es gab Mangelernährung und auch die harte Arbeit war nicht dazu angetan den Men schen ein angenehmes Leben zu schenken In Laubenzedel brachen die Blattern beispiels weise 17 Mal aus Mehr als zwanzig Männer und Frauen starben Heute überschlagen sich die Warnungen via Fern sehen und Internet damals gab es den öffentlichen Aus hang Hier in diesem Hause herrschen die Blattern und wird Jedermann vor dem Zutritt desselben ernstlich gewarnt Conrad Babo Heinrich Voge lein und Hermann de Liebolt essedele werden in der ersten schriftlichen Erwähnung Lau benzedels als Bürger genannt In alten und glaubwürdigen Schriften fand Stadtarchivar Werner Mühlhäußer auch noch andere Namen Lau boltsedel Lubenzedle oder Labezedel In der Topographie von Gottfried Stieber wird eine eigene Pfarrei erstmals 1565 genannt Breiten Raum widmet der Autor der 1415 erbauten St Sixtus Kirche und den wie derholten Sanierungen Vom markgräflichen Hofbildhauer Giuseppe Volpini stammen die Kanzel und der Altar Die Kos ten trugen die Laubenzedeler die 1709 allerdings schockiert vernehmen mussten dass der markgräfliche Kastner Red Fi nanzreferent 368 Gulden aus ihrem Heiligen Geld der ört lichen Kirchenverwaltung ver untreute bevor sich seine Spur in der Schweiz verlor Immer hin meinte es Markgraf Carl Wilhelm Friedrich der sich oft in der Wildmeisterei Linden bühl bei Haundorf aufhielt einigermaßen gut mit den Laubenzedelern und erstattete ihnen 200 Gulden Und seine Gefährtin Elisabeth Wünsch die mit den vier gemeinsa men Kindern im Schlößchen Georgental und im Walder Schloss lebte schenkte ihnen wiederholt gemödelte weiße Kerzen Eine Feuersbrunst wie sie zu letzt im Dreißigjährigen Krieg zu erleben war brach 1755 auf den Ort herein Beim Webermeister Jerg Leonhard Hörauf nahm sie ihren Anfang und griff auf neun Gebäude über Der Markgraf der sich in seiner Gunzenhäuser Resi denz aufhielt schickte seine Leibkompanie zur Hilfe Ver ursacherin war übrigens die Ehefrau Höraufs die gegen Mitternacht einem unruhigen Ochsen Futter bringen wollte wobei das offene Licht Streu und Heu entzündete Den Meister selbst schleppten die Helfer durch eine Fensteröff nung ins Freie Zwei Jahre spä ter brannte das Wirtshaus von Johann Michael Huber Auch in diesem Fall kam markgräfli che Hilfe schnell Erbprinz Alexander der seinen in Gun zenhausen dahinsiechenden und drei Tage später sterben den Vater beistand ritt höchst selbst nach Laubenzedel wobei der 21 Jährige aber unglücklich vom Pferd stürzte Wie Werner Mühlhäußer fest stellt ließen sich die Truppen des französischen Kaisers Napoleon auf ihren Erobe rungsfeldzügen wiederholt von den Laubenzedelern verkös tigen Pfarrer Frobenius ver merkte in seinem Kirchenbuch einen Vorfall der besonderen Art Grab bestohlen Das Grab des eineinhalbjährigen Bauernsöhnchens Pfeifer wur de aufgebrochen und aus dem Sarg das Leichentuch gestoh len Hinter der Tat vermutete man einen französischen Sol daten der wohl dem Aber glauben anhing sich auf diese Weise gegen Verwundungen durch Hieb und Schuß schützen zu können Unter den Wirten des Dorfes befand sich auch Simon Vogel vom unteren Wirtshaus der 1725 starb nachdeme er ganz engbrüstig worden vom OrtsteileLaubenzedel Fleisch gefallen und daran ge storben Besser erging es der Schuhmacherstochter Barbara Tröster die nach ihrer Heirat mit Lorenz Winckler einem im Dorf angesehenen Solda ten und Reiter sechs Kinder gebar Sie war 1716 in Gun zenhausen als Hebamme tätig und später am markgräflichen Hof in Ansbach Die Geburts heferin durfte mit nach Eng land reisen um der Ehefrau des englischen Thronfolgers bei der Geburt ihres Sohnes fürsorglich beizustehen Weni ger umsorgt entband 1784 die ledige Bauerstochter Ka tharina Barbara Meier auf dem Fuß weg nach Schlungenhof mit Hilfe einer zufällig vorbeikom menden Frau ihre Tochter In ein Schnupftuch gewickelt er blickte das Kind das Licht der Welt die Kindsmutter gelangte auf einem Schubkarren nach Hause Eine schöne Leicht gab es längst nicht für alle Weil der Schluss seines Lebens nicht zum besten sondern böß und ärgerlich war wurde bei spielsweise nach fürstlichem Hofratsbefehl die Beisetzung des Bäckers und Branntwein brenners Johann Leidel am 5 November 1709 um gewisse Ceremonien gekürzt d h es läutete nur eine Glocke und Sterbelieder durften auch nicht gesungen werden Einen Tadel des Gunzenhäu ser Dekans handelte sich 1772 der verwitwete Schnei dermeister Johann Christoph Engelhard ein der seine ver storbene Frau nicht länger be trauern wollte und schon zehn Wochen und einen Tag nach deren Hinscheiden ein zweites Mal heiratete Eine Bußpredigt des Ortspfarrers musste sich Leonhard Ruep anhören als er Apollonia Gerhäußer aus Büchelberg ehelichte Wegen der gros schwangeren Braut gab es keinen Brautkranz keinen Tanz und auch kein Sai tenspiel Weitere Beiträge in Alt Gun zenhausen sind Alte Fried höfe an der Altmühl Werner Somplatzki Kurzgefasste Ortsgeschichte von Schlungen hof Siglinde Buchner Grabplattenfunde aus der Marienkirche in Großlellen feld Hermann Thoma Die Mühlen von Muhr Günter L Niekel Von Bettelvögten und Polizeidienern Wer ner Mühlhäußer und Werner Neumann Christian Fried rich Möbius Stadttürmer und Stadtmusikus in Gunzen hausen Laura Meyer Die Gründungszeit des Sänger bundes 1861 Gunzenhausen Annalena Brand Kriegs tagebuch aus dem Deutsch Französischen Krieg 1870 71 Daniel Burmann und National sozialismus und Antisemitismus in Gunzenhausen 1919 bis 1924 Werner Mühlhäußer WERNER FALK Das Jahrbuch Alt Gunzenhausen ist im Buchhandel telefoni scher Bestell und Lieferservice sowie bei Getränke Seifert in Schlungenhof und in der Raiffeisenbank Laubenzedel für 15 Euro erhältlich

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