17 ENTHUSIASMUS UND ETHIK Glaube und Tugenden in pentekostalen Kirchen Hans Werner Mehnert Im Gegensatz zu den Kardinaltugenden wie etwa Gerechtigkeit Wahrheit Liebe etc haben die sogenannten sekundären oder bürgerlichen Tugenden bei uns leider keinen guten Ruf mehr Pünkt lichkeit Ordnungsliebe Fleiß Disziplin Gehorsam Zuverlässigkeit Treue An stand etc riechen seit der 68er Revolu tion nach verstaubter Moral und bürger licher Kleinkariertheit also einer vereng ten Ethik Als Kanzler Helmut Schmidt 1982 dennoch die Sekundärtugenden lobend hervorhob antwortete Oskar Lafontaine sarkastisch und lapidar man könne mit diesen Tugenden ebenso gut ein KZ leiten Die von uns wenig geschätzten Sekun därtugenden sind aber für das Zusam menleben in desolaten Gesellschaften geradezu heilsnotwendig z B in den riesigen Elendsvierteln Lateinamerikani scher Metropolen Prof Moro ein quirliger älterer Senor italienischer Abstammung zeigt mir seine christliche Kindertagesstätte in San Juan de Miraflores einem riesigen Elendsviertel im Süden Limas Bis zum Horizont ziehen sich Tausende von Hütten aus Bastmatten Pappe oder Blech Hier haust eine Viertelmillion Armer mitten im Wüstensand Kaum ein grüner Strauch oder Baum mildert den Anblick dieses erbärmlichen Elends Im Hof der Tagesstätte wuselt eine Gruppe Kinder um uns herum alle artig in grünweißen Schuluniformen Hin term Klassenraum hören wir andere christliche Chorusse singen Die Kleinen bekommen aus Spendenmitteln täglich mindestens eine Mahlzeit bestehend aus einem Becher Milch und einem Bröt chen Die Kinder lernen bei uns auch das Beten bemerkt Prof Moro aber das Vaterunser kann ich ihnen kaum bei bringen Denn der Vater ist für viele Kinder eine abstoßende Schreckensge stalt Tausende Mütter mühen sich vom Mann verlassen alleine um ihre 3 5 Kin der allerdings von 3 verschiedenen Vä tern Vater das ist oft der betrunkene IN S P IR A T IO N

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