politischen Haltungen meilenweit voneinander entfernt aber sie kom men darin überein dass sie Tugenden anpreisen und anfordern die die individuelle Freiheit begrenzen und systematisch unter den Vorbe halt höherwertiger Gemeinschaftsinteressen stellen Mehr Tugend könnte man als Parole über diese gesellschaftsweite Drift schreiben Die alte Tugendlehre der Antike und eine im Mittelalter ausformulier te theologische Tugendlehre stehen als ideengeschichtliche Leuchttür me zur Orientierung bei der Fahrt über die aufgewühlte See neuzeitli cher Differenzierungswellen parat Inwieweit sie helfen können dem modernen Bedarf nach Gemeinsinn und Moralsteigerung nachzu kommen soll im folgenden kurz skizziert werden Die griechische Antike präsentierte in verschiedenen prominenten Vertretern eine Tugendlehre mit 4 Elementen Weisheit bzw Klug heit Mäßigung Tapferkeit und Gerechtigkeit Es handelt sich dabei vornehmlich um Charaktereigenschaften die dem Menschen zuge schrieben werden können oder auch nicht Es geht dabei also nicht um selbstmächtig wirkende Ideen oder Kräfte sondern um Eigen schaften die zu erwerben und zu praktizieren sind Die Tugendhaf tigkeit hat dabei keinen Sinn in sich sondern dient einem einzigen Ziel nämlich der Glückseligkeit des Menschen Auch diese muss noch einmal präzisiert werden Nicht ein Glücksgefühl von besonderer Intensität ist dabei angepeilt vielmehr geht es um die Vervollkomm nung des Lebens also um die Bemühung seiner eigentlichen Bestim mung nachzukommen und sie in der tugendhaften Lebenspraxis auch tatsächlich zu erreichen Kluges tapferes maßvolles und gerechtes Handeln dient der Vervollkommnung ja der Vereigentlichung des Lebens so Aristoteles dem Autor von zwei Ethik Büchern von menschheitlichem Rang Die theologische Tradition des Christentums hat diese vier Tugenden als Kardinaltugenden in ihren ethisch moralischen Lehrbestand aufgenommen als die Theologie im 2 Jahrhundert begann sich mit

Vorschau Aufschlüsse Nr. 86 Seite 30
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