191Der Einfluss des Blickverhaltens in Zusammenhang mit sozialer Interaktion BISp Jahrbuch Forschungsförderung 2020 21 Die binäre logistische Regression bezogen auf die Fixationsdauer war statistisch signifikant χ2 12 22 12 p 0 036 Das Modell erklärt 7 00 Nagelkerke R2 der Varianz des Ausgangs des folgenden Ballwechsels und klassifizierte 59 50 der Fälle korrekt 4 Diskussion Eine generelle Veränderung des Blickverhaltens bei Beachvolleyball Spielerinnen und Spielern auf Grund eines erhöhten Stresslevels wurde in dieser Studie nicht gefunden Jedoch weisen die Ergebnisse auf eine individuelle Anpassung des Blickverhaltens in der sozialen Interaktion für die unterschiedlichen Stresskonditionen hin Eine Richtung der Anpassung lässt sich aus den Ergebnissen aber nicht ableiten Es kann ver mutet werden dass die Spielerinnen und Spie ler unterschiedliche Strategien zur Bewältigung der hohen Stresssituationen in Bezug auf ihr Blickverhalten anwandten Beispielsweise zeigte Testperson 5 unter erhöhtem Stress eine höhere Partnerfokussierung welche sich in einer länge ren Fixationsdauer und anzahl auf das Gesicht des Partners bzw der Partnerin und einer ver ringerten Gesamtzahl an Fixationen sowie einer verringerten Anzahl an Fixationen auf das Umfeld und den Körper des Teammitglieds dar stellte Diese Fokussierung auf den Partner bzw die Partnerin aufgrund des erhöhten Stresslevels deutet auf eine längere Phase des emotiona len Feedbacks sowie der Planung des nächsten Ballwechsels in der sozialen Interaktion hin Im Gegensatz dazu zeigte Testperson 1 eine gerin gere Anzahl von Gesamt Gesichts und Umfeld Fixationen und eine kürzere Fixationsdauer auf das Umfeld und den Oberkörper des Mitspie lers in der Stresskondition Darüber hinaus war Testperson 1 der einzige Teilnehmer mit einer verringerten Fixationsdauer auf das Gesicht des Mitspielers Im Allgemeinen lässt sich eine erhöhte Varianz der Fixationsdauer in der Test Kondition mit erhöhtem Stresslevel erkennen Eine höhere Varianz bedeutet dass die Fixations dauern der Testpersonen unterschiedlicher sind Die Varianzsteigerung der Fixationsdauer zeigt sich obwohl die Ergebnisse des Athletenverhal tensfragebogens ergaben dass die Athletinnen und Athleten aufgrund ihrer sportlichen Vorer fahrung bereits auf gute Bewältigungsstrategien für stressige Situationen zurückgreifen können Weitere Untersuchungen sind in diesem Bereich auf jeden Fall notwendig um die möglichen Veränderungen des Blickverhaltens in der sozi alen Interaktion tiefergehend zu untersuchen und Trainings bzw Verhaltensprogramme für die Athleten und Athletinnen zu entwickeln die die Mitspielerin und den Mitspieler optimal för dern oder positive Emotionen übertragen um den Mannschaftserfolg bestmöglich zu unter stützen Es würde sich anbieten Situationen mit längerer sozialer Interaktion wie z B Auszeiten Seitenwechsel oder die Pause zwischen den Sät zen in Folgestudien zu untersuchen Innerhalb des durchgeführten Projekts wurde bei allen Teams eine sehr gute Beziehungsquali tät beobachtet Aus diesem Grund konnte nicht untersucht werden ob sich das Blickverhalten zwischen Teams mit einer guten und Teams mit einer schlechten Beziehungsqualität unter scheidet Eine Veränderung der Beziehungsqua lität aufgrund von situativem Stress lässt sich anhand der Ergebnisse auch nicht erkennen da sich keine Veränderung der Zugewandtheit zwi schen den beiden Stresskonditionen beobachten ließ Hätte Stress einen negativen Einfluss auf die Beziehungsqualität hätte sich hier ein abge wandteres Verhalten zeigen müssen Des Weite ren weisen die äußerst hohen Werte im Bereich der Mannschafts und sozialen Kohäsion darauf hin dass ein natürlicher Selektionsprozess bei Mannschaften abläuft Der Selektionsprozess führt vermutlich dazu dass nur Mannschaften mit einer guten Aufgaben sowie sozialen Kohä sion und einer damit verbundenen guten Bezie hungsqualität in den erweiterten Leistungsbe reich des Beachvolleyballs gelangen Dies kann entweder auf eine frühzeitige Trennung von Teams mit schlechter Beziehungsqualität sowie Aufgaben und sozialen Kohäsion hinweisen vgl Molinero et al 2009 oder in den entschei denden stressigen Momenten können diese Teams nicht ihre optimale Leistung abrufen und somit nicht in diesen Leistungsbereich vordrin gen Ein Effekt des Blickverhaltens in Wettkampfsi tuationen auf die nachfolgende Leistung eines Beachvolleyballteams konnte in dieser explora tiven Studie nicht gefunden werden Dies deu tet darauf hin dass es keine optimale Fixations

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