37 Das Umfeld Gemeinwohl Gemeingeist Gemeinwesen sind die Paten jeder geschichtlichen Entwicklung Friedrich Ludwig Jahn 1778 1852 Mit offenen Armen wurden sie nicht empfangen diese Alternativen von denen man nicht wusste was sie so alles treiben oder ob sie gar von Mos kau finanziert werden Jedenfalls repräsentiere das buchcafé ein Publikum das eher dem linken politischen Spektrum zuzuordnen sei und es verkehrten dort Gruppen die dem Verständnis der CDU diametral entgegengesetzt seien so die Vorsitzende der CDU Fraktion Ursula Gesser Auch in traditionell sozialdemokratischen Kreisen stieß das buchcafé auf Vorbehalte und dies obwohl sein zweites Domizil im DGB Haus war Edgar Richter IG Bergbau beschwerte sich unverblümt Was da alles für Leute rumkrauchen die Füße auf dem Tisch die Einrichtung die Atmosphäre Ihn störte auch dass Plakate der Grünen im Fenster hingen und dass sich dort eine Schwulengruppe regelmäßig trifft Doch es gab vereinzelt auch positive Stimmen wie von Werner Köther IG Textil der meinte es sei gut dass gerade Randgruppen im Haus des DGB einen Raum finden es wäre ein positives gewerkschaftliches Zeichen Hier ist Toleranz Und die Dekanin der evangelischen Kirche Roswitha Alterhoff betonte das buchcafé könne aktuell auf politische und gesellschaftliche Ereignisse reagie ren damit schließe es eine gewisse Modernitäts lücke im Angebot der Stadt eben das was traditi onellerweise zu kurz komme Zitate Interviews Jubiläumsbroschüre Zehn Jahre Buchcafé Im Vergleich zu Unistädten wo sich die soziokultu rellen Zentren wie selbstverständlich in das urbane Umfeld einfügten hatten sie es in der Provinz eher schwer Bewertungen stützten sich selten auf ei gene Anschauung sondern verließen sich vorwie gend aufs Hörensagen Das buchcafé wirkte in der Kleinstadt Bad Hersfeld fremd und ungewohnt bis beunruhigend Die Gruppen die sich dort trafen waren gesellschaftlich eher widerständig und die Veranstaltungen bedienten nicht den gewohnten Kulturgeschmack sie waren teilweise experimen tell sehr nah am Publikum und forderten zuweilen aktive Auseinandersetzung mit gesellschaftsrele vanten Themen Politik Bürgermeister Hartmut Boehmer 1978 1989 1996 2010 gehörte der CDU an war also eher konservativ gestimmt und begleitete die Entwick lung des buchcafés recht distanziert Da er jedoch ein kulturbegeisterter Mensch war konnte er trotz einiger Vorbehalte eine Kultur akzeptieren die anders als gewohnt daherkam Hin und wieder besuchte Boehmer auch Veranstaltungen im buch café Angesichts der Rolle im kulturellen Leben der Stadt sprach er sich 1989 dafür aus die bisher nicht sehr üppig geflossenen öffentlichen Mittel zu erhöhen ein Versprechen das er in seiner zweiten Amtsphase mit Hilfe der SPD Mehrheit im Parlament weitgehend einlöste Zwischen den Amtsperioden von Böhmer hieß Bad Hersfelds Bürgermeister Walter Weiss 1990 1996 Weiss kam aus Wiesbaden und kannte das buchcafé aus seiner Zeit als Referent im Ministerium für Wissenschaft und Kunst Das Ministerium förderte das buchcafé erstmals 1985 mit Projektmitteln Soziokulturelle Zentren waren ihm also geläufig und so hatte das buchcafé in ihm einen aktiven Unterstützer Als 1993 Finanzmittel für die Investitionen in der Badestube benötigt wurden wurde er gemeinsam mit Vorstandsmitgliedern in Wiesbaden vorstellig Der Ministerin Evelies Mayer schrieb er am am 2 April 1993 Das durch das buchcafé unterbrei tete kulturelle und soziale Angebot kann durch die Kreisstadt oder andere institutionelle Träger nicht aufgebracht bzw ersetzt werden Sein Kämmerer Michael Bock wünschte dem buchcafé anlässlich der Gewährung eines Investitionszuschusses bei der Umsetzung des Projekts welches das Kul turangebot der Stadt Bad Hersfeld ergänzt viel Erfolg Schreiben vom 21 April 1993

Vorschau buchcafe Festschrift 2019 Seite 37
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