33 die über Leben und Tod entscheiden Politiker die das gewöhnliche Leben sogenannter einfacher Leute nur noch aus Umfragen kennen Kirchenleute die sich in ihren religiösen Floskeln verfangen und die Maßstäbe für sich nicht gelten lassen die sie von anderen verlangen Hochmut ist immer da im Spiel wo die Achtung nur noch von ande ren gefordert aber nicht mehr selbst gegeben wird Respekt verlangen die Hochmütigen nur noch für sich Die Gesetze wechselseitiger Anerkennung sind außer Kraft gesetzt Als Strategie der vorsätzlichen Beschämung dient die Demütigung dem subtilen Machterhalt Das fängt manchmal schon bei der Sprache an Dass Worte oft unbedacht gewählt werden und die Beleidigung nicht intendiert ist macht es nicht besser Wie Menschen über Menschen sprechen kann mehr demütigen als die Situation in der sie faktisch leben Das hat fatale Folgen für das Selbstbewusstsein derer die sich eigentlich nach ei nem anderen Leben sehnen sollten Doch wenn Kindern immer wie der gesagt wird sie seien Unterschichtskinder Kopftuchmädchen und abgehängte Bildungsverlierer dann wiederholen sie die Phra sen der Experten allmählich und gebrauchen sie als Selbstbeschrei bung Die Überschriften großer deutscher Zeitungen können schließlich auch die noch lesen deren getestete Lesefähigkeit nicht gesellschaftsfähig ist Demut müsste deshalb zuerst da als Haltung eingeübt werden wo die gesellschaftlichen Eliten zuhause sind Wenn Menschen zu profanen Göttern der Gesellschaft erhoben werden denen man alles zutraut und von denen man alles verlangt folgen Arroganz und Snobismus das Gefühl etwas Besseres zu sein und notorische Besserwisserei beinahe zwangsläufig Das macht die einen zynisch und lässt die an deren ohnmächtig zurück Hochmut kennt viele Spielarten und ge fällige Verkleidungen Die moralische Überlegenheit die die Kritiker der Mächtigen zur Schau stellen gehört bisweilen ebenso dazu Auch die Schadenfreude der Gaffer die gehässig klatschen wenn ein ehe mals Mächtiger unter der Bürde seines Amtes zerbricht zeugt von R E F L E X IO N

Vorschau Aufschlüsse Nr. 86 Seite 35
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