11 H A R B O U R C L U B M A G A Z I N 2 0 1 5 1 6R E F E R A T E Die einschneidenden Veränderungen die durch das Internet ausgelöst wurden sind seit Jahren bekannt Auflagen und An zeigenvolumen rasen in den Keller Die Verlage versuchen mit Spar programmen Personalabbau und Strukturbereinigungen Gegensteuer zu geben und investieren in kommerzielle Online Plattformen So erwirtschaften sie weiterhin ordentlichen Er gebnisse doch das Geschäft mit publizistischen Produkten bleibt zusehends auf der Strecke Am angebotsgetriebenen Geschäftsmodell der Verlage hat sich nichts geändert Die Redaktion macht ein tolles Pro dukt und spiegelt dieses auf der Nachrichtenwebsite Weil nur gelesen wird was auf der Homepage angerissen wird ist diese meist überladen und unübersichtlich Die Nutzer klicken pro Besuch nur ein oder zwei Artikel an Interessantes wird überse hen Die oberflächliche Nutzung mündet in eine schlechte Le serbindung Die Idee eines für alle einheitlichen Informationsange bots hat sich überlebt und schiesst an den Kundenbedürfnissen vorbei Im Umfeld des Internets das sich durch seine Dialog fähigkeit auszeichnet wo das Nutzungsverhalten verfolgt wer den kann und Inhalte bedarfsgerecht ausgespielt werden wirkt das uniforme Angebot der Verlage anachronistisch Personalisierungsalgorithmen helfen die Site den Bedürfnisse der Leser anzupassen das heisst wegzulassen was nicht interessiert und zusätzliche Angebote wo mehr Wissen gefragt ist anzubieten Trevisan selbst lange im Verlagsgeschäft zog persön liche Konsequenzen aus dem mangelnden Reformwillen der Verlage und entwickelt nun als selbständiger Unternehmer nach fragegetriebene datenbasierte und kundenzentrierte Geschäfts modelle Durch die Nachfrage getrieben wandeln sich auch die Werbemärkte zu nachfragegetriebenen Dienstleistungsgeschäf ten Dies zeigt Trevisan am Beispiel des Stellenmarkts der wegen des wachsenden Mangels an Nachwuchskräften zum Kandida tenmarkt wird Im war for talents reichen die Stellenbörsen nicht mehr aus Es braucht Services die den Unternehmen aber auch den Kandidaten helfen ihr Potenzial zu erkennen und dieses voll auszuschöpfen Am Beispiel seiner eigenen Startups zeigt Trevisan wie er Abiturienten und Berufseinsteiger aber auch Aufsteiger und Arbeitslose dabei unterstützt den nächsten Schritt in ihrer Laufbahn optimal vorzubereiten Bei börsenkotierten Unternehmen kommen Kommunikationschefs zuweilen ins Schwitzen wenn in Krisensituationen der CEO wich tige Informationen zurückhalten will Wer die Regeln gesetzeskon former Kommunikation beachtet und intern richtig reagiert hat nichts zu befürchten Bei nicht kotierten Aktiengesellschaften sind die Kommu nikationspflichten bescheiden Bei kotierten Gesellschaften sind sie hingegen klar geregelt und umfassen primär die periodische Berichterstattung Hinzu kommt die Ad hoc Publizität wo der Freiraum enger ist Grundsätzlich ist der Verwaltungsrat als Gesamtorgan für die Kommunikation verantwortlich Er kann diese für ein zelne Aufgaben an folgende Personen delegieren VR Präsident CEO IR oder Kommunikationsverantwortlicher Die Basis ist ein entsprechendes Organisationsreglement oder ein VR Beschluss Bei der Ad hoc Publizität geht es um die Veröffent lichung von Tatsachen aus dem Tätigkeitsbereich des Unternehmens Un problematisch ist die fristgerechte Offenlegung von Beteiligungen wenn Grenzwerte der Stimmrechte erreicht unter oder überschrit ten werden Dies betrifft auch Beteiligungsmodelle für das Kader Der Begriff Tatsachen schliesst auch genehmigte Strategien und das Führen von Verhandlungen ein Die sofortige Publikation ist zwin gend selbst wenn die Konsequenzen der Ereignisse nicht sichtbar sind Ideen Absichten Planstudien und Projektpapiere sind keine Tatsachen Eine Gewinnwarnung ist bei massiven Veränderungen der Gewinnzahlen erforderlich Bei Gewinnschätzungen müssen eigene Prognosen korrigiert werden Auf falsche Drittprognosen muss nicht reagiert werden Ein Aufschub der Ad hoc Publizität ist möglich wenn eine Tatsache auf einem Plan des Unternehmens selbst beruht und dies dem Schutz der Geschäftsinteressen dient Das Unternehmen muss aber sicherstellen dass die betreffende Sache wirklich geheim bleibt CEO und CFO haben zuweilen ein Interesse an einer Geheimhaltung auch wenn der CCO überzeugt ist dass gegen aussen kommuniziert werden muss Er hat deshalb das Recht die Frage dem General Counsel vorzulegen um eine rechtlich ab gestützte Meinung zu er halten Im Notfall ist der Zugang zum VR Präsidenten erforderlich Wichtig bei allen Schritten ist die Dokumentation mit entsprechen den Mails Verletzungen der Melde pflicht unwahre Angaben oder Marktmanipulationen können zivil und strafrechtliche Folgen ha ben seien es Bussen oder gar die Dekotierung der Gesellschaft PD Dr Urs Schenker Baker McKenzie Gesetzeskonforme Kommunikation im Fokus Tobias Trevisan Unternehmer Neue Wege aus der Abseitsposition der Verlage PD Dr Urs Schenker zählt zu den führenden Wirtschaftsanwälten der Schweiz und arbeitet seit 1983 als Partner bei Baker McKenzie in Zürich Sein Studium in Zürich schloss er 1981 mit lic iur und 1985 Dr iur ab An der Harvard Law School erhielt er 1985 den LL M Seit 2009 ist Urs Schenker an der Universität St Gallen als Privatdozent für Handels und Wirschaftsrecht tätig Er ist insbesondere spezia lisiert in M A Sanierungen und Restrukturierungen sowie Kapitalmarktrecht Tobias Trevisan hat an der Uni Basel Nationalökonomie studiert und danach die Ringier interne berufsbegleitende Verlagsausbildung absolviert Von 1994 bis 1998 war er Verlagsleiter der SonntagsZeitung danach GL Mitglied der Wirz Werbung Von 1999 bis 2005 war er Verlagsleiter der NZZ danach Sprecher der Geschäfts führung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Seit 2014 ist Trevisan selbständi ger Unternehmer im Bereich digitale Geschäftsmodelle im mediennahen Umfeld 90103 Mag HarbourClub 230x320 indd 11 03 12 15 10 32

Vorschau HarbourClub Symposium 2015 Seite 11
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