die deS glücKS wenn homeoffice unD geigensPieler Zusammentreffen es ist schon erstAunlich wie nAhe glücK unD unglücK beieinAnDer liegen DAs eine KAnn es nicht ohne Abgrenzung zum AnDeren geben ein bisscHen yin und yang mässig und mancHmal ist Aber irgenDwie Alles DAs gleiche unD trotzDem Auch wieDer nicHt Hä Was bedeutet Glück Das ist eine Frage über die schon die alten Griechen beim Philosophieren gestolpert sind Aristoteles zum Beispiel sah das Glück des menschen in dessen tugendhafter Vernunfttätig keit das tugendhaft verrichtete ergon des Menschen die Vernunft tätigkeit führt ihn zur eudaimonia zur Glückseligkeit Klingt ganz schön komplex Ist es auch Es braucht aber gar keine Aristoteles Expertise um zu erkennen dass die Sache mit dem Glück keine einfache ist Dazu reichen auch Homeoffice und ein Geigenspieler aus Der Corona Homeoffice Bann dauert nun schon seit Mitte März an Seitdem Keine Autofahrt mehr zur Arbeit mit dem Lieblingskollegen in dessen Auto selbst im Sommer solch warme Luft aus den Gebläsen strömt dass die Augenlider an den Kontaktlinsen kleben bleiben Kein charmanter Austausch von verbalen Boshaftigkeiten mehr mit dem anderen Kollegen für deren Verständnis man schon ein Insider sein muss Keine albernen Cartoons mehr die ein dritter Kollege kommentarlos an die Pinnwand der Autorin heftet und es gar nicht anders geht als kräftig loszuprusten Seit neun Monaten ist das alles futsch wAnKelmütigKeit Johanna Feckl geboren 1989 hat Germanistik und Philosophie in München und Berlin studiert Seit 2015 arbeitet sie als freie Journalistin unter anderem für die Süddeutsche Zeitung die Deutsche Presse Agentur und andere Meistens findet man sie in München oder in Braunschweig und sehr oft im Zug irgendwo dazwischen manchmal sogar mit dem fahrrad Stattdessen wird morgens zu Hause der Laptop aufgeklappt und los gearbeitet Zwischendurch als Ersatz für die lieb gewonnenen Begegnungen mit den Kolleginnen und Kollegen wird mal der Los Knopf oder der Tür auf Knopf der Waschmaschine gedrückt Und manchmal wenn Handtücher in der Trommel liegen dann wird zusätzlich der Schleudern Knopf gedrückt Glückseligkeit sieht hoffentlich anders aus Doch dann betrat er die Bühne Der Geigenspieler in der Wohnung über der eigenen Es begann an einem Montagnachmittag mit einem zarten Streichler des Bogens über vier Saiten Die Ohren horchten auf die eben noch tippenden Finger hielten inne Weitere Töne drangen durch die Wände und formten ein Lied Ein schönes Lied Lebhaft und zugleich melancholisch Perfekt inszeniert vom anonymen neuen Nachbarn dem Geigenspieler Nach monatelanger Abstinenz endlich wieder dieses berauschende Gefühl Live Musik zu hören Und dann auch noch während der Arbeitszeit Herrlich Das musste er sein ein Moment wahren Glückes Jeden Tag frönte der Geigenspieler seiner Berufung Und jeden Tag brodelte dieses Glücksgefühl in der Brust der Zuhörerin in der Wohnung darunter Aber es wurde weniger Stetig Bis am zehnten Tag alles Glück passé war Von da an brodelte etwas anderes Wut über so viel Unglück durch das fesselnde Homeoffice jeden Tag dieses immer gleiche verdammte Gefiedele ertragen zu müssen Ruhe  Ru HE   Die gibt es nun nur noch sonntags Da ist nämlich Ruhetag Das wusste schon der liebe Gott Und es sind die Sonntage die einen vor lauter Geigenspiel Stille zu erdrücken drohen Welch ein Glück dass am nächsten Tag wieder Montag ist   Johanna Feckl joHanna feckl Fo to gr afi e A do be S to ck A le na vl ad m ar ti al re d 46 Stadtglanz dezember 20  lifeStyle  KOLuMNE JOHANNA FECKL

Vorschau Stadtglanz Dezember 2020 Seite 46
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