9 IN S P IR A T IO N EIN ORT FÜR MEINE SEELE Antje Hieronimus Mein Ort für die Seele ist ein Tisch ein einfacher Esstisch aus hellem Holz mit gedrechselten Beinen an den Seiten ein klappbar und in der Mitte ausziehbar für kleine Häuser wie für große Feste geeignet Aber das ist es nicht was ihn zu einem Ort für die Seele macht Es ist das was auf ihm und um ihn herum geschieht So sitze ich nun hier bei einer Tasse Tee am Tisch Vor mir eine brennende Kerze Die flackernde wärmende lebendige Flamme zeigt mir ein Stück von Gottes Gegenwart Die Tripp Trapps sind inzwischen ver schwunden aber entgegen unseren Er wartungen sitzen nun oft die großen Kin der wieder um ihn herum sogar manchmal eins mehr und nicht selten gehören nun ein Aperitif ein Glas Wein und ein Espresso dazu Momente wo nicht an gestern nicht an morgen gedacht wird sondern der Augenblick zählt Ge meinsam essen sich zuhören etwas los werden Die Kerze ist immer dabei auch wenn sicher oft nicht bewusst ist wofür sie bei mir steht Komm Herr Jesus sei du unser Gast Das was so leicht über die Lippen kommt ist eigentlich eine Unge heuerlichkeit Gott sitzt mit uns am Tisch Ich gehe jedenfalls davon aus dass er nur zu gern der Einladung folgt Ein Ort für die Seele ein Ort wo Gottes Geist spürbar ist Das ist unser Tisch besonders dann wenn wir mit iranischen Freunden bangen um die Asylanerken nung wenn in Gesprächen mit Freun den Fragen nach Leben und Tod im Raum stehen Aber auch wenn wir ein fach lachen können Wenn alles Schwere abfällt weil wir wissen dass wir als Kin der Gottes nichts zu fürchten brauchen nicht einmal den Tod Es ist wunderbar gemeinsam Mahlzeit zu halten So tat Jesus es als er bei der Hochzeit von Kana einen Vorgeschmack auf den Himmel durchleuchten ließ als er bei Zachäus einkehrte als Auferstan dener seinen Jüngern das Frühstück bereitete Und auch wenn wir zurzeit selten Abendmahl feiern können wie gut dass Jesus auch zu uns an den Esstisch kommt vielleicht einfach mal so an einem Dienstagabend Antje Hieronimus Neuss juristische Landeskirchenrätin Evangelische Kirche im Rheinland

Vorschau Aufschlüsse Nr. 83 Seite 11
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