Das Wunder der Schale In unserer Küche steht eine ziemlich große massive Steingutobstschale Sie heißt Pir min Diese Schale also Pirmin ist leider ein bisschen hässlich dafür aber sehr sehr schwer Ich werde nie vergessen wie Pirmin zu ihrem Namen gekommen ist und auch nicht wie sie in unseren Haushalt gelangt ist Angefangen hat die ganze Geschichte in Grassau einer kleinen Stadt in Bayern nach ei nem Auftritt Eigentlich sagte der Veranstal ter damals eigentlich bekämen die Künstler von ihm nach dem Auftritt immer einen gro ßen Blumenstrauß aber das sei ja nun Quatsch in meinem Falle wo ich doch mit der Bahn un terwegs sei und wie er gesehen habe noch sie ben Folgeauftritte in Bayern hätte da sei das ja Quatsch mit so einem Riesenblumenstrauß den ich dann immer durch die Hotelzimmer und die Züge schleppen müsste eine ganze Woche lang der reinste Quatsch sei das ja dann mit so einem Blumenstrauß da käme ja in Berlin praktisch gar nichts mehr von an von diesem Blumen strauß weshalb das ja nun wohl Quatsch sei Und deshalb habe man sich für ein vernünftige res robusteres Geschenk entschieden nämlich für eine Spezialanfertigung aus der örtlichen Steingutmanufaktur eine schöne schwere massive Steingutobstschale Hui da habe ich mich aber gefreut Die Schale passte nicht so recht in den Koffer Also natür lich passte sie rein aber dafür musste ich dann Unterhosen und T Shirts in einer Plastiktüte ex tra tragen Gott sei Dank aber nur zwei Tage lang denn zwischen den Stationen drei und vier oder genauer gesagt zwischen Mühldorf am Inn und Töging da habe ich dann diese Tüte mit den Unterhosen und den T Shirts in der Re gionalbahn vergessen Logisch Aber egal nach sieben beschwerlichen Reisetagen konnte ich daheim in Berlin endlich meine Schale präsentieren nicht ohne Stolz Die Freundin kleidete ihre Begeisterung in die Worte Boah is die hässlich Die kannst du direkt zu den Flohmarktsachen in den Keller bringen Ich wies so sachlich wie es mir nur möglich war darauf hin dass ich diese Schale eine Wo che lang durch quasi ganz Bayern geschleppt hatte Sie antwortete Na dann wirste ja die paar Treppen bis in den Keller jetzt wohl auch noch schaffen Ich wies nochmals nun bereits mit etwas brüchiger Stimme darauf hin dass ich diese Schale eine komplette Woche kreuz und quer durch das erstaunlich weitläufige und hügelige bayerische Land geschleppt und dafür zudem meine mehr oder weniger gesamten Unterhosen und T Shirts geopfert hatte Die Freundin sagte die Berliner Mauer zu bauen hätte auch sehr viele Opfer gekostet jede Menge Arbeit und Mühe gemacht und deutlich länger als sieben Tage gedauert Hätte man die jetzt deshalb etwa stehen lassen sollen Ich flüs terte heiser sie könne doch wohl nicht die Ber liner Mauer das Symbol für Teilung Reise beschränkung und Schießbefehl mit einer Obstschale vergleichen Das machte sie nachdenklich Sie hielt kurz inne und befand dann Ich denke darüber nach während du die Schale in den Keller bringst Also gut das war ja nun wohl ein Konflikt iSto ck ph ot o co m N as tc o so rs ill o re pu bl ic a Kurzgeschichte 24

Vorschau GDA01-2019_Wiesbaden Seite 24
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