Diese Frage erscheint nur vordergründig als unspektakulär Auf einem zweiten Blick verlangt sie als Antwort nichts weniger als einen Ausweis der eigenen Gottesbeziehung des eigenen Lebensgespräches mit Gott der eigenen Hoffnung und gleichzeitig eine je eigene Antwort auf das Problem der Theodizee und damit auch auf die Grenzen oder die Um fänglichkeit der Allmacht Gottes Mit anderen Worten Diese kleine Frage adressiert enorm wichtige und große Fragen und damit zielt sie in das Zentrum der Frage was der je eigene Glaube in einer sich verän dernden Welt und im verwundeten Leben letztlich ausmacht Was also kann das Gebet bringen Neben der Tatsache dass es wenig sinnvoll erscheint Gebete gegen konkrete politische Handlungen oder Akte der Nächstenliebe auszuspielen verlangen Welt und Leben gerade in der gegenwärtigen Zeit eine Antwort denn die eigentliche Frage lautet doch Ist der Glaube nicht schon längst überholt Und wenn das Gebet das Lebensgespräch mit diesem Gott ist dieser Gott aber nicht handelt was bringt dann das Gespräch Umkreisen wir diese Anfrage noch von einer anderen Seite Für Medi tation haben wir jetzt keine Zeit die Kandidaten sollen lernen zu predi gen und zu katechesieren so fasst Dietrich Bonhoeffer 1936 eine Kritik zusammen die ihm gegenüber geäußert wurde nachdem er da rauf verwiesen hatte wie bedeutsam es sei bei der wissenschaftlich fundierten theologischen Ausbildung weder die eigene Seele noch den eigenen Glauben aus dem Blick zu verlieren Damit dieses eben nicht geschehe sei es wichtig regelmäßige Gebetszeiten zu halten und sich frei von aller Gesetzlichkeit unter dem Wort Gottes zu sammeln und darauf auszurichten Dafür haben wir keine Zeit so lautete dem ge genüber jedoch ein Statement aus der Mitte der Bekennenden Kirche mit dem Bonhoeffer sich allerdings nicht abzufinden gedachte Viel mehr geißelte er diese Position in seinem Brief an Karl Barth als frevelhaft denn sie verkenne woraus Predigt Katechese und dann schließlich auch ein stabiler Glaube eigentlich entstehen würden Inso fern sei die dringlichste Frage die sich ihm und allen jungen Theologen

Vorschau Aufschlüsse Nr. 85 Seite 32
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