29 GEBET Sr Nicole Grochowina R E F L E X IO N Es gibt Zäsuren im Gebetsleben Diese treten dann ein wenn das Gebet wechselt von alltäglich und von fast schon laissez faire hin zu notvoll existentiell und voller Bedeutung Diese Zäsuren beschreiben die Mo mente in denen uns Menschen mit einem Schlag bewusst wird dass unsere Kraft und auch unsere Fähigkeit eine Situation im Griff zu haben sehr deutlich an ihr Ende kommen Not lehrt beten weiß dann der Volksmund und verweist darauf dass Gebete zumeist für die Grenzfälle unserer Existenz vorgesehen sind also für die Momente in denen es unerlässlich und lebenswichtig für unseren inneren Menschen ist sich eine Sprache für Schmerz Trauer und Unsagbares zu leihen weil wir sonst an unseren Worten ersticken oder und das ist die andere Seite überhaupt keine Worte mehr haben um in Sprache zu bringen was gera de geschieht und wie sehr es uns betrifft Krankheit die Konfrontation mit dem Tod das eigene Sterben oder schlicht eine unsagbare Ohnmacht gegenüber den Ereignissen der Welt das sind solche Momente Und dann ist das Vater unser so ein Gebet das in den Sinn kommt und dessen Worte sich gern geliehen werden egal wie bruchstückhaft es auch gebetet wird Bisweilen ist es auch Psalm 23 mit dem tröstlichen Verweis auf Gott als den Hirten der sich kümmert Es ist gut zu wissen dass selbst im Angesicht der Feinde der Tisch gedeckt ist und wir immerdar im Haus des Herrn bleiben Niemand so die Hoffnung des Psalmbeters wird sein Leben und sein Sterben außerhalb von Gott er fahren Das indes ist eine Hoffnung die über Jahrtausende gilt bis heute Und dennoch Neben allem Trost drängt sich auch eine Frage die fast schon die Kehrseite dieses Trostes markiert Und diese Frage lautet Was bringt das Gebet letztlich Bringt es überhaupt etwas Oder dient es nur dazu das eigene Gewissen zu beruhigen

Vorschau Aufschlüsse Nr. 85 Seite 31
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